Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
sicher nicht gefallen. »Wen hast du denn gefunden?«
Er räusperte sich. »Euren Freund Cleo – Tim Winthrop. Ich hatte so ein Gefühl, dass er hier sein würde, und er schien mir die beste Wahl zu sein. Ich habe allen hier von Erins Schicksal erzählt, und er hat sich freiwillig als Blutspender gemeldet.«
Heilige Scheiße! Natürlich stellte Tim sich zur Verfügung. Erin war für ihn so etwas wie seine Familie. Ich fauchte frustriert. Was für eine, Scheiße. Tim hatte eine kleine Tochter. Was, wenn irgendetwas furchtbar schiefging?
»Moment, lass mich schnell mit den anderen reden.« Ich drückte auf die »Stumm«-Taste und rannte zurück in den Bunker, um Camille und Delilah davon zu erzählen. Chase und Morio hörten zu, aber ihnen war offenbar klar, dass das unsere Sache war. »Also, was meint ihr? Sollen wir Roz bitten, Tim hierherzubringen?«
»Wie lange wird es noch dauern, bis sie aufwacht?«, fragte Camille mit einem Blick auf Erins reglose Gestalt.
Ich schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Vermutlich nicht mehr lange.«
Delilah scharrte mit der Stiefelspitze auf dem Boden. »So, wie ich das sehe, bleibt uns keine andere Wahl. Erin wird das Blut brauchen. Wir brauchen schnell einen Spender. Wir können es uns nicht leisten, wählerisch zu sein, und Tim hat sich freiwillig dazu bereit erklärt. Wir müssen eben unser Möglichstes tun, um sie daran zu hindern, ihn leer zu trinken.«
Ihre Gesichter sagten mir deutlich, dass meine Schwestern wussten, was für ein Risiko wir eingingen. Ich hatte mich dafür entschieden, ich hatte diese Herausforderung angenommen, und nun mussten wir alle mit den Konsequenzen fertig werden – wir durften Erin nicht im Stich lassen. Das Letzte, was ich tun wollte, war, gezwungenermaßen meine eigene Tochter zu vernichten.
Ich eilte die Treppe wieder hinauf und deaktivierte die Stumm-Funktion. »Bring Tim hierher. Beeil dich – uns bleibt nicht mehr viel Zeit, bis sie sich erhebt.«
»Sind schon unterwegs«, sagte er und legte dann auf, ehe ich ihn fragen konnte, wie er Tim rechtzeitig hierherschaffen wollte. Ich blickte mich um, vergewisserte mich, dass wir immer noch allein waren, und kehrte zu Erin zurück.
»Sie sind unterwegs. Hoffen wir, dass Roz fliegen kann«, sagte ich und kniete mich neben Erin. Sie war kalt, kälter als der Tod. Ich hielt ihre Hand und erinnerte mich.
»Wie ist das?«, fragte Camille und setzte sich neben mich. »Wie fühlt es sich an, der Zustand, in dem sie jetzt ist?«
»Wenn du erkennst, dass du immer noch mit deinem Körper verbunden bist, wirst du wieder hineingezogen. Du hast meine Erinnerungen ja gesehen – der Eistunnel... dann der blutrote Strom, der sich durch das silberne Band vom Körper zum Geist hin ausbreitet – wie eine Ader, die sich mit Feuer füllt. Alles hat nach Blut gerochen, und ich hatte Magenschmerzen vor Hunger. Ich hatte solchen Hunger, solchen Durst... «
»Die Blutlust«, sagte Delilah und setzte sich auf meine andere Seite.
»Ja... die Blutlust. Es ist, als ob... alles verschwindet, außer diesem Durst. Wie Salz in einer offenen Wunde. Ich konnte an nichts anderes denken als daran, jemanden zu finden, in dem ich mich verbeißen konnte, um meinen Durst zu stillen.« Ich ließ den Kopf hängen. Ich sprach sehr selten über meine Leidenschaft und den Drang zu trinken. Das war ein Thema, das meine Schwestern nicht so leicht verstehen konnten – zumindest dachte ich das.
Aber Camille nickte. »So ist es bei mir mit der Wilden Jagd. Bei Vollmond muss ich der Magie nachgeben, sonst würde die Mondmutter mich in den Wahnsinn treiben. Wenn ich es nicht in die Wälder schaffen könnte, würde ich den Verstand verlieren. Und wenn die Jagd erst begonnen hat... keine Kraft der Welt könnte mich dann noch aufhalten, außer der Tod selbst.«
»Genau so ist es«, sagte ich verblüfft – sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.
»Oder wenn ich mich bei Vollmond verwandeln muss. Nichts auf der Welt könnte mich daran hindern. Wenn jemand das versuchen würde – ich glaube, ich würde sterben«, sagte Delilah. Leiser fügte sie hinzu: »Wenn die Todesmaid in mir erwacht, ist es noch schwerer. Der Herbstkönig beherrscht meine Panthergestalt, und ich habe keinerlei Vorwarnung, wenn er sie zum Vorschein bringt.«
Ich starrte auf Erins Leichnam. Sie verstanden es doch , auf ihre eigene Art. Ich hatte nie daran gedacht, die Kräfte, die das Wesen meiner Schwestern beherrschten, mit der Blutlust zu vergleichen, aber
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