Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
Schultern und tat mir weh, weil es an den blutigen Schnitten kleben blieb, die sich in einem feinen Muster kreuz und quer über meinen Körper zogen. Dredges Augen waren Stahl und Eis, Rohdiamanten, und seine Lippen so üppig und einladend, dass ich beinahe weinen musste. Wie konnte jemand, der so schön war, so grausam sein? Ich schauderte, als er auf den Steintisch stieg, erregt, steif und gierig in der Nacht.
»Du willst mich, nicht wahr? Du willst es so sehr, dass du schon tropfnass bist. Ja, Baby, du hast mich ganz für dich«, sagte er und drang tief in mich ein. Sein Schaft war aus eisig kaltem Fleisch, und er drängte sich gegen meine Hüften. Die zahllosen Schnitte an meinem Körper brannten und folterten jeden meiner Nerven, während er sich auf mir bewegte und die Schnitte immer weiter aufriss. Ich fühlte mich wie ein Stück Fleisch unter einem Fleischklopfer.
Zähle bis hundert. Denk an nichts als die Zahlen. Wenn ich es schaffe, bis hundert zu zählen, ist es vorbei.
Also konzentrierte ich mich, zählte leise vor mich hin und machte jede einzelne Zahl zur ganzen Summe meiner Existenz. Ich zählte bis hundert, fünfhundert, zweitausend. Endlich begann die Welt zu verblassen. Immer noch tief in mir, richtete Dredge sich ein wenig auf und rüttelte mich damit aus der herrlichen Betäubung auf. Als ich ihn mit glasigen Augen anstarrte, hob er die Hand und schlug mir ins Gesicht.
»Wag es nicht, mir jetzt schon wegzusterben«, sagte er und schlitzte sich knurrend mit einem seiner rasiermesserscharfen Fingernägel das linke Handgelenk auf. Ich starrte auf das schillernde Blut, das an seinem Arm hinabrann. Ohne Vorwarnung drückte er mir das Handgelenk an den Mund und presste mir die Schnittwunde an die Lippen. Ich schnappte nach Luft und versuchte, den Kopf wegzudrehen, aber das Blut floss in meinen Mund und ich glaubte zu ertrinken. Ich konnte nichts anderes tun als schlucken.
»Braves Mädchen«, sagte er. »Braves Mädchen. Trink schön. Stille deinen Durst.«
Und plötzlich merkte ich, dass mein Mund und meine Kehle vom vielen Schreien ganz ausgedörrt waren. Ohne einen weiteren Gedanken saugte ich an seinem Handgelenk, nahm die kostbare Flüssigkeit in mich auf, die den unerträglichen Schmerz linderte.
»So ist es richtig, schön saugen. Trink, kleines Mädchen. Nimm einen tiefen Schluck.« Dredge hielt meinen Kopf mit einer Hand. Er bewegte sich sanft in mir, und seine Augen leuchteten triumphierend. Als der Schmerz nachließ, wehrte ich mich dagegen, dass meine Erregung wuchs. Nein. Ich wollte das hier nicht genießen. Bitte nicht, bitte lass mich nicht kommen, betete ich, aber dann, ehe ich mich davon abhalten konnte, verlor ich die Kontrolle und fiel in einen Orgasmus, der die Sterne erbeben ließ.
Als die gewaltige Energie sich wieder legte, merkte ich, dass mir nichts mehr weh tat. Ich blickte mich um und sah meinen Körper auf dem Stein, und Dredge, der mit triumphierender Miene neben mir stand. Was weißt du schon, dachte ich. Ich bin tot, und ich bin frei. Ganz gleich, was er jetzt mit meinem Körper macht, er kann mir nicht mehr weh tun.
Ich setzte mich in Bewegung und fand mich in einer Eishöhle wieder, hell wie Gletscherwasser, schillernd, rein und klar. Nun würde ich also meinen Ahnen begegnen. Ein Licht am Ende des Eistunnels lockte, und ich rannte darauf zu. Ich fühlte mich frei und glücklich und war bereit, das Land der Silbernen Wasserfälle zu betreten – dorthin ging das Volk meines Vaters nach dem Tod. Plötzlich erschien eine Gestalt, als bilde sie sich aus Nebel und Schatten. Meine Mutter, die auf der anderen Seite auf mich wartete.
»Mutter!« Ich rannte auf sie zu. Sie hatte also doch zu den Ahnen meines Vaters gehen dürfen, obwohl sie ein Mensch war. Jetzt würden wir gemeinsam wandeln.
»Menolly, komm zu mir, meine Kleine!« Ihr Gesichtsausdruck war so schön, so beglückt, dass mir Tränen über die Wangen liefen. Sie würde mich schützen, mich läutern, meine Seele heilen.
Aber in diesem Augenblick spürte ich ein Zupfen im Nacken. Ich blickte über die Schulter zurück und sah einen silbernen Faden, der mich mit meinem Körper verband. Verflucht, was zur Hölle ist das? Ich bin doch tot . Was würde ich denn noch tun müssen, um diesem Monster zu entkommen?
Das Band veränderte die Farbe. Es wurde blutrot, und die Farbe bewegte sich von meinem Körper her auf mich zu. Was zum Teufel... ? Was auch immer das war, die Energie fühlte sich verdorben an, und
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