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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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Stunden gemeinsam im Büro gesessen, wieso rief sie ihn jetzt zurück?
    Zögernd kehrte er um. «Was gibt es denn?»
    «Mach die Tür zu.»
    Er gehorchte und blieb abwartend stehen.
    Birgit hatte sich auf der Kante des Schreibtischs niedergelassen. «Ich habe hin und her überlegt, aber es hilft nichts, ich muss mit dir darüber reden. Du weißt, dass ich mich normalerweise nicht in dein Privatleben einmische», begann sie. «Ich möchte dich trotzdem etwas fragen.»
    Stadler hob eine Augenbraue. «Schieß los.»
    «Läuft etwas zwischen dir und der Psychologin?»
    Fassungslos starrte er sie an. «Was soll der Quatsch? Dafür rufst du mich zurück? Ich glaube nicht, dass es dich oder irgendjemanden hier etwas angeht.»
    «Ist das ein Ja?»
    «Nein», blaffte er zurück. «War es das?»
    Birgit hob die Hände. «Bitte, sei nicht gleich sauer, es gibt einen Grund für meine Frage.»
    «Ach?»
    «Du warst letzte Woche abends mit Linda verabredet, stimmt das?»
    «Wie kommst du darauf?»
    Birgit strich ihren Rock glatt. «Sie hat es mir erzählt. Ich glaube, sie ist ziemlich verknallt in dich.»
    Stadler senkte den Kopf. «Ja, wir waren verabredet, aber es lief nicht so gut.»
    «Das dachte ich mir. Jedenfalls habe ich Linda am nächsten Morgen gesehen, und sie war nicht gut drauf.»
    Stadler dachte an den Trauerfall, von dem Jürgen ihm erzählt hatte, doch er sagte nichts.
    «Ich könnte mir vorstellen, dass du Linda versetzt hast, weil dir Liz Montario besser gefällt.» Birgit beobachtete ihn wachsam, so als wäre sie auf einen Schlag gefasst, doch ihr Gesichtsausdruck war fest entschlossen.
    «Tut sie das?» Stadler verschränkte die Arme.
    «Man muss schon blind sein, um nicht zu sehen, wie tief beeindruckt du bist. Und dass sie eine andere Liga ist als Linda Franke.»
    «Birgit, was soll das alles?», fragte Stadler, der allmählich die Geduld verlor. «Wenn ich Linda vor den Kopf gestoßen habe, tut mir das leid. Aber es gibt dir nicht das Recht, dich einzumischen. Und vor allem ist das kein Grund, mich von einer wichtigen Vernehmung abzuhalten.»
    «Du weißt, dass Linda verschwunden ist?»
    Stadler fiel die Kinnlade runter. «Ich dachte …»
    «Der angebliche Trauerfall, ich weiß. Sie hat sogar angerufen und Sonderurlaub beantragt. Aber daran glaube ich nicht. Jessica Block aus dem KK   12 war heute bei Linda zu Hause, um nach dem Rechten zu sehen. Die beiden sind befreundet, und Jessica hat einen Schlüssel zu Lindas Wohnung, um die Blumen zu gießen, wenn Linda im Urlaub ist. Jedenfalls war Linda seit Tagen nicht dort. Im Kühlschrank vergammeln die Lebensmittel, das Bett ist gemacht und unbenutzt.»
    «Na, ich denke, sie ist bei ihrer Familie», wandte Stadler ein.
    «Jessica hat Lindas Schwester angerufen. Es gibt keinen Trauerfall.»
    «Verdammt! Und das erzählst du mir erst jetzt?»
    Birgit blickte ihn unverwandt an. «Ich wusste ja nicht, wie ernst es ist. Linda hat schließlich auch ein Recht auf Privatleben. Und auf ein bisschen Liebeskummer.»
    «Du glaubst, sie ist aus Liebeskummer untergetaucht?» Stadler wurde kalt ums Herz. Er dachte an die schmale Gestalt, die wortlos in die Nacht verschwunden war, wütend, verletzt. Aber war sie nicht am nächsten Tag noch zur Arbeit gekommen?
    Birgit zuckte mit den Schultern. «Ich weiß ja nicht, was an dem Abend zwischen euch vorgefallen ist. Deshalb wollte ich es dir erzählen. Du kannst das besser beurteilen.»
    Stadler fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Eigentlich sollte er längst im Vernehmungszimmer sein, Miguel wartete bestimmt schon. Andererseits war er womöglich schuld daran, dass Linda sich irgendwo verkrochen hatte und ihre Wunden leckte. Er konnte nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und so tun, als ginge ihn das nichts an. Warum hatte er bloß seine eiserne Regel verletzt? Warum hatte er sich auf diese Verabredung eingelassen? Er kannte den Grund. Er hatte Linda falsch eingeschätzt. Sie hatte ihm erfolgreich vorgespielt, dass sie ebenso wie er ihre Freiheit liebte und nicht mehr als ein Abenteuer im Sinn hatte. Mit seiner Menschenkenntnis war es nicht weither, zumindest, was Frauen anging.
    «Hat Jessica die Schwester gefragt, wo Linda in einer solchen Situation sein könnte?»
    «Ich glaube, sie wollte nicht die Pferde scheu machen. Sie hat nicht erzählt, dass Linda schon seit ein paar Tagen weg ist.» Sie musterte ihn. «Hätte sie denn Grund, verletzt zu sein? Was ist passiert?»
    «Nichts», antwortete Stadler. «Es ist

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