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Schwerter der Liebe

Titel: Schwerter der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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behandelt zu werden. Vor allem Juliettes Zwillingsschwester hatte ihm wiederholt verächtliche Blicke zugeworfen, als sei er der letzte Abschaum. Das war nicht so leicht zu ertragen gewesen, wenn er daran dachte, wie sie sich dabei die ganze Zeit über an Daspit festgeklammert hatte, der dafür bekannt war, dass er zu einem noch deutlich schäbigeren Verhalten neigte.
    Nicholas hätte gern Juliette nach Hause begleitet, doch weder war das von ihm gewünscht worden, noch konnte er sie einfach von ihrer Familie trennen. Stattdessen musste er Daspit diese Ehre überlassen, da es dem Haushalt der Ladies Armant an einem anderen Mann mangelte. Es ging ihm gegen den Strich, doch die Situation würde nicht für immer so bleiben. Wenn er und Juliette erst einmal verheiratet waren, würde er deutlich mehr Rechte haben und sie auch in Anspruch nehmen.
    Das Beste war, über dieses Thema nicht zu ausführlich nachzudenken. Die Hitze, die die Gedanken an Juliette in seinen Lenden entstehen ließen, empfand er bei diesem Spaziergang eher als Hindernis, das er jetzt nicht gebrauchen konnte.
    Die Straßen waren dunkel und ruhig. Die Franzosen von New Orleans waren ein zurückhaltendes Völkchen, zumindest galt das für diejenigen, die nicht zu einer der zahlreichen
    Geselligkeiten gegangen waren. Sie neigten nicht zu lautstarken Streitereien und handfesten Prügeleien, die im irischen Viertel ebenso an der Tagesordnung waren wie die Leierkastenmelodien, die aus den Spelunken und Kellern in der Gallatin Street drangen. Und genauso suchte man bei ihnen vergebens nach den lauten Rufen und polternden Kutschen des amerikanischen Viertels. In einem ruhigen Absinthlokal spielte jemand auf seiner Geige, ein Gentleman auf dem Weg nach Hause pfiff den Marsch aus Norma, die vor ein paar Tagen im St. Charles Theater aufgeführt worden war. In der Nähe bellte ein kleiner Hund, als wolle er einen — menschlichen oder tierischen — Passanten verjagen, und das war auch schon die gesamte Geräuschkulisse.
    Die Nacht war kühl, vom Fluss wehte ein frischer Wind herauf, der Nicholas veranlasste, den Kragen seines Umhangs hochzuschlagen und seine Handschuhe ein Stück weiter über die Handgelenke zu ziehen. Dann ging er zügig zu seinem Fechtsalon in der Passage de la Bourse.
    Dort angekommen, legte er seine Abendkleidung ab und zog eine graue Wollhose an, die er in weiche schwarze Lederstiefel steckte, dazu ein schwarzes Hemd ohne Krawatte. Er machte eine schlichte Lederscheide an seinem Gürtel fest, zog die Klinge halb heraus und schob sie schwungvoll wieder hinein, um Gewissheit zu haben, dass sie richtig saß. Dann legte er einen kurzen grauen Mantel über die Schultern, zog eine Maske aus der Innentasche und band sie sich vor die Augen. Einen Moment später kehrte er auf die in der Dunkelheit liegende Straße zurück.
    Wenig später bewegte er sich durch die finsteren Gassen und Seitenstraßen der Gallatin Street, in die sich kaum ein Mann allein wagte. Er machte einen Bogen um die Rinnsteine, denn das, was hier als Kanalisation durchging, wurde nie von dieser Ansammlung aus Müll, Küchenabfällen, Tierknochen und von Fliegen übersäten Kadavern befreit, es sei denn, Schweine durchwühlten diese Reste oder das Früh-jahrshochwasser schwemmte sie fort. Alle seine Sinne waren darauf eingestellt, plötzliche Bewegungen oder ungewöhnliche Geräusche wahrzunehmen.
    Nicholas passierte mehrere Kneipen, in denen der ausgeschenkte Fusel nicht die mindeste Ähnlichkeit mit echtem Gin hatte, Tanzsäle, in denen die männlichen Gäste so betrunken waren, dass sie allenfalls noch über die Tanzfläche schlurfen konnten, und auch Vergnügungspaläste, in denen man für Geld alles bekam, bloß keine echten Vergnügungen. Schließlich erreichte er ein baufälliges Gebäude, das einmal eine Pension gewesen war, und schlich durch den Hintereingang hinein.
    Als er eingetreten war und kurz innehielt, schlug ihm eine Wolke aus billigem Parfüm, dem stechenden Geruch ungewaschener Leiber und dem Gestank nicht geleerter Nachttöpfe entgegen. Der Raum, in dem er stand, musste früher mal ein Salon gewesen sein, doch jetzt war er mehr eine Art schmaler, langer Saal, von dem zu beiden Seiten jeweils ein halbes Dutzend Kabinen abgingen, die kaum größer waren als die einzelne Matratze, die darin auf dem Boden lag. Schmutzige Stoffbahnen hingen vor den Zugängen zu den Kabinen, festgemacht an einer durchhängenden Schnur, so dass der Stoff kaum etwas von den

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