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Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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holte, schmeckte ich den Duft von Pflaumen und Jasmin auf der Zunge. Das Horn lag in meinem Schoß, und Apfelblüten regneten sacht auf meine Schultern herab.
    »Was zum ...« Ich stand auf. Wo zum Teufel hatte es mich denn jetzt schon wieder hinverschlagen? Die Nacht meiner Initiation hatte ich sofort erkannt, aber das ... Hier war ich noch nie gewesen. Diese Wiese hatte ich noch nie gesehen. Ich wusste nicht einmal, ob ich in der Anderwelt oder erdseits war, obwohl ich vermutete, dass es mich in die Anderwelt gerissen hatte, weil sich die Bäume freundlicher anfühlten.
    Die melodiöse Stimme, ein bisschen wie Glöckchenklingeln, war so leise, dass ich sie beinahe überhört hätte, doch etwas kitzelte meine Handfläche, die neben dem Horn ruhte. Ich schaute hinab und sah einen winzigen Mann darin stehen, der sich am Horn festhielt. Er war etwa fünfzehn Zentimeter groß und erinnerte mich an einen Eichen-Deva, mit tiefbrauner Haut und sattgrüner Kleidung. Aber er war viel kleiner als irgendeiner der Baumgeister, die mir im Lauf der Jahre so begegnet waren.
    »Wer ... was ... du bist doch kein ...« Ich brach ab, als ich merkte, dass ich keine Ahnung hatte, was ich als Nächstes sagen sollte.
    Er blickte lang und genüsslich unter winzigen Augenbrauen hervor zu mir auf. »Ich bin der Hüter des Horns.«
    Der Hüter des Horns? Ich hatte mir ja schon gedacht, dass es ein eigenes Bewusstsein haben könnte. Das hier bewies, dass ich zumindest zur Hälfte recht hatte. »Wie heißt du?«
    »Du wirst dir meinen Namen verdienen, oder auch nicht, das hängt ganz davon ab, was geschieht. Wenn du dir meinen Namen verdienst, darfst du das Horn gebrauchen und über seine Kräfte gebieten.« Plötzlich grinste er, und ich sah, dass er sehr spitze Zähne hatte. Hastig wich ich ein Stück zurück.
    »Bist du ein Dschinn?«
    Er zuckte mit den Schultern und verzog keine Miene. »Nein. Also, beantworte mir dies: Sage ich dir die Wahrheit?«
    Na toll, ein kleiner Witzbold. Doch als ich ihm ins Gesicht sah, merkte ich, dass er ganz gewiss keine Witze machte. »Ich habe keine Ahnung«, sagte ich nach kurzer Überlegung. Ich konnte seine Energie nicht deuten, konnte nicht einmal seine Aura richtig lesen. Er roch nicht nach Dämon, aber ganz gewiss hatte ich keine Feld-, Wald-und Wiesenfee vor mir.
    »Da du keine Ahnung hast, ob ich lüge oder nicht - warum hast du dann überhaupt erst gefragt? Nicht besonders klug, würde ich meinen.« Er lehnte sich an das Horn, verschränkte die Arme und begann vor sich hinzupfeifen.
    Ich runzelte die Stirn, eher über seine Einstellung als über das, was er gesagt hatte.
    Immerhin hatte er recht. Ihn zu fragen, ob er ein Dschinn sei, war dämlich gewesen.
    Wenn er einer wäre, hätte er mich vermutlich einfach belogen. Dschinns waren nicht grundsätzlich böse, aber ziemlich gefährlich, und sie genossen es, Aufruhr zu verursachen. Und wenn er keiner war - nun, dann garantierte mir das noch längst nicht, dass er die Wahrheit sagte.
    Ich blickte mich um und fragte: »Wo sind wir denn hier? In der Anderwelt?«
    Der seltsame Geist sprang von meiner Hand auf das Kästchen. Dort ließ er sich im Schneidersitz nieder, stützte die Arme hinter sich auf und lehnte sich zurück. »Nein, eigentlich nicht. Dennoch, erdseits sind wir auch nicht.«
    »Astralraum?« »Nein.«
    Allmählich ging er mir ernsthaft auf den Keks. »Hör mal, Kleiner, ich habe keine Zeit für so was. Ich kann Quizsendungen und Ratespielchen nicht leiden. Also hör mit diesem Blödsinn auf und sag mir, was ich wissen muss.«
    »Du hast nicht viel Geduld, nicht wahr?« Er sprang von dem Kästchen auf den Boden.
    Binnen Sekunden war er in eine grüne Rauchwolke gehüllt. Als sich die Wolke wieder auflöste, stand er immer noch da - zwei Meter groß und lächelnd. Er streckte die Hand aus, und ich erlaubte ihm ein wenig zögernd, mir aufzuhelfen. Das Horn behielt ich aber fest in der Hand. Auf keinen Fall würde ich es ihm überlassen. Vielleicht war er kein Dschinn, und vielleicht war er tatsächlich der Hüter des Horns. In jedem Fall wäre es ziemlich dumm gewesen, ihm das Artefakt in die Hand zu drücken.
    Womöglich würde ihn das aus seinem Dienstverhältnis befreien, und so etwas konnte wirklich unangenehm werden.
    »Geduld ist etwas für Leute, die den Luxus genießen, nicht von einem Haufen Dämonen gehetzt zu werden.« Ich entzog ihm meine Hand, sobald ich auf den Füßen stand. Die Wiese erschien mir übermäßig hell, und ich

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