Schwerter der Liebe
enttäuscht, und ich habe auch keinen voller Vertrauen und Feierlichkeit geleisteten Schwur gebrochen.«
Blackford sah zu Caid. »Ist er nicht gereizt? Und ernst scheint es ihm auch zu sein. Wer ist nur diese Braut?«
»Eine Nonne.«
»Ja, Vertrauen und Feierlichkeit. Mir wird klar, wo die vonnöten sein könnten.«
»Sie ist keine Nonne«, protestierte Nicholas.
»Aber fast eine Nonne«, gab Caid ein wenig nach. »Und sie ist außerordentlich mütterlich.«
»Nicholas ist nun wirklich der Letzte, der eine mütterliche Ehefrau braucht.«
Dem musste Caid zustimmen. »Was mich zu der Vermutung veranlasst, dass es mit dieser Affäre mehr aut sich hat, als er bislang darüber gesagt hat. Ich verspüre das dringende Bedürfnis, diese Lady kennenzulernen, die keinerlei nennenswerte Schönheit besitzt, die aber einen Mann an einem einzigen Morgen für sich gewinnen kann.«
»So war es nicht«, widersprach Nicholas.
Blackford schenkte diesem Einwurf keinerlei Beachtung. »Wir könnten sie besuchen gehen, aber es ist wohl anzunehmen, dass wir nicht zu ihr vorgelassen werden. Eine Lady wie Madame O’Neill dagegen ...«
»Eine hervorragende Idee!« Caid schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Vor allem da meine Lisette noch neugieriger sein wird als ich. Morgen sollte dafür ein guter Tag sein, spätestens übermorgen.«
Mit finsterer Miene stand Nicholas auf. »Entschuldigt mich, aber ich habe Besseres zu tun, als euch beiden Stoff für eure Späße zu liefern.«
»Ein Mann, der heiraten wird, hat noch vieles zu erledigen«, sagte Caid mit Grabesstimme zu Blackford. »Bald wird die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern liegen, und darauf muss er sich vorbereiten.«
»Ja«, meinte Nicholas. »Vielleicht sollte ich Lisette fragen, wie du dich denn bislang schlägst.«
»Geh noch nicht«, bat Blackford ihn. »Ich hatte überlegt, dir ein Angebot zu machen für diese wundervoll zueinander passenden Rapiere, die du vor einer Weile gewonnen hast. Von Coulaux et Cie. in Paris waren sie doch, nicht wahr? Wenn du dir eine Frau nimmst, wirst du solch überlegene Klingen schließlich nicht mehr nötig haben.«
»Wieso denn das?«
»Sie wird sich dagegen aussprechen, dass ihr Ehemann zu oft das Kampffeld aufsucht. Und deinen Fechtsalon wirst du sowieso schließen, nachdem du zu Geld gekommen bist.«
Das stimmte, auch wenn Nicholas momentan darüber lieber nicht nachdenken wollte. »Bislang ist das noch nicht passiert.«
»Nun, in Anbetracht der Tatsache, dass du noch immer ungebunden bist, könnten wir am Nachmittag einen Ausflug hinaus zum See machen. Es wird dort einen Kampf zwischen zwei Boxern geben.«
»Ein anderes Mal. Ich muss mich jetzt um den kleinen Gabriel kümmern, der noch immer irgendwo unterwegs ist.«
»Squirrel und die anderen werden schon auf ihn aufpassen.«
Trübselig schüttelte Nicholas den Kopf. »Würde ihm etwas zustoßen, dann wären sie am Boden zerstört, und sie würden sich für etwas die Schuld geben, das sie eigentlich nicht zu verantworten hätten.«
»Ich verstehe nicht, wie das Wohlergehen von ein paar Straßenjungs zu deiner Verantwortung werden konnte.«
»Weil ich es zu meiner Verantwortung gemacht habe«, erwiderte er knapp.
»Dann wäre es vielleicht doch eine exzellente Lösung, wenn du einer Ehefrau diese Verantwortung überträgst.«
Nicholas warf Blackford einen zweifelnden Blick zu, da er sich nicht ganz sicher war, ob hinter der beiläufig klingenden Bemerkung nicht doch vielleicht eine Absicht steckte. Immerhin war der Engländer dafür bekannt, den Advocatus diaboli zu spielen, ln den letzten Monaten war er zunehmend wankelmütig geworden, seit er bei einem Duell auf dem Land beteiligt gewesen war. Mal gab er sich zu Tode betrübt, dann wieder himmelhoch jauchzend, und seine unberechenbare Laune machte es schwierig, ihn einzuschätzen.
Anstatt auf die Worte zu reagieren, nahm Nicholas seinen Hut von dem freien Stuhl und setzte ihn auf, dann machte er sich auf den Weg. Welchen Sinn machte es auch schon, einem der beiden Männer anzuvertrauen, dass er sich nicht sicher war, ob er die Verantwortung für die Jungs wirklich einem anderen Menschen in die Hände legen wollte.
Die zusammengewürfelte Bande wartete bereits auf ihn, als er seinen Fechtsalon erreichte. Die Jungs hatten sich auf dem Steinboden der Arkaden niedergelassen, die für einen kühlenden Tunnel entlang der Fechtsalons in der Passage sorgten und die lange Reihe an Ladenlokalen zugleich in
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