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Schwestern der Nacht

Schwestern der Nacht

Titel: Schwestern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Masako Togawa
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Frauen lebte. Ihre Augen begegneten sich, sowie Shinji die Tür öffnete. Sada kam zu ihm herüber, warf ihm einen wohlwollenden Blick zu, und dann quetschten sie sich gemeinsam auf einen soeben frei gewordenen Platz. Sada verbeugte sich leicht.
    »Guten Tag. Tut mir leid, aber ich hab' Ihren Namen vergessen.«
    Shinji reichte ihm eine der Pressekarten. »Ich war zuerst in Ihrer Wohnung, aber Ihre Frau erzählte mir, daß Sie wahrscheinlich hier sind und...«
    »Ja ja, sie hat mich angerufen und mir Bescheid gesagt.« Sada zeigte mit professionellem Lächeln seine eigene Karte vor.
    »Vielen Dank fürs Kommen«, fuhr er fort. »Wie Sie sehen, stehe ich vierundzwanzig Stunden am Tag zur Verfügung, wenn's um Geschäfte geht.« Sada quoll über vor Freundlichkeit.
    »Also, um ehrlich zu sein, deshalb bin ich nicht hier. Ich sammle Fakten zum Thema Blutspenden. Waren Sie dahingehend in letzter Zeit aktiv?«
    »Die Blutbank hat sich schon seit längerer Zeit nicht mehr bei mir gemeldet. Eigentlich schade — ich bin nämlich ein richtiges Vollblut und hab' mehr, als ich brauche.« Er lachte über seinen lahmen Scherz.
    »Was ist denn mit dem i 5. Januar letzten Jahres?« Es war das Datum von Mitsuko Kosugis Ermordung. Doch Sada versicherte ihm, seit mindestens einem Jahr kein Blut mehr gespendet zu haben. Shinjis Besuch war offenbar Zeitverschwendung, und er beschloß zu gehen. Aber wo er schon mal hier war, konnte er Sada auch noch ein bißchen über sein Privatleben ausfragen. Der Mann hörte sich offensichtlich gern reden und brannte geradezu auf weitere Fragen. Während er auf sie wartete, fuhr er sich emsig mit der Zunge über die Unterlippe.
    »Ihr Beruf bringt Sie sicher mit allen möglichen Leuten zusammen. Haben Sie da nicht ein paar interessante Geschichten auf Lager?«
    »Eigentlich nicht. Mein Leben ist ziemlich eintönig.«
    »Im Ernst?«
    »Ja. Das Leben eines Kosmetikvertreters besteht aus einem hohen Verschleiß an Schuhleder, sonst nichts. Ich weiß, man erzählt sich einen Haufen Anekdoten über uns, aber die sind gar nicht wahr. Jedenfalls nicht, soweit ich das beurteilen kann.«
    »Und wie steht's mit dem Juwelengeschäft?« Diese Bemerkung war Shinji in einer Anwandlung von Sarkasmus entschlüpft, aber sie traf ins Schwarze. Sadas unterwürfige, hervorquellende Augen weiteten sich noch mehr. Er senkte die Stimme und rückte näher an Shinji heran; er hatte ganz offensichtlich Angst, belauscht zu werden.
    »Sie sind Detektiv, stimmt's? Ich weiß, worauf Sie hinaus wollen, aber hier können wir nicht reden. Ein paar Häuser weiter ist ein Sushi-Lokal namens Kawagen; warten Sie da auf mich.« Sein Ton war freundlich, aber nachdrücklich.
    Shinji beschloß mitzuspielen. Er ließ seinen Kaffee mehr oder minder unberührt stehen und ging.
    Er saß schon einige Zeit am Tresen des Kawagen, als Sada endlich hereinkam. »Tut mir leid, daß Sie warten mußten.« Er gab dem Koch hinter der Theke seine Bestellung durch und wandte sich dann wieder Shinji zu. »Ich hatte damals eine Menge Ärger mit der Dame, und das lag wirklich nicht an mir.«
    »Reden Sie weiter«, munterte Shinji ihn auf, dessen Neugier geweckt war.
    »Tja, sie rief mich zu Hause an — hatte meine Nummer wohl von einem anderen Kunden bekommen. Jedenfalls wollte sie ein paar Steine sehen. Verstehen Sie, es ist nur ein kleiner Nebenerwerb, aber was tut man nicht alles ... Sie bat mich um eine Verabredung in einem Café irgendwo in der City. Ich erklärte, bei mir sei der Kunde König, und fuhr zu einem Kumpel, der mir immer etwas in Kommission gibt, wenn ich was brauche.«
    Hier unterbrach er sich, um ein Thunfisch-Sushi zu bestellen; auch Shinji bot er eins an.
    »Schön und gut, ich machte mich also auf den Weg zu dem Café, ließ mir das Ganze unterwegs allerdings noch mal durch den Kopf gehen. Immerhin hatte ich ein kleines Vermögen an Edelsteinen bei mir, dafür aber nicht die leiseste Ahnung, wie die Frau überhaupt aussah. Und wenn man mich jetzt unter Drogen setzen und ausrauben würde? Ich deponierte meine Aktentasche also in einem Schließfach am Bahnhof und nahm nur zwei Steine mit — den billigsten Diamanten aus dem ganzen Schwung und einen Opal. Sie wundern sich vielleicht, wieso ich überhaupt hingegangen bin? Diese Frau reizte mich irgendwie. Wie auch immer, ich begab mich in das Café in Yurakucho, und da saß sie auch schon in ihrem Kimono und wartete auf mich. Sie war eine richtige Schönheit, wirklich picobello von Kopf bis

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