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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Seele zu retten.«
    Ann senkte den Blick. Wer war sie, dass sie den Wert eines anderen Menschen in Frage stellte? Wofür hatte sie gelebt? War sie nicht am Ende selbst die beste Verbündete des Hüters gewesen?
    Ann räusperte sich. »Schwester Alessandra, du musst mir jetzt zuhören, und zwar aufmerksam. Ich bin die Prälatin der Schwestern des Lichts, und es ist deine Pflicht, zu tun, was ich dir befehle.« Ann drohte ihr mit erhobenem Finger. »Ich werde keine Widerworte dulden, hast du verstanden? Ich muss den Propheten finden, bevor er etwas mehr als Törichtes tut. Richard ist für unsere Sache von allerhöchster Wichtigkeit – das weißt du. Ich werde allmählich alt und würde die Suche nach ihm und seiner Häscherin nur behindern. Ich möchte, dass du ihm nachspürst. Keine Widerworte jetzt. Du sollst Richard Rahl ausfindig machen und unserer wankelmütigen Schwester Nicci wieder Ehrfurcht vor dem Schöpfer beibringen.«
    Alessandra schlang Ann die Arme um den Hals und bedankte sich schluchzend. Ann tätschelte der Schwester den Rücken; ihr war elend zumute, weil sie ihre Begleiterin verlor, außerdem fürchtete sie den Glauben an alles, wofür sie stand, verloren zu haben.
    »Könnt Ihr überhaupt allein reisen, Prälatin? Seid Ihr sicher, dass Ihr dem gewachsen seid?«, wollte Alessandra dann wissen.
    »Ach was. Ich bin vielleicht alt, aber noch nicht unnütz. Wer, glaubst du wohl, ist in das Zentrum von Jagangs Streitmacht vorgedrungen und hat dich gerettet, Kind?«
    Alessandra lächelte trotz ihrer Tränen. »Das wart Ihr, Prälatin, Ihr ganz allein. Niemand außer Euch wäre zu so etwas im Stande. Hoffentlich kann ich Nicci wenigstens halb so hilfreich sein, wenn ich sie finde.«
    »Das wirst du, Alessandra. Möge der Schöpfer auf deiner Reise seine schützende Hand über dich halten.«
    Ann war sich darüber im Klaren, dass sie sich beide auf schwierige Reisen begaben, die sich über Jahre hinziehen konnten.
    »Vor uns liegen schwere Zeiten«, sagte Alessandra. »Aber der Schöpfer hat zwei Hände, nicht wahr? Eine für mich, und die andere für Euch, Prälatin.«
    Ann konnte nicht anders, diese Vorstellung brachte sie zum Schmunzeln.

29. Kapitel
    »Herein«, antwortete Zedd brummig auf das hartnäckige Räuspern draußen vor seinem Zelt.
    Er schüttete gerade Wasser aus der Kanne in den verbeulten, auf einem abgesägten Baumstamm stehenden Metallkopf, der ihm als Waschschüssel diente. Als er sich einen Teil des Wassers ins Gesicht klatschte, entfuhr ihm ein lautes Stöhnen. Er war erstaunt, dass derart kaltes Wasser sich überhaupt noch gießen ließ.
    »Guten Morgen, Zedd.«
    Immer noch nach Atem ringend, wischte Zedd sich das eiskalte Wasser aus den Augen und blinzelte Warren an. »Guten Morgen, mein Junge.«
    Warren errötete. Zedd ermahnte sich, jemanden, der doppelt so alt war wie er, vielleicht besser nicht mit ›Junge‹ anzureden; dabei war Warren selber schuld. Wenn der Junge doch endlich nicht mehr ganz so jung aussehen würde! Zedd bückte sich stöhnend, um in dem Durcheinander aus Landkarten, schmutzigen Tellern, rostigen Zirkeln, leeren Bechern, Decken, Hühnerknochen, Seilresten und einem Ei, das ihm Wochen zuvor mitten in einer Unterrichtsstunde abhanden gekommen war, sowie anderem Krimskrams, der sich mit der Zeit in der Ecke seines kleinen Feldzelts zu sammeln schien, nach einem Handtuch zu suchen.
    Derweil verdrehte Warren sein purpurrotes Gewand an seiner Hüfte zu einem kleinen Knäuel. »Ich komme gerade aus Vernas Zelt.«
    Zedd unterbrach sein Gewühle und sah über seine Schulter.
    »Gibt es Neuigkeiten?«
    Warren schüttelte seine blonden Locken. »Tut mir Leid, Zedd.«
    »Nun«, meinte Zedd mit einem Anflug von Spott in der Stimme, »das will überhaupt nichts heißen. Die alte Dame hat mehr Leben als die Katze, die ich einst mein Eigen nannte; sie wurde von einem Blitz getroffen und fiel in einen Brunnen, und das alles am selben Tag. Habe ich dir übrigens schon von dieser Katze erzählt, mein Junge?«
    »Ja, das hast du allerdings.« Warren musste schmunzeln. »Aber wenn du möchtest, es würde mir nichts ausmachen, es noch einmal zu hören.«
    Zedd tat die Geschichte mit einer matten Handbewegung ab und wurde ernster. »Ann geht es gut, da bin ich völlig sicher. Verna kennt Ann besser als ich, aber selbst ich weiß, dass es überaus schwer ist, der alten Dame ein Haar zu krümmen.«
    »Verna hat sich ganz ähnlich geäußert.« Warren lächelte bei sich. »Ann

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