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Schwester Lise

Schwester Lise

Titel: Schwester Lise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Ich will fort. Sind Sie hier fertig, Schwester Lise?“
    „Ja, ich wollte gerade gehen.“
    „Kommen Sie mit, wir gehen in meine Küche hinauf und holen eine Tasse und etwas Kaffee, den Sie mit hinaufnehmen können.“ Eirins Herz machte einen Luftsprung. Die unvergleichliche Frau Dr. Claussen! Nicht ein vorwurfsvolles Wort an Schwester Eldrid! „Vorschrift ist Vorschrift!“ Aber sie verstand Eirin und half.
    Während Eirin hinter der aufrechten, kräftigen Gestalt durch den Korridor eilte, wurde ihr eines klar: Es gab hier einen Menschen, für den sie durchs Feuer gehen würde!
    „In der gelben Büchse da ist der Kaffee, und in der Speisekammer steht Sahne“, sagte die Doktorin. „Und in einer Schüssel drinnen finden Sie auch Eier. Ihre Freundin soll doch ein weichgekochtes Ei haben. Übrigens, Schwester Lise, Sie könnten so nett sein und ein bißchen mehr Kaffee filtern, dann hab’ ich nachher auch noch einen Tropfen. Meine Hausgehilfin hat nämlich heute frei, und an solchen Tagen besteht mein Morgenfrühstück aus Milch und einer Zigarette. Ich habe nie Lust, mir selber was Ordentliches zu machen.“
    „Oh, Frau Doktor - wenn Sie Zeit haben, darf ich dann nicht das Frühstück für Sie herrichten? Ich mache ganz rasch - “
    „Das nehme ich mit Dank an“, lachte Frau Dr. Claussen. „Aber laufen Sie nun erst mal mit dem Tablett zu Ihrer Ilse hinauf, und wenn Sie dann trotz Ihres Nachtdienstes immer noch Lust haben, dann kommen Sie wieder herunter und kochen mir auch ein weiches Ei.“
    Da stürmte sie die Treppen hinauf wie noch nie. Sie ließ sich kaum Zeit, Ilses Freudenrufe und überraschte Fragen anzuhören. Im Nu war sie wieder unten, deckte in Eile den Frühstückstisch, kochte ein Ei, filterte Kaffee, holte Käse, Sardinen, gekochten Schinken herbei, röstete Brot und schäumte die Sahne ab.
    „Bitte, Frau Doktor, das Frühstück ist fertig!“
    „Sie sind ja fix bei der Hand - aber Kind, was haben Sie da gemacht? Wollen Sie denn selbst nichts essen?“
    „Ich?“
    „Ja, natürlich! - Nun holen Sie sich mal schnell Teller und Tasse, und kochen Sie sich auch ein Ei - eins, zwei, drei!“
    Eirin war außer sich vor Freude.
    „Wenn ich zurückdenke“, sagte sie, „- es ist das erstemal seit anderthalb Jahren, daß ich an einem kleinen, privaten Tisch Kaffee trinke und nicht an einer langen Tafel mit einem Haufen Menschen zusammen!“
    „Du lieber Himmel“, lächelte die Doktorin, „da muß es ja eigentümlich für Sie sein. Stehen Sie denn ganz allein auf der Welt, Schwester Lise?“
    „Ich habe keine Eltern mehr“, sagte Eirin, schluckte einen Kloß herunter und schwieg. Sie hatte sich noch nie so allein gefühlt wie gerade jetzt. Da war wohl Tante Bertha, die so gut und lieb gewesen war wie eine Mutter, und da war Halfdan - Halfdan, der jetzt eine andere heiratete, die Schwester Vera - die tüchtige Sprechstundenschwester - Marit Claussen betrachtete das schöne, dunkelhaarige, blasse Mädchen. Und sie dachte bei sich, mit einem solchen Aussehen und mit einem so ansprechenden, kultivierten Wesen brauchte ein junges Mädchen nicht allein zu bleiben. Eines schönen Tages würde das Glück wohl kommen und an Schwester Lises Tür pochen.
    „Sie machen aber herrlichen Kaffee, Schwester Lise. Der hat gut geschmeckt. Was ich noch sagen wollte - wie lange sind Sie jetzt eigentlich schon bei der Krankenpflege?“
    „Genau anderthalb Jahre.“
    „Und Sie machen sie gern?“
    „Ich liebe den Beruf. Ich hätte nie gedacht, daß mir diese Arbeit noch mal so viel Freude machen würde.“
    „Das höre ich gern. Und wo sind Sie am liebsten? Sie sind ja jetzt schon auf mehreren Stationen gewesen?“
    „Wenn ich das wüßte! Ich fühle mich in der Medizinischen sehr wohl, aber am meisten freue ich mich wohl auf den Operationssaal. Und ich bin sehr gespannt darauf, wie ich es da schaffe.“
    „Warum sollten Sie es denn nicht schaffen?“
    „Ich hoffe, daß ich es schaffe. Aber ich bin früher so dumm gewesen. Wenn ich nur ein bißchen Blut und Eiter sah, war es aus mit mir, ich mußte mich übergeben, als ich ein zersplittertes Bein sah
    „Und trotzdem haben Sie diesen Beruf erwählt?“
    „Nicht trotzdem, gerade deshalb!“
    „Das bewundere ich, Schwester Lise. So, jetzt muß ich aber fort. Nein, lassen Sie sich ruhig Zeit, und trinken Sie erst Ihren Kaffee aus. Schlagen Sie die Tür einfach zu, wenn Sie gehen.
    Auf Wiedersehen, mein Kind, und freundlichen Dank für das

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