Schwestern Des Blutes
passten perfekt zueinander, und der kleine Rest meines klaren Verstandes erkannte, dass Sex noch nie so gut gewesen war, dass ich dabei nie diese unglaubliche Verbundenheit gefühlt hatte.
Alle anderen sahen in mir den Felsen, den Anker, Männer betrachteten mich als tollen Fick, den man bald wieder hinter sich ließ. Trillians Augen jedoch schauten mir bis in die Seele, er starrte auf mich herab, und er sah mich wahrhaftig. Alles von mir – beide Seiten meiner Abstammung –, und er verzog keine Miene, er schaute nicht weg.
Dann entglitt mir auch der Rest klaren Verstandes, und als ich die Schwelle erreichte, begann mein Körper zu brennen. Ich stieß einen heiseren Schrei aus, und zugleich ächzte Trillian mit verzerrtem Gesicht.
»Was passiert mit uns?« Ich schlug hilflos um mich, denn ich konnte weder den Schmerz noch den heranrollenden Orgasmus aufhalten. Jede einzelne Rune war zu einem glühenden Brandzeichen geworden, und mit jedem Stoß flackerten die Brände noch heller auf.
»Das Ritual – es gehört zum Ritual«, keuchte Trillian. »Dürfen nicht … aufhören … wäre unser … Tod …«
Alles färbte sich flammend violett, als das magische Silber sich tief durch unsere Haut brannte, sich zischelnd und stechend durch Muskeln und Sehnen bohrte. Die Zeichen quälten mich mit Lust und Schmerz zu gleichen Teilen und trieben mich immer näher an den erlösenden Höhepunkt heran.
Und dann schaute ich zu Trillian auf. Doch statt in sein Gesicht zu blicken, sah ich auf einmal mich selbst, mit seinen Augen. Aus dem Band, das sich spontan zwischen uns geknüpft hatte, hatte sich ein dicker Strang aus flammendem Silber, Leidenschaft und Lust gebildet. Sein Herzschlag synchronisierte sich mit meinem, und in diesem Augenblick spürte ich, wie seine Seele durch mich hindurch pulsierte und wieder in seinen Körper zurückkehrte. Und dann die Erlösung in einer Fontäne aus silbrigen Flammen.
Der Schmerz ließ allmählich nach, während wir erschöpft beieinander lagen. Ich zitterte, und Trillian zog die Decke über uns. Dann schlang er einen Arm um meine Schultern und zog mich an seine Brust. Die Zeichen waren von unserer Haut verschwunden, aber sie waren noch da, unter Muskeln, in Knochen, auf ewig in unsere Seelen eintätowiert.
»Was jetzt?«, flüsterte ich. »Wohin wird uns das führen? Was geschieht jetzt mit uns?«
»Ich weiß es nicht«, flüsterte er. »Ich weiß nur, dass du zu mir gehörst, Camille. Du gehörst mir. Selbst wenn du deinen Körper mit anderen teilst, wirst du immer mir gehören. Ich bin dein Alpha. Dein wahrer Gefährte.«
Während er sprach, blitzte ein Bild vor meinem inneren Auge auf. Ein Drache kreiste über mir, und ein Fuchs blickte wachsam zu mir auf. Die Bilder verschwanden ebenso schnell, wie sie erschienen waren. Blinzelnd rieb ich mir die Augen. Ich war müde und ausgelaugt. Aber ich wusste im tiefsten Herzen, dass diese Bilder etwas mit der Zukunft zu tun hatten – mit unserer Zukunft. Da lauerte auch ein Schatten und wartete darauf, dass ich ihn entdeckte. Und Trillian würde da sein und mir helfen, den nahenden Sturm zu überstehen.
Doch all das ließ ich ungesagt. Stattdessen erwiderte ich seinen Kuss und genoss den köstlichen Geschmack seiner Lippen auf meinen. »Ja, ich gehöre zu dir. Und du gehörst zu mir. Du hast mir das Leben gerettet und mich vor der schlimmsten Demütigung durch meinen Chef bewahrt. Und ich glaube … du hast mich auch vor mir selbst gerettet.«
»Wie meinst du das?« Seine Stimme war sehr leise.
Ich seufzte tief. »Das weiß ich selbst nicht genau, aber ich glaube, mit der Zeit werde ich es begreifen. Und aus irgendeinem Grund fürchte ich mich entsetzlich davor, so etwas zu wissen.«
»Psst«, sagte er und tippte mit dem Zeigefinger an meine Nasenspitze. »Mach dir keine Sorgen, was geschehen könnte. Lebe heute, für diesen Tag. Vielleicht gibt es kein Morgen mehr, also freue dich an dem, was wir jetzt haben, und genieße es. Ich werde jedenfalls jeden Augenblick auskosten.«
Trillian küsste mich wieder, und in der silbrigen Hitze seiner Lippen an meinen vergaß ich Visionen, Schatten und die Zukunft. Denn jetzt gab es nur seine Berührung und meine und unsere Seelen und Körper, die miteinander verschmolzen.
Romane von Yasmine Galenorn
Schwestern des Mondes
1. Die Hexe
2. Die Katze
3. Die Vampirin
4. Hexenküsse
5. Katzenkrallen
6. Vampirliebe
7. Hexenzorn
8. Katzenjagd
9. Vampirblut
Das dunkle Volk
1.
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