Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
der Anderwelt gewesen, dem bei der Deportation in die Unterirdischen Reiche die Flucht auf die Erde gelungen war. Er hatte es praktisch im Alleingang geschafft, jegliche Aussichten auf eine friedliche Beziehung zwischen Vampiren und Menschen auf Jahrhunderte zu ruinieren.
    Ich schlenderte an die Bar und schob mich durch die Menge. An den Tischen drängten sich Grüppchen von Frauen, die so leicht bekleidet waren, dass ich daneben wie eine Nonne aussah; sie hielten Ausschau nach Feenmännern. Das waren allerdings keine Feenbeobachter wie die vom Verein der Feenfreunde. Den Feenfreunden ging es um Dinge wie Zauber, Glitzer und Einhörner. Die Frauen hier wollten Party machen, und wenn möglich noch mehr. Sie nannten sich Feenmaiden, und ein paar von ihnen – für gewöhnlich die Interessantesten – hatten oft genug Erfolg gehabt, um süchtig nach Sex mit den Sidhe zu werden. Die Götter allein wussten, was mit ihnen geschehen würde, falls sie je mit einem Svartaner schliefen.
    Die Frauen waren nicht die Einzigen, die sich Hoffnungen auf ein Abenteuer machten. Mehrere Männer streiften durch die Bar, doch die meisten von ihnen wussten, dass sie völlig chancenlos waren. Menolly hatte mir erzählt, dass sie oft die Frauen aufsammelten, die am Ende des Abends übriggeblieben waren. Das war ziemlich traurig, aber im Allgemeinen reagieren eben wenige Sidhe auf derart offene Einladungen.
    Ich ließ mich auf einem Barhocker nieder und blickte mich um. Hier und da entdeckte ich ein paar Feen. Sogar einige Werwesen trieben sich an den Rändern herum – man erkannte sie an diesem typischen Glimmen in den Augen. Wenn sie meinem Blick begegneten, nickten die meisten, und ein paar winkten mir unauffällig zu, wie Landsleute im Exil das eben taten.
    Wo sollte ich anfangen? Ein Kribbeln in meinem Nacken wollte mich auf etwas aufmerksam machen, und ich drehte mich um. Am Tisch in der Ecknische entdeckte ich einen jungen Mann. Er sah japanisch aus, war aber von einem Glamour umgeben, der mich neugierig machte.
    »Ein Glas Weißwein«, sagte ich zu Menolly, als sie endlich Zeit für mich hatte. »Und wer ist das? Der da drüben in der Ecke?«
    Sie blickte zu dem Mann hinüber, während sie ein Glas Riesling vor mich hinstellte. Flüsternd antwortete sie: »Den sehe ich heute Abend zum ersten Mal. Und er ist ganz sicher nicht aus der Anderwelt gekommen. Er riecht nach Dämon, aber ich würde meine Fangzähne darauf verwetten, dass er auch nicht aus den U-Reichen stammt.«
    Ich nippte an meinem Wein, schob mich dann gemächlich von meinem Hocker und schlenderte zu der Nische hinüber. Als ich näher kam, blickte der Mann auf, und ich erkannte, dass er nicht so jung war, wie ich auf den ersten Blick vermutet hatte. Sein Gesicht war glatt und faltenlos, doch seine Augen wirkten viel älter als Mitte zwanzig. Ich lehnte mich an die Wand, die seine Nische von der nächsten trennte.
    »Möchten Sie sich nicht setzen, schöne Frau?«, fragte er recht laut.
    Ich nahm seine Einladung an und ließ mich auf der Bank ihm gegenüber nieder. Während ich vorsichtig mein Weinglas hinstellte, ging mir auf, dass dies keine zufällige Begegnung war. Er hatte hier auf mich gewartet, allerdings hatte ich keine Ahnung, warum. Nach kurzem Schweigen begann die Luft um ihn herum kleine Wellen zu schlagen. Das war Magie, kein Zweifel.
    »Großmutter Kojote hat gesagt, du könntest meine Hilfe gebrauchen«, sagte er unvermittelt. Er blinzelte, und seine schokobraunen Augen nahmen eine verblüffende, topasblaue Farbe an.
    Bingo. Wusste ich doch, dass ich etwas Vertrautes an ihm wahrgenommen hatte. Sein Geruch war von Moschus geprägt, doch unter diesen männlichen Ausdünstungen erschnupperte ich den subtilen Geruch von Großmutter Kojote, deren Energie sich mit seiner Aura vermengt hatte – als hätte sie sich an ihn gelehnt oder ihm auf die Schulter geklopft.
    Ich nippte an meinem Wein und überdachte diese seltsame Wendung. »Schon möglich.« Ich spielte mit meinem Glas, betrachtete ihn und versuchte dahinterzukommen, wer genau er eigentlich war. Menolly hatte recht – er kam nicht aus den U-Reichen. Da war ich sicher, also konnte er nicht der Psychoschwafler sein, so charmant er auch wirkte.
    Blieb noch die Frage, ob er mit Bad Ass Luke im Bunde stand. Er sah sehr gut aus und hatte schulterlanges, kohlschwarzes Haar, glatt und schimmernd und zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sein Gesicht war haarlos bis auf ein kleines Ziegenbärtchen und einen

Weitere Kostenlose Bücher