Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
legte ich die Stirn auf den Tisch.
Delilah trat hinter mich und schlang die Arme um meine Schultern. »Ich weiß, dass du dir Sorgen machst. Das geht uns allen so. Und du hast recht. Wir müssen aufrichtig zu uns selbst sein, sonst machen wir Fehler. Aber du bist müde. Du darfst nicht zulassen, dass unsere schlimme Lage dir sämtliche Hoffnung raubt...«
»Was raubt wem die Hoffnung?« Menolly schob das Regal vor, hinter dem der Eingang zu ihrem Keller versteckt war, schlüpfte heraus, schloss die Tür und ließ das Regal davor einrasten. »Ich dachte schon, die beiden Ochsen würden nie gehen. Ich stehe schon seit fünf Minuten da drin.«
Sie blies Delilah und mir eine Kusshand zu und blieb kurz stehen, um mit den Fingerspitzen leicht Iris' Schulter zu drücken. Menolly war keine von denen, die den Leuten um den Hals fielen. Die meisten Vampire hatten ein Problem damit, Gefühle körperlich auszudrücken.
Während Iris die Männer wieder an den Tisch holte, goss Menolly sich einen Kelch Lammblut ein. Wir hatten immer etwas Blut für sie im Haus, das von einem Biohof außerhalb von Seattle stammte. Sie hoben es für sie auf, wenn sie schlachteten, und wir hatten inzwischen eine Tiefkühltruhe voll davon. Es schmeckte nicht besonders gut, und Menolly beklagte sich oft, aber im Notfall genügte es. Morio arbeitete an einem Zauber, der den Geschmack so veränderte, dass er den Sachen ähnelte, die sie im Leben gern gegessen hatte, und es sah ganz vielversprechend aus.
Als wir alle wieder um den Tisch versammelt waren, bat Chase: »Könnt ihr Menolly die ganze Geschichte mit den Goblins und Dämonen erzählen, wenn ich weg bin? Ich will erst hören, was ihr heute in der Anstalt herausgefunden habt. Dann muss ich wieder ins Büro. Ich komme sowieso schon sicher nicht vor zwei, drei Uhr heute Nacht ins Bett.«
»Kein Problem«, sagte ich. »Um es kurz zu machen, wir wissen, wo wir nach dem dritten Geistsiegel suchen müssen. Aber das wird nicht leicht.«
Morio und ich berichteten, was Benjamin uns erzählt hatte. Als wir fertig waren, sprang Delilah auf, ein Hühnerbein in der einen, einen Keks in der anderen Hand, und ging auf und ab.
»Du glaubst also, die Frau in dem Kristall könnte tatsächlich Aeval sein, die Dunkle Königin? Was passiert denn, wenn jemand dieses Schwert benutzt? Meinst du, dann wacht sie auf? Und hat sie es dorthin gelegt oder jemand anders?«
Ich zuckte mit den Schultern und biss in einen Hähnchenschenkel. Ich hatte immer noch Hunger und wünschte nun, ich hätte einen noch größeren Eimer Hähnchenteile gekauft. Iris holte einen halben gekochten Schinken und eine Schüssel Obstsalat aus dem Kühlschrank und stellte beides auf den Tisch. Ich lächelte ihr dankbar zu.
»Du kannst wohl Gedanken lesen«, sagte ich und schnitt mir eine dicke Scheibe Schinken ab. Dann wandte ich mich wieder Delilah zu. »Ich habe keine Ahnung. Aber wir werden es herausfinden, das garantiere ich dir. Auf keinen Fall werde ich zulassen, dass irgendjemand anders das Geistsiegel zuerst in die Finger bekommt.
Aber da ist noch etwas. Ich habe etwas gespürt, als wir da draußen in der Klinik waren. Bisher habe ich nicht einmal Morio erzählt, was ich vermute, und ich würde wetten, dass Benjamin keine Ahnung davon hat.«
»Keine Ahnung wovon?« Morio löffelte Obstsalat in Schalen und schob mir eine über den Tisch zu.
Ich lächelte ihn an. »Ich glaube, Benjamin Welter hat Feenblut.«
Kapitel 23
Damit waren alle anderen Themen natürlich schlagartig erledigt.
»Wie kommst du darauf?«, fragte Iris. Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht sicher, aber ich sage euch, ich habe ein ganz seltsames Flackern in seiner Aura gesehen. Sein Energiefeld war gewaltig, und ein paar der Spitzen habe ich als Feenenergie erkannt.«
»Das kapiere ich nicht«, sagte Chase. »Kannst du mir eine kurze Zusammenfassung geben?«
»Moment«, sagte ich und schaufelte mir Obstsalat in den Mund. »Verdammt, habe ich einen Hunger.« Mein Kopf tat so weh, dass ich ihn am liebsten auf den Boden geschlagen hätte.
»Iss. Ich setze schon mal Wasser für den Tee auf und hole den Nachtisch.« Iris füllte den Kessel, packte die Schokotorte aus, die ich gekauft hatte, und schnitt sie in dicke, sahnige Stücke.
Ich tupfte mir die Lippen mit der Serviette ab. »Okay, vielleicht hilft dir das. Stell dir Benjamin als Himmelskörper vor -die Sonne zum Beispiel. Ich kann die Korona, die ihn umgibt, immer sehen. Jetzt stell dir vor, es
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