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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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benachbarten Grafschaften erhoben werden sollten, und ich fragte mich erneut, warum ich nicht im Norden war, wo ein Mann mit seinem Schwert frei war und es wenig Gesetze gab, aber viel Fröhlichkeit. Bischof Erkenwald kam zu mir, als die Unterredung beendet war. Ich schnallte gerade meinen Schwertgürtel fest, als er sich vor mich stellte und mich mit funkelnden Augen anstarrte. »Ihr solltet wissen«, sagte er ohne jeden Gruß, »dass ich gegen Eure Ernennung war.« »Wie ich auch gegen Eure gewesen wäre«, sagte ich erbittert. Dass mir Æthelred die fünfzehn Kriegsschiffe gestohlen hatte, erzürnte mich immer noch.
    »Gott mag vielleicht nicht mit Wohlgefallen auf einen heidnischen Krieger herabblicken«, erklärte der neu ernannte Bischof, »aber der König berücksichtigt in seiner Weisheit, dass Ihr ein fähiger Soldat seid.«
    »Und Alfreds Weisheit ist weithin berühmt«, sagte ich mit ausdrucksloser Stimme. »Ich habe mit dem Herrn Æthelred gesprochen«, fuhr er fort, ohne auf meine Worte einzugehen, »und er ist damit einverstanden, dass ich Versammlungserlasse für die angrenzenden Regionen Lundenes ausstellen kann. Habt Ihr dagegen Einwendungen?« Erkenwald meinte, dass er nun die Befugnis besaß, den Fyrd aufzustellen. Diese Befugnis wäre besser mir erteilt worden, doch ich bezweifelte, dass Æthelred damit einverstanden gewesen wäre. Und ich glaubte zudem, dass Erkenwald, so unausstehlich er auch sein mochte, Alfred stets treu ergeben bliebe.
    »Ich habe keine Einwendungen«, sagte ich. »Dann werde ich Herrn Æthelred von Eurem Einverständnis in Kenntnis setzen«, sagte er förmlich.
    »Und wenn Ihr mit ihm sprecht«, fügte ich hinzu, »dann sagt ihm, er soll aufhören, seine Frau zu schlagen.«
    Erkenwald zuckte zusammen, als hätte ich ihm gerade einen Hieb ins Gesicht versetzt. »Es ist seine Christenpflicht«, sagte er streng, »sein Weib zur rechten Ordnung zu bringen, und es ist ihre Pflicht, sich ihm zu unterwerfen. Habt Ihr nicht gehört, was ich gepredigt habe?« »Ich habe jedes Wort gehört.« »Sie hat es sich selbst zuzuschreiben«, knurrte Erkenwald. »Sie hat ein hitziges Gemüt, sie widerspricht ihm!«
    »Sie ist kaum mehr als ein Kind«, sagte ich, »und noch dazu ein schwangeres Kind.« »Und Torheit wohnt in den Herzen der Kinder«, gab Erkenwald zurück, »und das sind Gottes Worte! Und was sagt Gott, soll mit der Torheit eines Kindes geschehen? Sie soll mit der Rute der Züchtigung aus ihm herausgetrieben werden!« Ein Schauder überlief ihn. »Das ist zu tun, Herr Uhtred! Man muss einem Kind den Gehorsam einbläuen! Ein Kind lernt, indem es Schmerzen erleidet, indem es geschlagen wird, und dieses schwangere Kind muss seine Pflichten kennenlernen. Das ist Gottes Wille! Der Herr sei gepriesen!« Erst letzte Woche habe ich erfahren, dass sie Erkenwald zum Heiligen machen wollen. Priester kommen in mein Haus an der nördlichen See, wo sie einen alten Mann antreffen, und sie erzählen mir, ich sei nur noch ein paar Schritte von den Feuern der Hölle entfernt. Ich muss nur Umkehr tun, sagen sie, und ich werde in den Himmel eingehen und immerfort in der gesegneten Schar der Heiligen leben.
    Doch da brenne ich lieber, bis die Flamme der Zeit erloschen ist.

SIEBEN
    Wasser tropfte von den Ruderblättern, und die Tropfen malten Kreise auf einer See, auf der sich das Licht brach, mit den Wellen wanderte und auseinanderfloss, sich vereinte und wieder davonglitt.
    Unser Schiff lag ruhig auf diesem wandernden Licht.
    Der Himmel im Osten war wie geschmolzenes Gold, das sich über eine sonnengebadete Wolkenbank ergoss. Der übrige Himmel war blau. Blassblau im Osten und dunkelblau im Westen, wo sich die Nacht in die unbekannten Gebiete hinter dem Meer jenseits des Landes zurückzog. Im Süden lag die sanfte Küste von Wessex. Sie war grün und braun und baumlos und nicht sehr weit entfernt, doch ich würde nicht näher heranfahren, denn die lichtüberglänzte See verbarg Sandbänke und trügerische Untiefen. Wir nutzten unsere Ruder nicht und es herrschte Windstille, dennoch bewegten wir uns unaufhörlich nach Westen, getragen von den Gezeiten und der starken Strömung des Flusses. Wir waren im Mündungsgebiet der Temes, einer riesigen Fläche aus Wasser, Schlamm, Sand und Schrecken. Unser Schiff hatte keinen Namen, und es trug keine schreckenerregenden Tierköpfe an Bug und Heck. Es war ein Handelsschiff, eines von den beiden, die ich in Lundene erbeutet hatte, und es war breit,

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