Schwerter der Liebe
werden sollte.
Nicholas schüttelte den Kopf. »Di e Neptune aus diesem Hafen erreichte gestern die Flussmündung, lief dann aber auf eine Sandbank. Die Passagiere mussten am Morgen auf die Octarara umsteigen, wenn ich das richtig verstanden habe. Mein Mitgefühl gilt dem alten Monsieur Gardette. Sein Sohn gehört zu denen, die bei Santa Fe gefangen genommen wurden und in Mexiko im Gefängnis sitzen, wie ihr sicher wisst. Jedes Mal, wenn ich den Salon öffne, kommt er zu mir, um Unterricht zu nehmen, weil er den Umgang mit dem Degen perfektionieren will, damit er sich an irgendeinem möglichen Befreiungsversuch für die Gefangenen beteiligen kann.«
Caid verzog den Mund, entgegnete aber nichts. Es gab auch nichts zu widersprechen, da sie beide wussten, dass Texas nicht mächtig genug war, um die Gefangenen herauszuholen, und dass die Regierung in Washington nicht militärisch eingreifen wollte. Die Abolitionisten im Kongress hatten es immer wieder geschafft, die Annektierung der Republik Texas zu verhindern, und sie wollten sich keinen Konflikt mit Mexiko aufhalsen, der eben diese Annektierung zu einem gewichtigen Thema machen konnte.
Der Zug nach Santa Fe hatte in der Stadt für viel Aufregung und eine Vielzahl von Rekrutierungsaufrufen im Hewlett’s Exchange gesorgt, dem inoffiziellen Treffpunkt für politische Versammlungen. Der zu der Zeit noch im Amt befindliche texanische Präsident Lamar hatte versucht, das Gebiet New Mexico dazu zu bringen, sich mit Texas zu verbünden, um auf diese Weise auf der Strecke von und nach Santa
Fe den Handel mit den Vereinigten Staaten zu verstärken. Damit sollte Mexiko gezwungen werden, den Rio Grande als südliche Landesgrenze anzuerkennen. Seine mutmaßliche Absicht schien eine Republik Texas zu sein, die sich bis zum Pazifik erstreckte. Um diesen Plan in die Tat umzusetzen, holte er rund dreihundertsechzig Soldaten und Händler zusammen und schickte sie mit ihren Waren nach Santa Fe. Viele der an diesem inoffiziellen Invasionsversuch Beteiligten kamen aus New Orleans, junge Hitzköpfe, die eine formelle Kriegserklärung nicht abwarten konnten, um sich Lamars Miliz - den Rangern - anzuschließen. Sie hatten einen leichten Sieg über eine verschlafene mexikanische Garnison erwartet, unterstützt von der Zivilbevölkerung, die sich lieber auf die Seite der Texaner stellen wollte.
Der Marsch über die Ebenen führte jedoch eintausenddreihundert Meilen weit durch heißes und unwirtliches Terrain, begleitet von Attacken der Indianer, Hunger, Durst, Krankheit und einer Beinahe-Meuterei. Von der Strapaze geschwächt und demoralisiert, erklärten sich die Überlebenden bei ihrer Ankunft bereit, sich dem mexikanischen Befehlshaber in Santa Fe zu ergeben. Als Vergeltung für den versuchten Coup lichteten sich die Reihen der Gefangenen deutlich, da jeder zehnte von ihnen vor ein Erschießungskommando gestellt wurde. Anschließend setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Alle Gefangenen legte man in Ketten, und sie mussten unter furchtbaren Bedingungen nach Vera Cruz marschieren, wo man sie in der Festung von Perote inhaftierte. Dort waren sie noch immer untergebracht, während die Verwandten der Rekruten aus Louisiana Tag für Tag die Nachrichtenblätter nach Meldungen durchsuchten und darauf hofften, dass per Dampfboot Neuigkeiten aus Galveston zu ihnen gelangten. Der Zwischenfall hatte bei den Bürgern des Vieux Carre einen unangenehmen Nachgeschmack hinterlassen und sorgte für verstärkten Zulauf bei den verschiedenen Milizen.
Caid war schließlich derjenige, der dem langen Schweigen der Gruppe ein Ende setzte, indem er sich an Blackford wandte. »Du solltest unserem Freund hier gratulieren. Wie es scheint, wird er bald eine Ehefrau haben.«
Der Engländer warf Nicholas einen skeptischen Blick zu. »Eher unwahrscheinlich.«
»Du nicht auch noch«, stöhnte Nicholas, auch wenn er froh darüber war, das Thema wechseln zu können. »Es gibt absolut keinen Grund, warum ich nicht verheiratet sein sollte.«
»Begnügt sich der krähende Hahn mit einer einzelnen Henne? Beschränkt sich die Hummel je auf eine einzelne Blüte und lässt alle anderen links liegen?«
»Nein, aber Schwäne nehmen sich einen Partner und bleiben ein Leben lang mit ihm zusammen. Und ein Kolibri behütet eine einzelne Blüte, bis sie verwelkt ist«, antwortete Nicholas mit heiserer Stimme. »Auch wenn ich nicht verstehe, was Federvieh und Insekten mit mir zu tun haben sollen. Ich habe wohl keinen von euch
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