Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13
»Das ist so lange her, dass es keiner mehr weiß. Es gibt hier eine Menge Naturgeister, und viele Kryptos wurden zurückgelassen – oder sind freiwillig geblieben. Wir sind miteinander verwandt, aber diese Spaltung liegt lange zurück. Meinst du, Wisteria könnte hier wohnen?«
Er schüttelte den Kopf. »Da sie im Wayfarer arbeitet und dem AND untersteht, hat sie vermutlich einen Baum irgendwo in der Nähe von Seattle. Außerdem ist diese Magie viel zu stark für sie. Die Musik lässt mich an Pan denken, aber es heißt, der Alte Bock bliebe dieser Tage lieber zu Hause in Griechenland.«
Ich trat einen Schritt auf ihn zu, und wir sahen einander tief in die Augen. Morio breitete die Arme aus, und ich ging zu ihm. Er umarmte und küsste mich, lang und zärtlich, ohne die Raserei, die uns vorhin getrieben hatte.
»Darüber werden wir später reden müssen«, sagte ich. Ich musste an Trillian denken, doch obwohl ich um sein Leben bangte, hatte mein Körper einen eigenen Willen; ich hatte so heftig auf den Fuchsdämon reagiert, dass es mir Angst machte. Außerdem mochte ich Morio. Trillian erregte mich bis ins Mark. Ich liebte und hasste ihn, aber eigentlich mochte ich ihn nicht. Was auch immer aus dieser Dreiecksgeschichte entstehen mochte, würde jedenfalls sehr interessant sein.
»Ich weiß.« Morio seufzte tief. »Aber jetzt müssen wir uns auf unsere Aufgabe konzentrieren und dafür sorgen, dass wir nicht wieder in diesen verrückten Zauber hineingeraten.«
»Entschuldigt mal«, meldete Delilah sich zu Wort, »was zum Teufel tut ihr beiden da?«
Ich wich von Morio zurück und wies mit einem Nicken auf den Grabhügel. »Während du dein Kitkat-Päuschen gemacht hast, sind wir in einer Umarmung gelandet, die ganz definitiv nicht jugendfrei war. Ist dir nicht aufgefallen, dass ich mein Outfit mit einer Schicht Matsch aufgepeppt habe?« Leider war das kein Witz. Dank des wilden Ritts mit Mr. Fox waren meine Jacke und mein Rock hinten mit Tau, Matsch und nassen Blättern verziert.
»Ich hatte mich schon gewundert, aber ich war eben zu höflich, um dich darauf anzusprechen«, erwiderte Delilah hüstelnd. »Oje. Ich kann es kaum erwarten, was das für Folgen haben wird«, sagte sie, und ein höhnisches Grinsen breitete sich über ihr Gesicht. »Na, jedenfalls bin ich froh, dass ihr mich eingefangen habt, ehe ich in den Wald abgedüst bin und mich verlaufen habe.«
»Danke, du Wildkatze. Zurück zu unserem eigentlichen Problem. Wenn das hier nicht Wisterias Lichtung ist, wem gehört sie dann? Das ist Sidhe-Magie, aber sie ist mit der Erde verbunden, nicht mit der Anderwelt.«
Morio kniete sich hin und untersuchte die Pilze. »Camille hat recht. Das ist sehr mächtige Magie, und es ist gefährlich, sie unbewacht zu lassen.«
Stirnrunzelnd starrte Delilah den Hügel an. »Dann lautet die Frage doch, wie brechen wir die Illusion? Ich will wissen, was da drunter ist.«
Ich betrachtete den Grabhügel. »Wahrscheinlich könnte ich sie durchbrechen, aber leider besteht die Möglichkeit, dass ich irgendeine Art Implosion verursache, wenn meine Magie in Kontakt mit den magischen Barrieren kommt. Ich weiß nicht, ob es das Risiko wert ist. Vielleicht könnten wir einfach außen herumgehen?«
Morio neigte den Kopf zur Seite. »Ich kann versuchen, das Kraftfeld zu bannen, aber ich weiß nicht, ob ich stark genug bin. Das Ding besteht nicht nur aus Illusion. Wie wäre es, wenn wir es zusammen versuchen? Vielleicht kann ich irgendwelche Fehlzündungen deiner Magie auffangen, Camille.«
»Du bist echt mutig, was?« Ich rieb mir den Rücken. Morio hatte mich wirklich ganz schön rangenommen. Er war stärker, als ich ihm zugetraut hätte. Ich würde eine Menge Dehnübungen machen müssen, um meine verkrampften inneren Oberschenkel locker zu bekommen. »Bist du sicher, dass du das riskieren willst? Wenn etwas schiefgeht, kann ich nicht für deine Sicherheit garantieren.«
Er bemerkte meine schmerzhafte Grimasse. »Brauchst du eine kleine Massage nach dieser akrobatischen Einlage?«, fragte er zwinkernd. Als ich empört nach Luft schnappte, fügte er hinzu: »Keine Sorge. Ich glaube, ich kann mich vor allem schützen, was du an Fehlleistungen zustande bringst.«
»Na, herzlichen Dank. Ich liebe dich auch.« Ich runzelte die Stirn. Mein Rücken fühlte sich an, als steche jemand mit einer heißen Nadel hinein. »Was zum... ? Delilah, habe ich was unter dem Hemd?« Ich hob das Trägertop an, damit sie nachsehen konnte. Morio
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