Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
vor, Morio dicht hinter mir.
Wir starrten auf den Boden, und nun fielen mir dunkle Flecken auf, die nach Blut aussahen. Ich atmete kräftig ein und hielt die Gerüche fest. Der Duft wilder Wiesen, frisch und voller Shagablumen, überwältigte mich beinahe. Feddrah-Dahns, der Kronprinz ... sein leicht moschusartiger Eigengeruch war mit Erinnerungen an unsere Heimat durchsetzt. Und Pixie-Pulver. Das Kribbeln von Pixie-Magie mischte sich in den Duft des Einhorns. Dann eine Kopfnote: der metallische Geruch von Blut. Als ich noch tiefer in die energetischen Gerüche vor-drang, roch ich es - schwach, aber deutlich. Orange, Jasmin und Vanillezucker, ekelhaft süßlich und überreif.
»Karvanak war hier«, sagte ich und richtete mich auf. »Der Räksasa war hier. Ich merke nichts von der Dschinniya oder dem anderen Dämon, was immer das für einer sein mag.«
»O nein. Nein, nein.« Iris wurde bleich und sank zu Boden, um sich das Blut näher anzusehen. »Glaubst du ...«
»Dass er Feddrah-Dahns getötet hat? Ich weiß es nicht, aber ich sehe keine Hinweise auf einen Kampf. Und Feddrah-Dahns kann kämpfen, glaube mir. Das habe ich selbst gesehen.« Ich starrte auf den Teich hinaus und wünschte, es würde sich eine Vision dessen entfalten, was hier passiert war. Aber ich besaß nicht die Gabe der Nachschau - die Fähigkeit zu sehen, was bereits geschehen war.
»Vielleicht konnten Feddrah-Dahns und Mistelzweig entkommen«, sagte Morio. »Wie du selbst sagst, gibt es keine Anzeichen eines Kampfs, und wir wissen, dass das Einhorn nicht freiwillig mit Dämonen davonspazieren würde.«
Iris stand auf. »Ich habe etwas gefunden«, sagte sie und streckte die offene Hand aus.
Auf ihrer zarten Haut lag ein kleines Stück Stoff. Es war weiß und von irgendeinem Gewand abgerissen worden.
Langsam griff ich danach und schloss die Augen. Dieser Stoff fühlte sich vertraut an, sowohl vom Gefühl auf meiner Haut als auch von der Energie her.
Es war schwer von Magie durchdrungen, wie in Macht getunkt. Ich lächelte. »Ich weiß, wo sie hin sind. Zumindest bin ich ziemlich sicher.«
»Wo?« Morio beugte sich vor und betrachtete den Stofffetzen.
»Bei Smoky. Das hier stammt von Smokys Kleidung. Ich wette mit dir, dass Feddrah-Dahns irgendwie Verbindung zu Smoky aufgenommen und ihn um Hilfe gebeten hat.
Ob Smoky die Dämonen abgewehrt oder Feddrah-Dahns und Mistelzweig in Sicherheit gebracht hat, ehe die Dämonen sie noch schwerer verletzen konnten, weiß ich nicht. Aber das hier stammt von Smokys Kleidung. Ich kenne die Energie meiner Liebhaber.«
Iris stieß den angehaltenen Atem aus. »Warum hat er dann nicht angerufen?«
»Weil Smoky kein Telefon hat. Weil Smoky tut, was er will und wann er es für richtig hält. Gehen wir zurück ins Haus. Wenn ich nicht sofort etwas esse, wird mir schlecht.
Dann fahre ich raus zu Smoky und finde heraus, was hier passiert ist.«
Morio legte mir den Arm um die Taille, als wir uns umdrehten und zum Haus zurückkehrten. »Wir müssen die Banne wieder aufbauen und sie zusätzlich verstärken.
Wir brauchen stärkere Banne und Zauber. Die Dämonen sind problemlos durchgebrochen.«
»Ja, das sind sie. Wir brauchen so vieles. Und die Zeit, all das zu besorgen, ist ein Luxus, den wir uns nicht mehr leisten können.« Ich starrte in den Himmel, an dem sich die Abenddämmerung abzuzeichnen begann. Bald würden die Sterne erscheinen, und die Luft wurde feucht und kühl. Wolken nahten. Regen war auf dem Weg hierher.
Im Haus warteten Delilah und Chase nervös auf uns. Sie hatten alle Räume durchsucht und nichts gefunden, aber ich vermutete, dass keiner von uns sich so recht sicher fühlte.
Delilah hatte das Essen ausgepackt. Ich ließ mich auf einen Stuhl sinken, lehnte mich zurück und schloss die Augen. Morio trat hinter mich und massierte mir die Schläfen.
»Danke«, flüsterte ich. Jeder Ruck, Schlag, Kratzer und alarmierte Nerv dieser höllischen letzten Tage hatte sich in meinen Muskeln festgesetzt, und ich konnte kaum mehr die Augen offen halten. Sogar die angenehmen Stunden - vor allem mit Smoky - hatten zu meiner Überlastung beigetragen.
»Du siehst fertig aus«, bemerkte Delilah.
Ich nickte und öffnete die Augen einen Spalt weit, um sie zu mustern. »Du scheinst mir auch nicht die Frischeste zu sein. Und du bist immer noch ein bisschen grün im Gesicht.«
»Das liegt an dem Tetsa-Gift. Es färbt die Haut für ein, zwei Tage, selbst dann, wenn das Gegengift wirkt.« Sie beugte sich
Weitere Kostenlose Bücher