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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Züge. »Ich dachte, Ihr glaubt nicht an Prophezeiungen, Kahlan.«
    Sie ließ seinen Arm los. »Das tue ich wohl auch nicht. Nichts für ungut. «
    Cara, die noch etwas Feuerholz suchen wollte, folgte Warren nach draußen. Sich vor dem Kamin aufwärmend, betrachtete Kahlan die auf dem Sims stehende Figur der Seele . Zedd legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter.
    »Was du gerade zu Harold über den Gebrauch des Verstandes, über die Vernunft gesagt hast, war sehr klug, Kahlan. Du hattest Recht.«
    Sie strich mit den Fingern über das schmeichelnd weiche Walnussholzgewand von Seele . »Das waren auch Richards Worte, als er mir erklärte, er sei sich endlich darüber klar geworden, was er tun müsse. Damals meinte er, der einzige Souverän, dem er sich jemals unterwerfen würde, sei die Vernunft.«
    »Das hat Richard gesagt? Genau das waren seine Worte?«
    Kahlan nickte, den Blick noch immer auf Seele gerichtet. »Er erklärte mir, das erste Gesetz der Vernunft besagt: was existiert, existiert; was ist, ist, und auf dieses nicht weiter reduzierbare, unumstößliche Prinzip gründe sich alles Wissen. Er meinte, das sei die Grundlage, von der aus sich einem das Leben erschließt.
    Das Denken, erklärte er, biete einem die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen; Wünsche und Launen seien weder Tatsachen noch ein Weg, diesen auf die Spur zu kommen. Vermutlich hat Harold soeben den Beweis geliefert, wie Recht er damit hatte. Richard sagte, Vernunft sei unsere einzige Möglichkeit, die Wirklichkeit zu erfassen – und damit unser wichtigstes Mittel im Überlebenskampf. Zwar steht es uns frei, uns die Mühe des Denkens zu ersparen – und die Vernunft abzulehnen –, doch entgehen wir damit keineswegs der Strafe jenes Abgrunds, den zu sehen wir uns weigern.«
    Sie lauschte auf das Knacken des Feuers zu ihren Füßen, während sie den Blick über die Linien der Figur wandern ließ, die er für sie geschnitzt hatte. Als sie von Zedd nichts hörte, sah sie über ihre Schulter. Er starrte unverwandt in die Flammen, während eine Träne über seine Wange rollte.
    »Was ist denn nur, Zedd?«
    »Der Junge ist ganz von allein darauf gekommen.« Aus der Stimme des alten Zauberers sprach die unglückliche Mischung von Verlorenheit und stillem Stolz. »Er hat es begriffen und vollkommen richtig gedeutet, und obendrein hat er es ganz von allein erkannt, indem er es angewendet hat.« »Was denn erkannt?«
    »Das wichtigste Gesetz, das es gibt, das Sechste Gebot des Zauberers; der einzige Souverän, dem man sich unterwerfen darf, ist die Vernunft.«
    Spiegelungen des Feuerscheins tanzten in seinen haselbraunen Augen. »Das Sechste Gebot ist der Dreh- und Angelpunkt, um den alle anderen Gebote kreisen. Es ist nicht nur das wichtigste aller Gebote, sondern auch das einfachste; nichtsdestoweniger ist es dasjenige, das am häufigsten missachtet und verletzt und bei weitem am häufigsten verschmäht wird. Man muss ihm, dem unablässigen Protestgeschrei der Gottlosen zum Trotz, unbedingt Geltung verschaffen.
    In den Schatten seines strahlenden Lichts, wo Halbwahrheiten gläubige Anhänger, tief empfindende Gläubige und selbstlose Jünger in die Falle locken, lauern Elend, Ungerechtigkeit und völliges Verderben.
    Glaube und Gefühle sind das gefährlich lockende Wesen des Bösen. Anders als Vernunft setzen Glauben und Gefühle der Selbsttäuschung und Launenhaftigkeit keine Grenzen. Sie sind ein bösartiges, ansteckendes Gift, das einem für jede jemals ersonnene Verdorbenheit die betäubende Illusion moralischer Rechtfertigung verschafft.
    Glaube und Gefühl sind der Schatten des strahlend hellen Lichts der Vernunft. Vernunft ist das Wesen der Wahrheit, die ganze Herrlichkeit des Lebens lässt sich nur durch Vernunft erfassen, durch dieses Gebot. Setzt man sich darüber hinweg, indem man die Vernunft verschmäht, schließt man den Tod in seine Arme.«
    Am nächsten Morgen hatte sich ungefähr die Hälfte der galeanischen Streitmacht abgesetzt und war, wie von Prinz Harold vor seinem Tod angeordnet, in ihre Heimat und zu ihrer Königin zurückgekehrt. Die Übrigen, wie Captain Ryan und seine jungen Soldaten, hielten dem d’Haranischen Reich die Treue.
    Lieutenant Leiden sowie seine gesamte Streitmacht aus keltonischen Truppen waren mit Tagesanbruch ebenfalls abgezogen. Er hinterließ Kahlan ein Schreiben, in dem er erklärte, nach der Entscheidung Galeas, mit dem d’Haranischen Reich zu brechen, sei auch er gezwungen umzukehren, um zum

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