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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Die verflixte Wüste hat mich ganz wirr im Kopf gemacht.«
    »Schande auf deinen Puddingkopf und deine Ahnungslosigkeit!« sagte der Mausling heftig, den die Hitze und Trockenheit der letzten Tage reizbar gemacht hatten, und er schritt zuversichtlich in den linken Tunnel. Zwei Herzschläge lang zögerte Fafhrd, dann zuckte er die Achseln und folgte seinem Kameraden.
    Das kühle Licht vor ihnen wurde immer heller. Den beiden wurde plötzlich schwindlig, und sie hatten das Gefühl, als bewegte sich das Gestein unter ihren Füßen wie bei einem schwachen Erdbeben.
    »Wir sollten lieber umkehren«, sagte Fafhrd.
    »Ich möchte mich wenigstens mal umsehen«, gab der Mausling zurück.
    »Wir sind ja fast am Ziel.«
    Wenige Schritte später blickten sie auf eine andere Wüste hinaus. Direkt vor dem Höhleneingang standen in unnatürlicher Ruhe ein kostbar ausgestattetes weißes Pferd, ein kleineres schwarzes Tier mit silbernen Zügelbeschlägen, dazu ein kräftiges Muli, beladen mit Wasserflaschen, Töpfen und Paketen, die offenbar Proviant für Reiter und Tiere enthielten. An jedem Sattel hingen ein Bogen und ein Köcher mit Pfeilen, und am Steigbügel des weißen Pferds war ein Stück Pergament befestigt, auf dem in deutlichen Buchstaben stand:
     
    Der Fluch des Seekönigs ist aufgehoben. Ningauble.
     
    Die Schrift wirkte irgendwie seltsam, obwohl unsere beiden Abenteurer nicht zu sagen wußten, worauf sich ihr Eindruck gründete. Vielleicht lag es daran, daß Ningauble den Seekönig Poseidon genannt hatte, doch das schien ein durchaus passender Ersatz zu sein. Und doch ...
    »Höchst seltsam von Ningauble«, sagte Fafhrd, und er wie auch der Mausling hatten sofort den Eindruck, daß seine Stimme irgendwie anders klang. »Höchst seltsam, daß er uns einen Gefallen tut, ohne Informationen oder unsere Hilfe dafür zu verlangen.«
    »Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul«, sagte der Mausling. »Und einem geschenkten Muli erst recht nicht.«
    Während ihres Aufenthalts im Tunnel hatte der Wind umgeschlagen, so daß er nun nicht mehr wie ein heißer Atem aus dem Osten wehte, sondern als kühle Brise aus dem Westen. Beide Männer fühlten sich gestärkt und erfrischt, und als sie feststellten, daß einer der Beutel auf dem Rücken des Mulis frisches Wasser enthielt, stand ihr Entschluß fest. Sie stiegen auf – Fafhrd wählte das weiße, der Mausling das schwarze Tier – und hintereinanderreitend, wobei das Muli den Abschluß bildete, setzten sie sich in Bewegung.
    Nach der ersten Tagesreise ahnten sie, daß etwas Ungewöhnliches geschehen war, denn sie erreichten weder Ilthmar noch das Binnenmeer.
    Auch fiel ihnen etwas Seltsames an den Worten auf, die sie wechselten, obwohl sie sich gegenseitig gut verstanden.
    Außerdem wurde beiden klar, daß sich ihr Gedächtnis und ihr Allgemeinwissen veränderten, obwohl sie sich diese Besorgnis zuerst nicht eingestanden. Es gab viele Tiere in der Wüste, die köstlich schmeckten – genug Beute, um verwunderte Fragen über den undefinierbaren Unterschied in Gestalt und Fellzeichnung zu unterdrücken. Sie ritten durch einen selten angenehmen Wüstenfrühling.
    Es dauerte eine Woche, bis sie nach einer Begegnung mit einer friedlichen Seiden- und Gewürzkarawane erkannten, daß sie sich nicht in der lankhmarischen Sprache, in gebrochenem Mingol oder in der Waldsprache, sondern in Phönikisch, Aramäisch und Griechisch unterhielten und daß Fafhrds Kindheitserinnerungen nicht um die Eis-Öde kreisten, sondern um Länder, die sich an der Ostsee erstreckten; daß sich der Mausling nicht an Tovilyis, sondern an Tyrus erinnerte und daß die größte Stadt in dieser Welt nicht Lankhmar, sondern Alexandria hieß.
    Und mit diesen Gedanken verblaßte die Erinnerung an Lankhmar und die Welt Nehwon noch mehr, wurde zu einem undeutlichen Traum oder einer Folge von Träumen.
    Nur die Erinnerung an Ningauble und seine Höhlen blieb klar und deutlich. Doch nur nebelhaft ahnten die beiden Männer, was für einen Streich der Zauberer ihnen hier gespielt hatte.
    Wie dem auch sein mochte, die Luft hier war frisch und angenehm, die Nahrung gut, der Wein süß und stark, die Männer so gut gewachsen, daß sie sicher interessante Frauen hatten. Was machte es schon, wenn die Namen und neuen Worte zuerst seltsam erschienen?
    Diese Eindrücke verblaßten schon, wenn man überhaupt darüber nachdachte.
    Hier war eine neue Welt, die unerhörte Abenteuer versprach. Doch ›neu‹ blieb diese Welt

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