Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
mich dazu verführt.«
Hisvet, die die Hand an ihre Brüste gelegt hatte, packte Fleisch und Haut des Ausschnitts, als bildeten Daumen und gekrümmter Zeigefinger eine Zange, drückte, drehte, und riß dann heftig daran. Dreisie kreischte auf. »Still, du dumme Schlampe«, zischte ihre Herrin. »Du hast sie gequält und es genossen, jetzt bezahlst du dafür. Du kleine Närrin! Ist dir nicht klar, daß eine Zofe, die ihre Genossin mit Lügen verrät, auch ihre Herrin bereitwillig verraten würde? Ich erwarte von meinen Zofen echte Treue. Viersie, mit aller Kraft.« Damit zog sie das Gesicht der Zofe an das ihre, als gerade der Tropfen niederplatschte und der dritte Schlag fiel. Als Hisvet diesmal den Kopf der Dunkelhaarigen losließ, kamen keine Worte. Statt dessen strömten Tränen. Hisvet schüttelte sich und fuhr mit der freien Hand wieder in ihre weite Tasche.
Diesmal hatte der Mausling zu seiner Überraschung den Wunsch, die Augen zu schließen. Doch die Begeisterung des Widerlichen und die dringliche Botschaft seines schon halb erigierten Gliedes waren zu stark.
Hisvet belehrte das Mädchen: »Eines erwarte ich auf jeden Fall von meiner Zofe: Liebe, wenn mich die Laune überkommt. Das vor allem ist der Grund, warum sie immer sauber und anziehend sein muß.« Mit einem großen Taschentuch wischte sie über Dreisies Gesicht und hielt es ihr dann vor die Nase. »Schneuz dich«, befahl sie. »Und dann schlucke kräftig. Ich will nicht, daß du mich mit Schnodder vollrotzt.«
Dreisie gehorchte, doch dann fiel ihr wieder ein, wie ungerecht das alles war. »Das ist nicht fair«, schrie sie jämmerlich. »Das ist ganz mies.«
Diese Worte und ihr Tonfall hatten eine sonderbare Wirkung auf den erdumschlossenen Mausling. Sie riefen ihm den vergessenen Namen seines achten kleinen Schätzchens in Erinnerung. Knappe zwei Dutzend Jahre zerrannen, und er fläzte sich wieder spärlich bekleidet auf der breiten Couch des heimlichen Speisezimmers der Taverne zum Silbernen Aal in Lankhmar, während Ivlis' Magd Freg in ihrer köstlich jungen, schlanken Nacktheit vor ihm auf- und abtigerte, und dann war sie bei ihm stehen geblieben und hatte sich ihm zugedreht, Tränen waren aus ihren Augen geschossen, und sie hatte eben dieselben abgedroschenen Worte jämmerlich hervorgestoßen.
Er kannte die Umstände gut genug, kannte sie auswendig. Vor kaum vierzehn Tagen war die Affäre um Omphals juwelenbesetzten Schädel und andere rachsüchtige braune Gebeine aus der vergessenen Begräbniskrypta im großen Gebäude der Diebesgilde halbwegs befriedigend zu Ende gegangen. Die geborgenen Schmuckstücke waren ganz gut gewesen, und besser war noch, daß Ivlis dazukam, ein schlanker, geschmeidiger, fuchsgesichtiger prachtvoller Rotschopf. Er hatte sie zwei Nächte später herumbekommen, was allerdings nicht leicht gewesen war, und zwischen Fafhrd und ihm galt es mehr oder weniger als ausgemacht, daß Freg des Nordlings Anteil sein sollte. Doch dann hatte der große Dummkopf seinen Zug herausgezögert, bei ihrer Eroberung herumgetrödelt und keine Nägel mit Köpfen gemacht, hatte dem Mausling gegenüber so gut wie keine Dankbarkeit gezeigt, daß er die schwierigere Verführung übernommen und seinem Kameraden die saftigere, zartere Beute überlassen hatte, für die keine größere Anstrengung vonnöten war, als sie einfach aufs Bett zu legen (in neun von zehn Fällen war der große Mann in solchen Dingen wesentlich langsamer als er selbst, völlig unverständlicherweise), so daß der Mausling sich nach zwei oder drei weiteren ergebnislosen Nächten von Ungeduld und Schwäche hatte übermannen lassen. Und im Gefühl, mit ganz Nehwon im Krieg zu liegen – diesmal auch mit Fafhrd – hatte er die Gelegenheit beim Schopf gegriffen, der Versuchung nachgegeben und das dumme Ding ins Bett gelockt, was übrigens auch nicht ganz einfach gewesen war. Bei ihrer dritten oder vierten Verabredung bekam sie jedoch einen Zornausbruch und beschuldigte ihn, sie beim ersten Mal betrunken gemacht und genötigt zu haben, behauptete, heftig in Fafhrd verliebt gewesen zu sein, ebenso wie er in sie, nur daß sie langsam vorgegangen waren, um die Entwicklung ihrer Liebe voll auszukosten, bevor sie sich erklärten und sie genossen; der Mausling aber sei mit seiner niederträchtigen Lüsternheit und seinen durchtriebenen Methoden dazwischen gekommen und habe nun auch noch ein Kind in sie eingepflanzt, dessen sei sie sicher, und so alles verdorben. Obwohl er noch immer
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