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Schwestern der Angst - Roman

Schwestern der Angst - Roman

Titel: Schwestern der Angst - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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des Vans war direkt auf mein vergittertes Fenster gerichtet. Ich schloss es, doch das nützte nichts. Mir war bereits übel vom Kohlenmonoxid. Ich riss die Kanüle aus der Beuge, das Blutgefäß war verletzt, und stürzte zur Tür, als der Brechreiz nicht mehr zu unterdrücken war und ich wegen der Abgase kotzen musste. Die Tür ließ sich nicht öffnen. Das Fenster war vergittert, die Tür war verschlossen. Ich atmete hastig, verschluckte mich und hustete, während die Abgase weiter durch die Fensterschlitze drangen und ich an der Tür rüttelte. Paul hatte sie wohl abgeschlossen, ich hatte dieses verdächtige Klimpern gehört, da hatte er sich wohl meiner Schlüssel bemächtigt. Panik befiel mich. Ich riss das Fenster auf und brüllte hinaus. Kein Mensch war weit und breit zu sehen. Der Van stand leer auf dem Parkplatz vor meinem Bungalow, die Abgase hereinleitend. Die Tür blieb verschlossen. Ich donnerte gegen das Holz. Ich wollte nicht sterben. Nach wenigen Schritten war ich wieder fest auf den Beinen.
    Draußen waren endlich Stimmen zu hören. Ich schrie um Hilfe. Männer hörten mich. Sie rüttelten an der Tür. Unerwartet leicht ließ sie sich von außen öffnen. Sie war gar nicht verschlossen gewesen. Die Männer sagten, dass nur der Rahmen verzogen war und die Tür klemmte. Ich glaubte es nicht. Misstrauisch hörte ich die Entschuldigung der beiden Männer, weil sie den Van vor meinem Fenster geparkt und gedankenlos den Motor laufen lassen hatten, während sie drüben in der Taverne zum Mittagessen waren. Sie wären, so sagten sie, überzeugt gewesen, dass sie den Motor abgestellt hätten. Die Männer nahmen jede Schuld auf sich. Argwöhnisch folgte ich ihnen. Ratlos kontrollierten sie die Knöpfe und Schalthebel auf dem Armaturenbrett des Vans und immer wieder kopfschüttelnd betonten sie, dass die Unachtsamkeit unverzeihlich und unverständlich wäre. Für mich blieb dennoch Paul der Täter. An Marie käme er nur über meine Leiche heran. Ich würde die Verlobung auflösen. Ich wusste schon wie, packte meine Sachen in den Rollkoffer und schritt zur Tat.
    Ich ging in meinem neuen Kleid zur Straße Richtung Hauptstadt. Mit ausgestrecktem Daumen wie ein Scheibenwischer hin und her horizontwichsend stand ich als Autostopperin am Straßenrand. Das rote Rollköfferchen hatte ich im Gebüsch versteckt. Ich trug einen grünen Gürtel und grüne Sandalen. Ich mag es, wenn sich Farben wiederholen. Ich lüpfte das Kleid und zeigte Bein und schon blieb ein Pajero stehen und ich stieg ein. Eine Frau nahm mich mit. Sie bat mich um eine Zigarette. Ich kramte in der Handtasche und gab ihr meine letzte Zigarette. Ich drückte auf den Knopf und ließ das Fenster auf meiner Seite hochfahren. Die frische Luft tat mir zwar gut, doch der Fahrtwind peitschte das Haar ins Gesicht.
    Die Autofahrerin war wunderschön, ein schwarzer Lockenkopf, starke Nasenflügel und ein tragischer Ausdruck mit Kerben auf der Stirn und um den Mund. Die verführerischen Augen erinnerten mich an den ruhigen Echsenblick Maries, der sich so selten auf mich legte, und an das irisierende Giftgrün meiner Sandalen, die mir vom Teppichgrau des Autos entgegenblinkten. Maries Fürsorglichkeit erinnernd und ihre Küsse – es ging eine Wärme von ihrer sanftporigen Haut aus, kosend, die zu küssende Wange wie präparierend –, umwehte mich in jenem Augenblick eine Süße, die eine unerfüllbare Bereitschaft erweckte, was mich traurig stimmte und mich die Autofahrerin um ihr Gesicht beneiden ließ. Lieber Neid als Traurigkeit.
    „Bei diesem Scheißwetter aufbrechen?“, fragte sie mich in gebrochenem Englisch. „Man kann bei dieser Glut doch nicht autostoppen.“
    Ich erwiderte mit einem Kompliment über den unaufdringlichen Komfort ihres lederausgestatteten Pajero.
    Sie machte eine abfällige Geste über das trostlose Panorama brachliegender Grundstücke, die sich hinter der Windschutzscheibe ausbreiteten. „Wieso die Leute unsere kahlen Inseln aufsuchen, ist mir ein Rätsel“, sagte die Griechin. Dann seufzte sie. Zweifel stieg in ihr auf und dann doch der starke Wunsch, die Heimat zu lieben. Wohin ich unterwegs sei, fragte sie mich.
    Als ich ihr die Adresse meiner Schwester gab, lachte sie und sagte, sie kenne meine Familie. Der Stiefvater habe hier mit ihrer Freundin, die nun seine Witwe sei, gelebt. Sie kenne sogar meine Schwester und ihren Bräutigam. Dort, rechts von ihr, sei der Grundstein für ein neues Zuhause gelegt worden.
    „Wieso?“,

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