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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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vollkommener Verlassenheit erinnerte, als man sie überfallen und beinahe zu Tode geprügelt hatte. Verna geriet aus stummer Verzweiflung, Wut und Angst ins Stammeln.
    »Habt Ihr schon etwas fertig?«, erkundigte sich Zedd seelenruhig, so als wollte er wissen, was es zum Abendessen gibt.
    »Ja, natürlich«, antwortete sie. »Aber wenn sie so schnell hier sind, wird es nicht reichen. Gütiger Schöpfer, wir haben nicht annähernd so viel, wie wir brauchen, um es über die gesamte Front zu verteilen; und zu wenig ist so gut wie überhaupt nichts.«
    »Wir haben jetzt keine andere Wahl mehr.« Zedd starrte in die Dunkelheit, Dinge sehend, die womöglich nur ein Zauberer sah. Um seinen Mund hatte sich ein Zug bitterer Enttäuschung festgesetzt. Er sprach mit einer körperlosen Stimme, wie ein Mann, der nur so tut als ob, obwohl er längst weiß, dass er am Ende seiner Möglichkeiten, vielleicht sogar seines Glaubens angelangt ist. »Fangt mit dem an, was Ihr habt; wir werden einfach auf das Beste hoffen müssen. Ich habe Boten bei mir und werde General Meiffert über die Lage auf dem Laufenden halten. Er wird die Informationen dringend brauchen.«
    Mitansehen zu müssen, dass Zedd scheinbar alle Hoffnung aufgegeben hatte, ließ ihr Schicksal in einem überaus erschreckenden Licht erscheinen. Zedd war stets derjenige gewesen, der ihnen ihr Ziel vor Augen gehalten und Mut gemacht, der ihnen Zuversicht und Selbstbewusstsein gegeben hatte.
    »Warte«, rief Kahlan.
    Er hielt inne und drehte sich zu ihr um. Seine Augen glichen einem Fenster in eine matte, erschöpfte Seele. Sie vermochte sich nicht vorzustellen, wie viele Kämpfe er in seinem Leben oder auch nur in den letzten Wochen ausgefochten hatte. Tausend Gedanken schienen Kahlan durch den Kopf zu schießen, als sie wie von Sinnen nach einer Möglichkeit suchte, ihr bitteres Schicksal abzuwenden.
    Kahlan konnte Zedd unmöglich im Stich lassen. So oft hatte er sie unterstützt, jetzt brauchte er die Schulter eines anderen Menschen, der ihm half, die Belastung zu ertragen. Sie warf ihm einen wild entschlossenen Blick zu, bevor sie sich der Prälatin zuwandte.
    »Und wenn wir das Glas nicht wie geplant freisetzen, Verna? Was, wenn wir es nicht einfach verwehen lassen und darauf hoffen, dass der Wind es dorthin trägt, wo wir es haben wollen?«
    Verna breitete verblüfft die Hände aus. »Wie meint Ihr das?«
    »Braucht man nicht nur deswegen mehr von diesem Glas – eben jene Menge, die Ihr Eurer Meinung nach benötigt – damit es sich über das ganze Tal verteilen kann, und trotzdem genug übrig bleibt, um in der Luft zu schweben?«
    »Nun … ja, natürlich, aber…«
    »Angenommen«, fragte Kahlan, »wir setzen es entlang einer Linie unmittelbar vor ihrer vordersten Angriffsreihe frei? Genau da, wo es gebraucht wird? Dann würde man doch weniger benötigen, oder?«
    »Vermutlich schon.« Verna warf die Hände in die Luft. »Aber ich habe es Euch doch schon erklärt, wir dürfen auf keinen Fall Magie zu Hilfe nehmen, sonst entdecken sie unseren Zauber und schirmen das Glas ebenso schnell ab, wie wir es freisetzen, und alles wäre umsonst. Besser, wir setzen das frei, was wir haben, und hoffen auf das Beste.«
    Kahlan ließ den Blick über die menschenleere, von den friedlichen, den Mond verschleiernden Wolken schwach beleuchtete Ebene schweifen. Draußen im Tal war nichts zu sehen, doch das würde sich bald ändern. Bald würden mehr als eine Million Soldatenstiefel den jungfräulichen Schnee zertrampeln.
    Nur das Geräusch von Glas, das zerkleinert wurde, sowie das Stampfen der stählernen Stößel störte die lautlose Dunkelheit. Bald würde ein Schlachtgebrüll die Stille der Nacht zerreißen, das einem das Blut in den Adern gefrieren ließe.
    Kahlan spürte dieselbe erdrückende Angst wie damals, als ihr bewusst wurde, dass all die Männer sie ganz allein überrascht hatten. Und denselben Zorn.
    »Sammelt zusammen, was Ihr bis jetzt hergestellt habt«, erklärte sie. »Und dann bringt es zu mir.«
    Alles starrte sie an.
    Zedds Stirn zog sich zu einem faltigen Knäuel zusammen. »Was in aller Welt hast du dir jetzt ausgedacht?«
    Kahlan strich sich das Haar aus dem Gesicht, während sie rasch ihren Plan zurechtlegte, damit er wenigstens in ihrem Kopf ein klares Bild ergab.
    »Der Feind wird gegen den Wind angreifen – nicht ganz genau, aber für unseren Zweck genau genug. Ich habe mir Folgendes überlegt: Wenn ich parallel zu unserer vordersten Linie unmittelbar vor

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