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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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hämischer Freude erfüllte, da es den anderen vollständig gedemütigt hatte. Ungeduldig wischte er die Erinnerung an den Angriff fort und trat in die schon recht laue Luft hinaus. Es war Zeit, dass die Damen endlich eintrafen, da sich die Männer in den langen Wintermonaten, die das Heer aufgrund der heftigen Stürme auf Sizilien festgesessen hatte, gelangweilt hatten und die Disziplin anfing, sich in Wohlgefallen aufzulösen. Obgleich es nur noch den Klerikern und Rittern erlaubt war, bis zu zwanzig Schillinge am Tag zu verspielen, wusste Richard doch genau, dass sich die einfachen Soldaten und Matrosen nicht an das Würfelverbot hielten. Weshalb es immer wieder zu blutigen Zwischenfällen kam. Und dennoch hatten die unerfreulichen Vorkommnisse in Messina einen Vorteil gehabt, dachte er zufrieden. Denn durch das Lösegeld, das Tankred nach dem Waffenstillstand für die Gefangenen gezahlt hatte, waren Richards Kriegstruhen wieder voll.
     
     
    Kairo, März 1191
     
    »Einen Schritt weiter und ihr habt Euer Leben verwirkt!« Mit nur mühsam unterdrückter Ungeduld versuchte Curd von Stauffen, vor dessen Brust sich zwei gefährlich funkelnde Krummschwerter kreuzten, erneut den Palastwächtern im Zentrum von al-Qahira , wie die Araber das imposante, von mächtigen Tempelanlagen geprägte Kairo nannten, zu erklären, warum er ihren Herrn al-Adil sprechen musste. Auf den grimmigen Gesichtern der Wachen hielten Zorn und Erstaunen über die Unverschämtheit des offensichtlich fränkischen Eindringlings Widerstreit. Und während sich die Kiefermuskeln unter ihrer straffen Haut anspannten, verstärkten sie den Griff um Curds Oberarme. Langsam tastete sich die Waffe des größeren der beiden an dem dunkelblauen Umhang des Ritters entlang, bis die Spitze an seiner Kehle zum Ruhen kam. Der Blick des Mamelucken blieb einige Momente lang an der schützenden Kopfbedeckung des Christen haften, bevor er weiter zu dem an Curds Seite befestigten Dolch wanderte. Erneut hatte ihn Nathan nach seiner Rückkehr aus der Zitadelle in Jerusalem dazu überredet, neutrale Kleidung anzulegen und den Mantel der Tempelritter bei ihm zurückzulassen, was in Anbetracht der Feindseligkeit, die ihm überall entgegenschlug, ein kluger Schachzug gewesen zu sein schien. Zu entzündlich war die Stimmung in den moslemischen Gebieten, als dass es ratsam gewesen wäre, sich mit solch provokativen Insignien zu schmücken. »Ich bitte Euch, schickt wenigsten einen Boten zu ihm!«, beharrte er mit leicht zurückgebogenem Kopf und gab vor, die sich schmerzhaft in seinen Bauch bohrende Spitze der zweiten Waffe nicht zu spüren.
    Lange hatte er mit sich gerungen, ob er die Reise auf sich nehmen sollte. Aber nachdem Salah ad-Din die Stadt bereits verlassen hatte, als Curd in der Zitadelle vorgesprochen hatte, war ihm außer dieser List nichts eingefallen, um Shahzadi von unbedachten Handlungen abzuhalten und in dem Glauben zu wiegen, dass sowohl er als auch Nathan sich weiterhin um die Herbeischaffung des von ihr geforderten Goldes kümmerten. Zwar war es dem Juden gelungen, zu dem Erlös aus den Überresten seiner Karawane einen nicht unbeträchtlichen Teil der Schuld von denjenigen seiner Glaubensgenossen zu leihen, die auch nach der Erhebung noch genug besaßen. Allerdings bestand die Prinzessin darauf, auch den Rest der Summe ohne Abzüge so bald wie möglich zu erhalten – weshalb der Templer vorgegeben hatte, sich erneut in Ägypten um die Beschaffung der Mittel zu kümmern. Das Risiko war groß. Aber sollte der Bruder des Sultans wirklich sein leiblicher Vater sein, dann wog der zu erhoffende Erfolg des Unterfangens die Gefahren allemal auf. »Warum sollte unser Herr einen Ungläubigen empfangen?«, höhnte der kleinere der beiden und verstärkte den Druck auf Curds Sonnengeflecht, das trotz der eisernen Entschlossenheit des jungen Mannes anfing zu beben. Mühsam schluckte der Bedrängte die wie eine Welle in ihm aufsteigende Verzweiflung und beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. »Könnt Ihr es Euch leisten, seinen Unwillen auf Euch zu ziehen?«, fragte er so gelassen wie möglich und bohrte den Blick in die schwarzen Augen seines Gegenübers, dessen kaum merkliches Blinzeln seine Unsicherheit verriet.
    Nach scheinbar unendlichen Augenblicken des Zögerns zog der Ranghöhere mit einem betont gleichgültigen Achselzucken die Klinge von Curds Kehle zurück und stieß abfällig hervor: »Eine Schabe wie dich zu zertreten, wird ihm eine willkommene

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