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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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sein schien, fühlten sie sich von Geheimnissen umgeben. Einige dieser Rätsel hatten ihren Ursprung in Ahura, das wußten sie, doch beide verzichteten darauf, dem Mädchen Fragen zu stellen – sie hatten die vage Besorgnis, daß ihr Geist fürchterliche Veränderungen durchgemacht hatte.
    Schließlich gab der Mausling den Gedanken Ausdruck, die beide beschäftigten: »Ja, ich fürchte auch, daß Anra Devadoris, der uns zu seinen Gehilfen machen wollte, selbst nur ein Lehrling war, der die Taten seines Herrn für sich in Anspruch nahm. Der Schwarzbärtige ist fort, doch der Bartlose bleibt. Was hat Ningauble noch gesagt? ... Keine einzelne Wesenheit, doch ein Rätsel? ... Keine einzelne Identität, sondern eine Fata Morgana?«
    »Bei allen Fliegen, die den großen Antiochos beißen, und bei allen Läusen, die seine Frau kitzeln!« rief eine freche helle Stimme hinter ihnen. »Ihr armen, dem Untergang geweihten Herrn – ihr wißt also bereits, was in dem Brief steht, den ich hier für euch habe!«
    Die beiden fuhren herum. Neben dem Kamel stand ein verschmitzt grinsender braunhäutiger Knirps, der so typisch alexandrisch war, daß er eben aus dem Lokal des Rakotis' gekommen sein mochte, mit einem alten Hund auf den Fersen. (Der Mausling rechnete jeden Augenblick damit, daß ein solches Tier noch erschien.)
    »Wer hat dich geschickt, Junge?« grollte Fafhrd. »Wie kommst du hierher?«
    »Na, was meint ihr wohl?« erwiderte der Knirps. »Fangt!« Er warf dem Mausling eine Wachstafel zu. »Ihr solltet lieber meinem Ratschlag folgen und hier verschwinden, solange es noch geht. Was eure Expedition betrifft, so glaube ich, daß Ningauble schon alle Zelte abbricht und sich nach Hause absetzt. Mein lieber Chef ist eben ein guter Freund in höchster Not.«
    Der Mausling zerriß die Schnüre, öffnete die Tafel und las vor:
    »Seid gegrüßt, meine mutigen Abenteurer! Ihr habt gute Arbeit geleistet, doch das Beste steht euch noch bevor. Folgt dem Ruf! Folgt dem grünen Licht! Aber seid danach sehr vorsichtig. Ich wünschte, ich könnte euch mehr helfen. Gebt dem Jungen das Leichentuch, den Kelch und die Truhe mit als kleine Anzahlung.«
    »Du Scheusal Lokis! Du Abkömmling Regins!« brüllte Fafhrd. Der Mausling blickte auf und sah den Jungen auf dem Rücken des eifrig dahingaloppierenden Kamels in der Richtung verschwinden, aus der sie gekommen waren. Sein freches Lachen tönte schwach herüber.
    »Dort reitet die Großzügigkeit des armen, mittellosen Ningauble«, sagte der Mausling. »Jetzt wissen wir wenigstens, was wir mit dem Kamel machen.«
    »Von mir aus!« sagte Fafhrd geringschätzig. »Soll er doch das Tier und den Tand haben. Gut, daß wir ihn los sind!«
    »Kein sehr hoher Berg«, sagte der Mausling eine Stunde später. »Aber hoch genug. Ich möchte nur wissen, wer diesen hübschen kleinen Weg gebahnt hat und ihn sauberhält?«
    Bei diesen Worten löste er von seiner Schulter ein langes dünnes Seil von der Art, wie es von Bergsteigern verwendet wird. An einem Ende befand sich ein Haken.
    Dem Sonnenuntergang folgte die Dämmerung. Der kleine Pfad, der aus dem Nichts entstanden war und der sich allmählich gebildet hatte, führte sie um große Felsbrocken herum und am oberen Rand felsübersäter Steilhänge entlang.
    Es war ein Augenblick, da das ganze Universum stillzustehen schien. Ein grünliches Licht schimmerte vom verhüllten Gipfel herab – sicher nur der vom Himmel reflektierte Schimmer der Sonne ... Ein vages Empfinden von alles durchdringenden Lauten lag in der Luft, ein Murmeln dicht unter der Schwelle der Hörbarkeit, als stimme eine Insektenarmee ihre Instrumente. Diese Wahrnehmungen waren so wenig greifbar wie die Kraft, die sie voranzog, eine schwache Kraft, von der sie wußten, daß sie sie wie einen einzelnen Spinnwebfaden durchbrechen konnten, ohne es jedoch wirklich zu versuchen.
    Wie um eine unausgesprochene Frage zu beantworten, wandten sich Fafhrd und der Mausling Ahura zu. Unter ihrem Blick schien sie sich zu verändern, schien sie sich wie eine Nachtblume zu wandeln, wodurch sie noch kindhafter wurde, als sei ein Meisterhypnotiseur dabei, die äußeren Blütenblätter ihres Geistes zu entfernen, wonach nur ein kleiner stiller See zurückblieb, aus dessen unbekannten Tiefen allerdings kaum erkennbare dunkle Blasen aufstiegen.
    Sie spürten, wie ihre Zuneigung zu dem Mädchen neu geweckt wurde, doch eine seltsame Schüchternheit erfüllte sie. Und ihre Herzen waren so stumm wie die nebligen

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