Schwester der Finsternis - 11
man wird sie auseinandernehmen müssen. Unsere Ausrüstung ist größtenteils so beschaffen, dass sie zerlegt und notfalls getragen werden kann; die wenigen Teile, bei denen das nicht möglich ist, werden wir zurücklassen müssen. Der Aufbruch selbst wird nicht viel Zeit kosten, es wird jedoch eine Weile dauern, sämtliche Männer und Vorräte durch dieses Nadelöhr zu schleusen – vor allem bei Dunkelheit.«
»In einer Marschkolonne ohne Lücken dürften Fackeln ausreichen«, meinte Adie. »Die Soldaten brauchen nur ihrem Vordermann zu folgen, das schaffen sie auch bei schlechtem Licht.«
Kahlan erinnerte sich an den Handabdruck aus leuchtendem Staub. »Die mit der Gabe könnten eine Leuchtspur legen, an der sich die Männer orientieren können.«
»Das wäre in der Tat hilfreich«, sagte der General. »Bleibt noch unser grundsätzliches Problem. Die Imperiale Ordnung wird bereits hier sein, während unsere Männer noch damit beschäftigt sind, unsere Ausrüstung zu zerlegen und mitsamt den Vorräten abzutransportieren. Wir würden mitten in eine offene Feldschlacht verwickelt, wenn wir uns zeitgleich mit unserem Rückzug zu verteidigen versuchten. Ein Rückzug setzt voraus, dass man in der Lage ist, sich entweder schneller zu bewegen als der Feind, oder ihn wenigstens in Schach zu halten; beides lässt der Pass nicht zu.«
»Wir haben sie schon früher auf Distanz gehalten«, wandte Verna ein. »Das ist nicht ihr erster Angriff.«
»Da habt Ihr Recht.« Er deutete nach links. »Wir könnten stattdessen versuchen, uns in dieses Tal zurückzuziehen, allerdings wäre das im Dunkeln und bei einem gleichzeitigen Angriff der Imperialen Ordnung ein Fehler. Diesmal ist Dunkelheit das Problem. Sie werden unbeirrbar weiter vorrücken. Bei Tageslicht könnten wir Befestigungen errichten und Widerstand leisten – aber nicht nachts.«
»Wir haben hier doch bereits Verteidigungsanlagen aufgestellt«, wandte Cara ein. »Wir könnten die Stellung halten und uns ihnen frontal entgegenwerfen.«
General Meiffert biss sich auf die Unterlippe. »Das war auch meine erste Überlegung, Herrin Cara, und ist nach wie vor eine Möglichkeit, allerdings behagen mir unsere Erfolgsaussichten bei einer solchen direkten Konfrontation nicht sonderlich, jedenfalls nicht nachts, wenn sie Männer in großer Zahl ganz nah heranschmuggeln können. Im Dunkeln können wir unsere Bogenschützen nicht vorteilhaft einsetzen. Weder könnten wir ihre Truppenbewegungen noch ihre Zahl genau erkennen, somit wären wir außer Stande, unsere Männer entsprechend in Stellung zu bringen. Es ist eine Frage der Truppenstärke; ihre Zahl ist nahezu unbegrenzt, unsere dagegen nicht. Zudem haben wir nicht genügend mit der Gabe Gesegnete, um alle Möglichkeiten abzudecken – und im Krieg wird stets das getroffen, was man nicht gedeckt hat. Der Feind könnte in Massen durch eine Bresche stoßen und uns unbemerkt in der Dunkelheit umgehen; das wäre unser Ende.«
Alles schwieg, als jedem von ihnen bewusst wurde, was dies wirklich bedeutete.
»Das ist auch meine Meinung«, sagte Kahlan. »Der Pass ist unsere einzige Chance, wenn wir vermeiden wollen, heute Nacht eine Entscheidungsschlacht – und einen Großteil unserer Truppen – zu verlieren. Wir wären schlecht beraten, wenn wir das Risiko eingingen, ohne erkennbaren Vorteil die Stellung zu behaupten und zu kämpfen.«
Der General musterte ihre Augen. »Bleibt immer noch das Problem, wie wir den Pass überqueren sollen, bevor sie uns aufreiben.«
Kahlan wandte sich an Verna. »Ihr müsst den Feind aufhalten, damit wir ausreichend Zeit gewinnen, das Heer über den Pass zu schaffen.«
»Was wünscht Ihr, soll ich tun?«
»Setzt Euer Spezialglas ein.«
Der General verzog das Gesicht. »Euer was?«
»Eine Waffe der Magie«, erklärte Cara. »Um die feindlichen Truppen zu blenden.«
Verna schien wie vom Blitz getroffen. »Aber ich bin noch nicht soweit. Wir haben erst eine kleine Menge hergestellt. Ich bin noch nicht fertig.«
Kahlan wandte sich erneut an den General. »Wie viel Zeit bleibt uns nach Aussage der Kundschafter noch bis zum Eintreffen der Imperialen Ordnung?«
»Die Imperiale Ordnung kann frühestens in einer, spätestens aber in zwei Stunden hier sein. Wenn wir sie nicht aufhalten, werden wir es niemals mit unseren Männern und Vorräten aus diesem Tal heraus schaffen. Finden wir keine Möglichkeit, sie aufzuhalten, bleiben uns nur zwei Möglichkeiten: entweder wir fliehen in die Berge,
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