Schwerter der Liebe
Nicholas einen Satz von der Fensterbank. Sein Degen flüsterte eine Todesdrohung, als er ihn aus der Scheide zog. Lange bevor der Mann, den er aufgesucht hatte, die kleine Pistole aus seiner Westentasche ziehen konnte, fühlte er bereits die silberne Spitze der Klinge an seiner Kehle.
Den Degen sicher in der linken Hand, griff Nicholas mit seiner Rechten nach Cables' Pistole und hob sie kurz hoch, dann warf er sie ohne einen Blick zur Seite in Richtung Fenster. Zufrieden hörte er, wie sie mit einem dumpfen Knall gegen die Mauer darunter prallte.
Cables' Gesicht war puterrot angelaufen und so nass geschwitzt, dass einzelne Schweißtropfen von seinem Hals liefen, der über den engen Kragen quoll. »Sie können das ganze Geld haben ...«
»Vielen Dank, aber das will ich nicht.«
»Was wollen Sie dann? Wer sind Sie?«
»Wer ich bin, ist nicht wichtig. Was ich will, das ist Ihr Leben.«
»Töten Sie mich nicht! Bitte nicht! Ich tue auch alles, was Sie wollen!«
»Sehr klug, mon ami. Denn anders als die armen Frauen da unten, die auf ihren Matratzen für Sie das Geld verdienen müssen, können Sie mich mit Drohungen nicht beeindrucken.«
»Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen.«
»Sie sind ein Zuhälter. Ich suche nach einer Ihrer Frauen, allerdings nicht aus dem üblichen Grund. Ich glaube, sie trug den Namen Marie.«
»Marie? Ich kenne mindestens ein Dutzend Frauen, die Marie heißen.«
Nicholas ritzte ihm mit der Spitze des Degens leicht die Haut auf, sodass im Schein der Lampe ein heller Blutstropfen zu sehen war. »Denken Sie nach. Denken Sie sehr gut nach über eine Frau, die bis vor etwa einem Monat hier war. Sie hatte ein Kind, einen Jungen namens Gabriel, dessen Vater entweder von seiner Existenz nichts wusste oder sich nicht darum kümmerte. Es sei denn, Sie waren dieser Mann.«
»Ach, diese Marie. Die ist weg, schon seit Langem.«
»Weg?«
»Tot. Sie nahm sich das Leben und betrog mich um eine Woche Essen für sich selbst und ihren Bengel.«
»Tot als Folge Ihrer Brutalität, Gehässigkeit und Habgier, würde ich doch eher sagen. Und nachdem sie den einzigen Frieden gefunden hatte, der jenen so tief Gesunkenen noch gestattet ist, haben Sie ihren Sohn auf die Straße gesetzt, damit er auch stirbt.«
»Was sollte ich denn machen? Ich führe hier kein Waisenhaus.«
»Es ist nicht zu übersehen, dass Ihnen solche Wohltätigkeit genauso fremd ist wie der Begriff Ehre. Wenn Sie auch nur einen Funken Anstand besäßen, würde ich Ihnen einen Degen geben, damit Sie sich verteidigen können. Aber da könnte ich genauso gut einen Straßenköter zum Duell herausfordern.«
Cables fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, dann sagte er mit heiserer Stimme: »Ich weiß nichts über das Fechten.«
»Und was wissen Sie über Gerechtigkeit?«
»Ich habe kein Verbrechen begangen!«
»Außer, dass Sie diejenigen ausnutzen, die schwächer sind als Sie und die sich nicht selbst beschützen können. Ja, und dann verspotten Sie sie für den Platz, den die Welt ihnen zugewiesen hat.«
»Das sind Huren! Wen kümmert es, was aus ihnen
wird?«
»Mich kümmert es, und es wird auch Sie kümmern, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist. Von nun an werden Sie diese Frauen mit der gleichen Liebe und Fürsorge behandeln, als wären sie Ihr eigen Fleisch und Blut! Wenn Sie das nicht machen, werden Sie dafür bezahlen, das verspreche ich Ihnen.
Wenn ihnen Schmerz zugefügt wird, dann werden auch Sie Schmerz spüren, und wenn sie bluten, wird das Gleiche auch Ihnen widerfahren.« Nicholas' Stimme wurde gefährlich leise, als er anfügte: »Und wenn eine von ihnen stirbt, dann garantiere ich Ihnen, dass Sie den nächsten Morgen nicht erleben werden. Ich werde Sie zum Teufel schicken, damit Sie in der Hölle schmoren, wie Sie es verdient haben.«
»Das können Sie doch nicht machen! Ich habe Freunde. Männer, die mich und mein Eigentum beschützen werden.«
»Gehen Sie ruhig zu Ihren Freunden«, entgegnete Nicholas. »Klagen Sie ihnen Ihr Leid, wenn Sie das möchten. Ihre Freunde sind mir gleich. Ich werde Sie finden, wo immer Sie sich auch verstecken, ich werde Ihnen folgen, wohin Sie auch gehen werden. Sie werden meiner Rache nicht entkommen, denn die Rache ist mein Deckname, und ich werde bis zu meinem letzten Atemzug an meiner Rache festhalten. Sie werden sterben, das schwöre ich Ihnen. Merken Sie sich also meine Worte gut: Sie werden sterben.«
Abrupt machte er einen Schritt nach hinten und vollzog eine Abfolge kurzer
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