Schwerter der Liebe
Augen führen. »Auf dem Fluss wird es nicht nur kalt und feucht sein, sondern es wird auch eine raue Überfahrt werden. Außerdem wissen wir nicht, was uns erwartet, wenn wir ans Ufer gelangen.«
»Ich bin nicht aus Zuckerwatte«, erwiderte sie mit Nachdruck.
»Bravo«, rief Blackford und klatschte einmal in die Hände. »Ich auch nicht, und ich kann rudern.«
Ohne den Blick von Juliette zu wenden, sagte er: »Hören Sie mir bitte gut zu. Wenn wir Daspit und Ihre Schwester nicht bis zum Ufer eingeholt haben oder wenn sie bemerken, dass wir ihnen folgen, und sie mit Gabriel eine wilde Flucht antreten, dann müssen wir ihnen folgen. Eine andere Wahl bleibt uns nicht.«
»Ich hätte auch nichts anderes erwartet.«
»Es könnte Tage dauern, bis wir sie einholen, und damit würde es unmöglich, in die Stadt zurückzukehren, ohne jeden wissen zu lassen, dass wir zusammen unterwegs waren. Valara könnte im Zusammenhang mit jedem anderen Mann noch auf einen gewissen Schutz hoffen, aber ich fürchte, beim ... beim Casanova von New Orleans wird sie diesen Schutz nicht genießen.« Direkter konnte er es nicht ausdrücken, wenn er sich nicht gleich beleidigend äußern wollte.
Sie reckte trotzig das Kinn. »Die Möglichkeit ist eher gering, aber angesichts dessen, dass wir in Kürze heiraten werden, wird das Gerede derjenigen, die mit dieser Angelegenheit nichts zu tun hatten, mir nichts ausmachen.«
So wie Blackford bewunderte er ihren Mut. Dennoch vermutete er, dass die momentane Sorge schlicht stärker war als ihr Widerwille, zum Gegenstand von Klatsch und Tratsch zu werden. »Sind Sie sich wirklich sicher?«
»Warum stehen wir noch hier herum und reden?«, kon-
terte Juliette. »Mit jedem Moment, den wir herumtrödeln, wird ihr Vorsprung ein Stück größer.«
Daspit mochte ein Lump sein, doch sein Instinkt, mit der Frau durchzubrennen, die er begehrte, erschien Nicholas plötzlich durchaus richtig. Ihm würde gefallen, wenn Juliette darauf bestand, ihn zu begleiten, weil sie mit ihm vor den schottischen Richter treten wollte, der junge Paare ohne viel Aufhebens verheiratete. Die Gewissheit zu haben, dass sie endlich eins sein könnten, ohne dass sich ihnen noch irgendetwas oder irgendjemand in den Weg stellen konnte - keine besorgte Schwester, keine Pflicht gegenüber der Familie, nicht einmal die Kirche selbst —, das wäre eine Vollziehung, wie er sie sich wünschen würde. Anschließend würde er sie in seine Arme schließen, sie liebkosen und einmal mehr die wahre Juliette hinter jener Maske hervorholen, hinter der sie sich so geschickt versteckte.
»Ausgezeichnet«, sagte er schließlich und hielt seinen Stockdegen noch etwas fester umschlossen. »Wir machen uns auf den Weg. Aber denken Sie immer daran, dass ich Sie gewarnt habe.«
Ihre Augen hielten seinem eindringlichen Blick stand, dann verzog sie den Mund zu einem sonderbaren Lächeln, das sie für einen winzigen Moment schaudern ließ.
»Ich werde es nicht vergessen«, erwiderte sie leise. »Ganz bestimmt nicht.«
Sechzehntes Kapitel
So wie stets um diese Jahreszeit führte der Fluss bereits leichtes Hochwasser, das im Winterregen und in der Schneeschmelze weiter nördlich seinen Ursprung hatte. Der Himmel war pechschwarz, kein Stern war zu sehen. Ein südwestlicher Wind trieb die Wellen mit ihren kleinen Schaumkronen in Richtung Deich und ließ sie gegen das wartende Boot schlagen, das hin und her schaukelte und sich wie ein Lebewesen aufbäumte. Valara, die sich an Juliettes Arm drückte, warf nur einen kurzen Blick auf das Boot, das kaum größer war als eines der Rettungsboote, die man auf manchen Schiffen an Bord hatte, und blieb wie angewurzelt stehen.
»Nein, Mam’zelle. Damit können wir nicht übersetzen! Damit nicht!«
»Wenn wir uns erst einmal auf dem Fluss befinden, wird es nicht mehr so schlimm sein«, sagte Juliette und hoffte, sie hatte damit recht. Zumindest der hünenhafte Schwarze, der am Steuerruder saß, grinste sie furchtlos an. Sie zweifelte nicht daran, dass er sein Handwerk verstand, doch das Boot wirkte im Schein der von Nicholas hochgehaltenen Laterne nicht so, als könnte es sich gegen die Strömung und die Wellen behaupten.
»Samson ist auf dem ganzen Fluss der Beste«, erklärte Blackford, der lauter reden musste, um Wind und Wellen zu übertönen. »Er hat diese Fahrt schon tausendmal gemacht, bei gutem wie bei schlechtem Wetter.«
»Eher zweitausendmal, vielleicht sogar noch öfter«, erwiderte der Mann mit
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