Schwerter der Liebe
seinem Kissen zur Seite und sah in Juliettes mysteriöse, grünbraune Augen. Sie hatte sich über ihn gebeugt und betrachtete ihn, wie er im Licht des neuen Morgens dalag.
»Guten Morgen, Madame Pasquale.«
Auf ihrem Gesicht zeichnete sich kein Lächeln ab. »Du blutest«, sagte sie in einem auffallend vorwurfsvollen Ton.
»Bist du dir sicher, dass ich derjenige bin?« Er warf die Decke zur Seite, um einen Blick auf das Laken zu werfen, auf dem sie lagen.
»Ich bin es nicht. Jedenfalls nicht in der Form, die ich meine.« Sie errötete irgendwo ein Stück unterhalb des Lakens, das sie vor ihren Busen hielt, bis hinauf zu den Wangen. »Dein Verband hat sich vollgesogen.«
Es war ein wenig übertrieben, wie er feststellen musste, als er den Arm hob, aber zweifellos war die verdammte Schnittwunde unter der Achsel wieder aufgegangen. »Du hast recht. Es tut mir leid, dass du in meinem Blut schlafen musstest.«
Sie setzte eine so finstere Miene auf, wie man sie von einer besorgten Ehefrau erwarten konnte. »Als ob das wichtig wäre! Aber wir sollten uns darum kümmern.«
An diesen sorgenvollen Ausdruck konnte er sich durchaus gewöhnen, sogar viel zu leicht, wie er erkennen musste. »>Wir«
»Außer du glaubst, ein Doktor sollte nach dir sehen.«
»Wir bekommen das sicher hin, wenn wir meine Krawatte opfern.«
»Oder meinen Unterrock. Allerdings glaube ich, weder das eine noch das andere ist nötig, denn die Vermieterin wird bestimmt noch ein altes, verschlissenes Laken haben, das wir nehmen können.« Sie wandte sich ab, als wolle sie aufstehen. »Sie ist bereits wach, denn ich habe eben jemanden in die Küche gehen hören.«
Nicholas legte eine Hand auf ihren Arm, um sie zurückzuhalten. »Ich werde gehen. Ich bin schneller angezogen.«
Ihm schien es so, als wolle sie widersprechen, aber er wollte sich auf keine Diskussion einlassen. Was er dachte, aber nicht aussprach, war seine Vermutung, dass sie lange genug allein sein würde, um wenigstens ihre Unterwäsche anzuziehen, ohne ihn in ihrer Nähe zu haben. So sehr es ihm missfiel, diese Prozedur zu versäumen. Vielleicht hätte er ihr dabei sogar helfen können, doch er wollte sich ihr nicht in einem Maß aufdrängen, das sie als unangenehm empfinden würde. Dafür würde noch Zeit genug sein in den Tagen, die vor ihnen lagen und in denen sie sich mehr aneinander gewöhnen konnten. Abgesehen davon, vertraute er so gut wie gar nicht darauf, dass er wirklich lange genug von ihr ablassen konnte, bis sie angezogen war. In der vergangenen Nacht hatte er sie bereits mehr gefordert, als er es hätte tun sollen, als er gut eine Stunde nach dem ersten Mal aufgewacht war und sie dann und bei Tagesanbruch noch einmal geliebt hatte. Die deutlichen Schatten unter ihren Augen waren für ihn stumme Warnung genug.
Mrs. Blanding reagierte sofort auf seine Bitte und bot nicht nur ihre Hilfe an, sondern auch eine Schüssel mit heißem Wasser und ein Bündel alter Laken. Sie verstand sehr gut, wie er seine Antwort meinte, als er sagte, er wolle sich von seiner frisch gebackenen Ehefrau verbinden lassen.
Es war tatsächlich sehr angenehm dazusitzen, während Juliette mit einem feuchtwarmen Tuch das getrocknete Blut von seinem Oberkörper abwischte. Dabei fiel ihr offenes Haar so, dass es an seinem Arm kitzelte, während er ihren Duft genüsslich inhalierte, der eine Mischung aus Lavendelseife, Flusswasser und ihrem eigenen süßlichen war. Da bei ihrer Arbeit der verlockende Busen lediglich von ihrem Korsett bedeckt war, kostete es ihn all seine Selbstbeherrschung, einfach nur dazusitzen und sie gewähren zu lassen.
»Musst du unbedingt zu diesem Duell mit Monsieur Daspit?«, fragte sie leise, während sie einen Stoffstreifen um seine Rippen wickelte.
»Du weißt, ich kann keinen Rückzieher machen, wenn ich meine Ehre wahren will. Außerdem gibt es dafür gar keinen Grund.«
»Aber du bist verletzt!«
»Das ist nicht der Rede wert. Du hast die Verletzung doch selbst gesehen.« Er hätte sie auch darauf aufmerksam machen können, dass Daspit vor Kurzem ebenfalls verletzt worden war, doch dann wäre ihre liebevolle Sorge um ihn womöglich nicht mehr mit ganz so intensiv gewesen.
Sie reckte ihr Kinn auf eine leicht starrsinnige Weise. »So harmlos sieht das für mich nicht aus.«
»Ich habe schon mit schlimmeren Verletzungen gekämpft und gewonnen.« Er versuchte, ihr ins Gesicht zu sehen, als sie sich über ihn beugte, doch sie wollte ihn nicht anschauen.
»Nicht gegen
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