Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13
um, wischte sich die Hände am Geschirrtuch ab und fragte: »Was soll ich tun, solange ihr gegen diesen Dämon kämpft?«
»Versteck dich mit Maggie und Tom. Du wirst die beiden beschützen müssen. Aber wir werden euch so gut wie möglich sichern.« Ich spielte mit dem Rest meines Sandwiches herum und ließ mir unser Dilemma durch den Kopf gehen. Wenn Vater nur herüberkommen könnte, um uns zu helfen, hätte ich mich viel sicherer gefühlt, aber das war nicht möglich.
Ich fragte mich, ob die Königin herausgefunden hatte, dass Trillian bei dieser Angelegenheit eine Rolle spielte – wie auch immer die aussehen mochte. Ich versuchte mir zu überlegen, wie wir nach Hause kommen sollten, nachdem wir Tom sicher hinter die Mauern der Elfenstadt gebracht hatten. Wenn wir nach Y’Elestrial zurückkehrten, würde der AND uns befehlen, gegen Tanaquar zu kämpfen. Und wenn ich mir meine Gefühle offen eingestand, hoffte ich, dass Tanaquar gewinnen würde.
Die jüngere Schwester der Königin war brillant und stark, und sie hatte zwar eine grausame Seite – wie die meisten Sidhe –, doch sie besaß auch Gerechtigkeitssinn, und ich vertraute ihrem Urteil viel mehr als dem der vom Opium benebelten Lethesanar. Aber noch waren wir ja gar nicht zu Hause. Wir mussten uns auf die bevorstehende Schlacht konzentrieren.
Ich rüttelte mich aus meinen Gedanken und stand auf. »Chase, würdet du und Morio bitte die Küche verlassen? Ich will Iris, Tom und Maggie verstecken. Dann spreche ich den Findezauber, um Bad Ass Luke aufzuspüren.«
»Ich muss ohnehin los, wenn ich mit Großmutter Kojote sprechen soll«, sagte Morio und küsste mich rasch. »Gebt gut auf euch acht, bis ich zurück bin.« Er eilte zur Tür. Ich sah ihm durchs Küchenfenster nach, und in einer Sekunde stand er noch da, in der nächsten huschte ein schlanker roter Fuchs in den Wald.
Chase verließ den Raum, und ich ging hinüber zu Tom. »Nimmst du Maggie, bitte?«, flüsterte ich Iris zu. Sie kam herbei, und Tom blickte aus dem Schaukelstuhl zu mir auf, mit dem lieblichsten Lächeln, das ich seit langem gesehen hatte.
»Sie waren sehr nett zu mir, Miss. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?« Dafür liebte ich ihn noch mehr. Allmählich wurde mir klar, warum Titania ihn so lange bei sich behalten hatte.
»Glauben Sie mir, Tom, Sie helfen uns bereits, auch wenn Sie es nicht wissen. Jetzt möchte ich, dass Sie sich zurücklehnen und die Augen schließen. Es wird Zeit für ein Nickerchen.« Ich ging den Spruch durch und hoffte bloß, dass ich ihn richtig hinbekommen würde. Als er gehorchte, legte ich eine Hand auf seine Stirn, die andere auf die Schulter. »Höre, doch vergesse. Folge, doch im Schlafe, Mutter Mond.«
Die Worte hingen einen Augenblick lang in der Luft und senkten sich dann wie ein Tuch auf ihn herab, das seinen Körper einhüllte. Diesmal war alles glattgegangen. Binnen Sekunden atmete Tom ruhig und gleichmäßig. Ich beugte mich vor und flüsterte ihm ins Ohr: »Kommen Sie mit mir, Tom, und passen Sie auf, wo Sie hintreten.«
Er stand auf. Ich nahm ihn bei der Hand und führte ihn zu dem geheimen Eingang, den Iris bereits geöffnet hatte. Sie hielt Maggie fest auf einem Arm, ließ mich mit Tom die Treppe hinab vorangehen und folgte mir dann nach unten. Wir erreichten Menollys Zimmer, und ich half Tom auf den gemütlichen Lehnsessel. Iris deckte ihn mit einer Wolldecke zu.
»Er wird mehrere Stunden schlafen«, sagte ich. »Was auch passiert, bring ihn nicht hinauf, bevor wir wieder da sind. Falls etwas schiefgeht und du Gefahr witterst, nimm seinen Anhänger und Maggie und versteckt euch, wenn ihr könnt. Falls wir nicht zurückkehren, geh zu Großmutter Kojote und bring den Anhänger durch das Portal zur Elfenkönigin.« Ich umarmte sie und den schnarchenden Gargoyle-Welpen, kehrte dann in die Küche zurück und schloss das Regal hinter mir.
Ehe ich es bis ins Wohnzimmer geschafft hatte, kam Menolly in die Küche geschossen und stieß wüste Flüche aus. Sie war stinksauer, das stand fest. Ihre Augen leuchteten rot, und ihre Reißzähne waren ausgefahren.
»Oje, was ist passiert?«
»Wisteria wollte wohl mal Vampir spielen«, sagte Menolly und warf einen finsteren Blick über die Schulter.
Delilah betrat langsam die Küche. Mit einer Hand hielt sie sich den Hals, und ich sah Blut zwischen ihren Fingern hervorrinnen.
»Was unter den sieben Sternen ist denn mit dir passiert?« Ich eilte zu ihr und riss die Hand von der Wunde.
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