Schwerter der Liebe
können.«
»Aber selten ist die eine Hand dann so gut wie die andere.«
Blackford stemmte die Fäuste in die Hüften. »Starrsinnig bis zum Letzten, und dazu so unvernünftig wie eine junge Gans, die irrtümlich einen Falken für ihre Mutter hält.«
»Danke«, gab Nicholas ironisch zurück. »Wenigstens brauche ich keinen schwülstigen adligen Spross, um mich zu repräsentieren, und auch keinen Sohn aus dem guten alten England, der eine Zunge wie eine Natter hat, keinen ...
»Bruder?«
Aufgebracht schaute er ihn an. »Ein Schwur mit gekreuzten Schwertern gibt dir nicht das Recht, an mir zu zweifeln oder sogar meinen Platz einzunehmen.«
»Und was ist mit dem Blutrecht? Was, wenn ich der Sohn deines Vaters bin?«
Nicholas machte den Mund auf, um den Mann zurechtzuweisen, der es gewagt hatte, ihn auf sein fehlendes Geburtsrecht anzusprechen. Dann aber gingen ihm Blackfords Worte noch einmal durch den Kopf und erlangten eine völlig andere Bedeutung. »Was hast du gesagt?«
»Du wurdest von meinem Vater gezeugt, dem inzwischen verstorbenen Marquess Derwenter. Wir sind blutsverwandt.«
»Unmöglich. Mein Vater war ein Seemann, das hat mir meine Mutter immer gesagt.«
»Oh, er ist tatsächlich gesegelt, bevor er deiner Mutter begegnete, weil er auf dem Boot seines Freundes, des Duke of Carnhaven, mitreiste, als beide während der Regentschaft von Napoleons Schwager Murat heimlich Italien besuchten. Sie konnten nicht lange verweilen, da sie in einer wichtigen Mission für die britische Regierung unterwegs waren.« Blackfords Lächeln hatte einen zynischen Zug, aber seinen blauen Augen war davon nichts anzusehen. »Es än-dert nichts an deinem Status, nur weil du jetzt davon erfahren hast. Aber wenigstens kannst du dich jetzt als adligen Bastard bezeichnen.«
Nicholas brauchte einen Moment, ehe er etwas sagen konnte. »Du ... du wusstest das die ganze Zeit über?«
»Du fragst dich, warum ich dir in den letzten zwei Jahren nichts gesagt habe? Ich musste erst einmal Gewissheit haben, dass mein Bruder ein Mann war, zu dem ich stehen konnte. Das habe ich dann eine Weile versäumt, weil ich auf den passenden Moment gewartet habe.«
»Und das hier ist jetzt der passende Moment?«
»Zugegeben, ich hätte mir sicher einen besseren Augenblick aussuchen können. Ich hätte es wohl auch gemacht, bestünde jetzt nicht die Gefahr, einen Bruder zu verlieren, der mir wichtiger geworden ist als der gegenwärtige Marquess, der nach dem Tod unserer Eltern die Familie führt.« Blackford sah auf seine Fingernägel. »Ein stolzer Mann, unser älterer Bruder, und kein bisschen sentimental.«
»Deshalb bist du hergekommen? Aus Gefühlsduselei?« Nicholas wusste selbst kaum, was er da fragte, da sein Verstand im Moment wie betäubt war. Nicht nur ein Bruder, sondern gleich zwei, und eine Ahnentafel, die bis zum Doomsday Book — der Landesbeschreibung Englands aus dem 11. Jahrhundert - zurückreichen musste. Auch wenn er als unehelich galt, war es dennoch seine Familie. Er war auch nicht immun gegen die echte Sorge, die Blackford hinter seinen gewandten Worten versteckte.
»Eher aus Gründen der Fairness, aber auch aus Neugier und weil ich unbedingt der Bevormundung durch meinen Bruder entgehen wollte. Ich begab mich auf die Suche nach dem Abenteuer, und ich fand es hier.«
Caid meldete sich zu Wort. »Und wie hast du Nicholas erkannt? Wie hast du überhaupt von seiner Existenz erfahren?«
»Ich kam dahinter, als ich die Papiere meines Vaters durchsah, nachdem er gestorben war. Wie es scheint, hatte er nach Italien zurückkehren und deine Mutter als seine Braut mit nach England nehmen wollen. Das hätte natürlich nicht geschehen dürfen. Sein Vater, also mein ... unser Großvater untersagte es ihm und arrangierte eine Ehe mit einer standesgemäßeren Frau, und er wies ihn an, sie zu heiraten. Er stand vor der Wahl, ihm zu gehorchen oder des Hauses verwiesen zu werden. Das hätte den Ausschluss aus der Gesellschaft bedeutet, und natürlich wäre er aus der Erbfolge gestrichen worden. Mein Vater hing an seiner Erinnerung an diese Affäre auf dem Kontinent, jedenfalls so sehr, dass er eine Bleistiftzeichnung deiner Mutter aufbewahrte, zusammen mit dem Namen der Stadt und der Straße, in der sie lebte. Und er besaß sogar einen Brief von Carnhaven, der nach Waterloo in Italien gelandet war und der ihm schrieb, er habe ein Kind, einen Jungen. Meine Reise führte mich nach Italien, wo ich die Geburtsurkunde ausfindig machen
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