Schwerter der Liebe
Ihre Schwester. Sie können doch nicht zulassen, dass sie einen solchen Fehler begeht.«
»Ich glaube, Sie wollten uns noch mehr sagen.« Nicholas schaute sie fragend an.
»Sie hat geschrieben, dass ... dass Gabriel bei ihnen in Sicherheit ist.«
Nicholas ballte wütend die Fäuste. »Daspit hat den Jungen.«
»Ich glaube nicht, dass wir das erfahren sollten. Der Sinn der Sache war wohl der, uns mit der Suche abzulenken, damit sie unbemerkt entkommen konnten.«
»Oder Gabriel dient ihnen als Geisel, damit sich niemand an die Verfolgung der beiden macht.«
Juliettes grüne Augen nahmen einen gequälten Ausdruck an. »Sie würden ihm nichts antun. Paulette hat versichert, ihm werde nichts geschehen.«
»Wenn doch, dann werde ich Daspit töten«, zischte Nicholas. »Wenn der Junge auch nur einen Kratzer abbekommt, werde ich persönlich Daspit in Stücke schneiden, als hätte ich eine Giftschlange vor mir.«
Blackford hob fragend eine Braue. »Ich könnte mir vorstellen, dass ihm das durchaus klar ist. Könnte es sein, dass die beiden gleich nach der Heirat ihre Hochzeitsreise antreten?«
»Paulette wird es nicht erwarten können, die Truhe an sich zu nehmen«, entgegnete Juliette kopfschüttelnd. »Und das gilt auch für Daspit. Sie werden umgehend hierher zurückkommen.«
»Aber dann ist es bereits zu spät, Mademoiselle Armant. Das wäre doch eine Schande, wenn man bedenkt, dass wir die beiden doch noch aufhalten könnten.«
Juliette schaute Nicholas fragend an, woraufhin er nickte, ohne seinen Blick von ihren Augen zu lösen. »Wir könnten es tatsächlich noch schaffen, auch wenn es dafür keine Garantie gibt. Ich gebe zu, es geht mir gegen den Strich, dass die beiden Gabriel benutzen, um Sie Ihres Geburtsrechts zu berauben. Oder sogar um Sie ins Kloster zurückzuschicken, wenn es dazu kommen sollte.«
Es dauerte eine Weile, ehe sie zu einer Erwiderung ansetzte, und selbst dann klang ihre Stimme nicht so fest wie gewohnt. »Diese Dinge sind alle wichtig, aber viel wichtiger ist Gabriels Wohl. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihm Schaden zufügen könnten, zumindest nicht vorsätzlich. Dennoch war er gerade erst sehr krank gewesen, und jetzt sind sie mit ihm nachts auf dem Boot unterwegs, das vermutlich auch noch offen ist. Was, wenn er sich eine Erkältung zuzieht? Oder wenn er nach mir ruft? Oder sich gegen sie wehrt und über Bord fällt?«
»Dann möchten Sie, dass ich ihn zurückhole.«
»Ja«, bestätigte sie leise. »Das möchte ich. Und ich werde Sie dabei begleiten.«
»Das können Sie nicht machen. Es ist keine Reise für eine Lady, nachts in einem offenen Boot den Fluss zu überqueren, zumal auch noch Regenwolken aufziehen.«
»Sie können sich nicht Monsieur Daspit und Paulette in den Weg stellen und sich gleichzeitig um Gabriel kümmern. Ich komme mit, und Valara ebenfalls.«
»Mam’zelle Juliette!« Die alte Zofe riss entsetzt die Augen auf und wich einen Schritt zurück.
»Ich werde mir auch das Vergnügen gönnen, diese Reise zu unternehmen«, erklärte Blackford.
»Du?« Nicholas richtete seinen mürrischen Blick auf Blackford, da er bei Juliette damit keine Wirkung erzielte.
»Ich kenne einen Mann, der uns über den Fluss bringt. Außerdem wirst du jemanden brauchen, der dir den Rücken freihält - für den Fall, dass dies eine Reise in eine Schlangengrube ist.«
Damit sprach Blackford eine Möglichkeit an, die Nicholas in seiner Sorge um Gabriel gar nicht in den Sinn gekommen war. Vielleicht war die Nachricht von Paulette absichtlich zurückgelassen worden, um ihn — Gabriels Beschützer — aus der Stadt zu locken, damit man sich seiner ohne Zeugen entledigen konnte. Es war Blackfords Spezialität, solche Hinterlisten zu durchschauen. Jedoch konnte es auch einfach so sein, dass er von Nicholas Verletzung wusste und ihm auf der linken Seite Deckung geben wollte.
»Und noch etwas«, fügte der Engländer an. »Wenn Mademoiselle Juliette mit ihrer Zofe dort ist, könnte es ihrer Schwester gelingen, das Ganze ohne Skandal zu überstehen.«
»Ja, falls wir sie noch kurz vor der Heirat aufhalten können«, stimmte Juliette ihm bei. »Zudem könnte Gabriel Angst haben, selbst wenn die Bootsfahrt ihn bei diesem Wetter nicht wieder krank werden lässt.«
Nicholas wusste, dass alles, was sie sagten, Hand und Fuß hatte, und er konnte Juliette nicht aufhalten, es sei denn, er würde körperliche Gewalt anwenden. Dennoch wollte er ihr die Lage so deutlich wie möglich vor
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