Schwerter der Liebe
Familie.
»Sie wären ja bereits im November zurückgekommen, aber Celina stand kurz vor der Niederkunft. Wieder mal«, fügte Caid mit einem leisen Lachen hinzu.
»Ihre Älteste müsste fast schon laufen können, oder?«
»Und schon die ersten Worte sprechen, würde ich annehmen.«
»Ist das Thema Spanien erledigt?« Nicholas nahm den letzten Löffel gelato in den Mund und schob das Schälchen weg, dann nickte er zustimmend Tony zu, der nicht nur Caid, sondern auch ihm einen Kaffee brachte, obwohl er den nicht ausdrücklich bestellt hatte.
»Wenigstens für die nächsten Jahre. In Barcelona herrscht so viel Unruhe, weil die Frage ungeklärt ist, wer Regent sein wird, bis die junge Isabella den Thron besteigen kann. Rio hat einem Schotten den Auftrag erteilt, sich um das Anwesen zu kümmern. Jetzt wird er erst einmal in Louisiana Zuckerrohr anbauen, sich im Sommer und Herbst um seine Felder kümmern, und während der Saison des Visites wird er in der Stadt wieder ausgelassen feiern.«
»Wenn er nicht damit beschäftigt ist, weitere kleine de Vegas zu zeugen.«
»Auch keine schlechte Beschäftigung«, meinte Caid grinsend.
»Zweifellos. Du und Rio scheinen ja sehr viel Zeit damit zu verbringen. Und wie geht es der reizenden Lisette heute? Und dem kleinen Sean Francois?«
Caids Lächeln kam zwar von Herzen, war aber auch ein wenig verrucht. »Verschlafen. Sie lagen beide noch im Bett, als ich vorhin fortging.«
Einen Moment lang verspürte Nicholas einen Anflug von Neid, als er sich diesen ehelichen Segen vorstellte — eine Ehefrau mit einem schlafenden Säugling in ihren Armen, ihr Nachthemd verknittert von einem Morgen voll himmlischer Liebe. »Du kannst mir gratulieren, wenn du möchtest«, erklärte er spontan. »Ich werde heiraten.«
Caid, der an seinem Kaffee nippte, verschluckte sich, hustete und prustete. »Was? Kannst du das noch einmal sagen?«
»Ich werde heiraten. Jedenfalls glaube ich das. Die Lady könnte sich noch dagegen entscheiden.« Nicholas lehnte sich auf seinem Stuhl nach hinten, den Blick auf das kräftige, fast schwarze Gebräu in der winzigen Tasse gerichtet, die er zwischen seinen schwieligen Fingern hielt.
»Du hast das aber sehr geheim gehalten. Ich glaube, ich sollte mich beleidigt fühlen.«
Nicholas lächelte seinen Freund kurz an. »Das ist wirklich nicht nötig, glaub mir. Ich bin der Lady erst heute Morgen begegnet.«
»Und schon hast du ...«, begann Caid, verfiel dann aber erst einmal in langes Schweigen. »Ich weiß, dein italienischer Akzent verschafft dir einen ungerechten Vorteil, wenn es um das schwache Geschlecht geht, aber das ist ... Erklär es mir, sofort.«
Nicholas kam dieser Aufforderung nach und ließ kein Detail aus, doch je länger er redete, umso unglaubwürdiger hörte sich das Ganze in seinen Ohren an.
»Tu es nicht«, riet Caid ihm.
»Ich gab ihr mein Wort.« Er zuckte mit den Schultern. »Außerdem ist da noch Gabriel.« »Den kleinen Racker kannst du auch bändigen, ohne eine völlig Fremde zu heiraten, die für ihn die Mutter spielen soll.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Er braucht mehr, als ich ihm geben kann, vor allem wohl mehr Sanftheit. Außerdem braucht die Lady mich«, erklärte Nicholas.
»Sie mag Probleme mit ihrer Schwester haben, das räume ich gern ein. Doch es gibt andere Wege, um diese Probleme zu lösen.«
»Denkst du an einen Besuch der Bruderschaft? Eine Drohgebärde mit einer Klinge bewirkt kaum, eine Frau umzustimmen, die nicht Vernunft annehmen kann oder will.«
»Aber Daspit könnte aufmerksam werden.«
»Den Verlobten aus dem Weg zu räumen wäre nur eine vorübergehende Lösung«, gab Nicholas zu bedenken. »Aut Dauer wird nur Ruhe einkehren, wenn Mademoiselle Juliette einen Ehemann bekommt.«
Caid musterte ihn ausgiebig mit seinen wachsamen grünen Augen. »Wie sieht sie eigentlich aus, diese Mademoiselle Juliette?«
»Wie eine Nonne«, antwortete Nicholas und lachte auf.
»Nein, ich meine das ernsthaft.«
»Sie ist von atemberaubender Schönheit, wenn du darauf anspielst. Nein, sie ist ...« Er hielt inne, unfähig die Worte zu finden, nach denen er suchte. »Sie ist ...«
»Unbeschreiblich. Ich habe schon verstanden.«
»Sie weckt in mir den Wunsch, ich könnte ihr mehr bieten — Wohlstand, Status, einen Namen, der es wert ist, getragen zu werden.«
»Afon Dieu!«, rief Caid aus und sah ihn an.
Was er gesagt hatte, entsprach exakt der Wahrheit, obwohl Nicholas wusste, dass er Juliette mit seiner
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