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Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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nicht darauf, dass er allein dich retten könnte. Verlasse dich nie auf irgendetwas oder irgendjemanden außer dir selbst.«
    Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass der Umhang sogar noch leichter war als Spinnenseide. Doch als ich ihn um meine Schultern wirbeln ließ und mit der goldenen Sternblumen-Brosche am Hals schloss, war mir warm, und ich fühlte mich beinahe geschützt. Der Umhang reichte mir bis zu den Knien und hatte vier Taschen auf der Innenseite, eine davon genau in der richtigen Form für das Horn. Dank der Schlitze, durch die man die Arme nach draußen strecken konnte, war er obendrein viel praktischer als die meisten anderen Umhänge. Ich hob den Saum an und strich mir damit über die Wange. Als der weiche Stoff meine Haut berührte, züngelten kleine Energieschauer meine Wirbelsäule auf und ab. Irgendetwas sehr Mächtiges und Uraltes hatte das Material für diesen Umhang geliefert.
    Ich fürchtete mich beinahe, danach zu fragen, und flüsterte schließlich: »Pantherfell?«
    Delilah würde mich bei lebendigem Leibe häuten, wenn ich in einem Katzenfell nach Hause kam.
    Der Dschindasel schüttelte den Kopf. »Nein, viel seltener. Im Lauf der Jahrtausende hat es insgesamt acht Schwarze Einhörner gegeben.«
    »Acht? Ich dachte, es gäbe nur eins.«
    »Das ist Legende. Nein, es waren acht, jedes ein Nachkomme des vorigen. Ihre Knochen werden an einem heiligen Ort aufbewahrt, der nur dem herrschenden König oder der Königin bekannt ist.«
    Plötzlich ahnte ich, was kommen würde, und wollte den Rest lieber nicht mehr hören.
    Die Vorstellung war überwältigend. »Ah ... dann ist dieser Samt also ...«
    »Aus dem Fell des letzten Schwarzen Einhorns gefertigt. Die Knochen werden gebleicht und begraben und das Fell nur zu solchen Umhängen verarbeitet. Je ein Umhang wird demjenigen geschenkt, der sich das Recht verdient hat, eines der Hörner zu führen. Acht Einhörner im Lauf der Geschichte. Acht Umhänge.«
    Ich war so erschüttert, dass ich nur stumm mit den Fingern über das Fell streichen konnte. Die Schwarzen Einhörner warfen ihr Horn also nicht einfach ab, wie ich gehört hatte. Und ich trug gerade ein Vermögen um die Schultern. Ich würde sehr vorsichtig sein müssen und durfte vor allem nie jemandem erzählen, woraus der Umhang bestand, wenn ich noch eine Weile am Leben bleiben wollte.
    »Ich werde mich bemühen, gut darauf achtzugeben«, murmelte ich laut vor mich hin.
    »Wenn du ihn verlierst - falls er etwas Bösem anheimfällt -, wird der Umhang in Flammen aufgehen. Aber das Horn ... jedes Horn ist ein magisches Artefakt, und jedes Mal, wenn das Schwarze Tier stirbt und sein Horn abfällt, erschafft sein Geist einen Dschindasel, ehe er in den nächsten Körper wandert.«
    »Moment mal. Du meinst, wie beim Phönix? Das Schwarze Einhorn wird jedes Mal wiedergeboren?«
    Er nickte und verschränkte die Arme vor der Brust. »Verstehst du jetzt, warum du das Horn nicht verlieren darfst? Es ist ein heiliger Gegenstand, der dir anvertraut wurde.
    Du stehst Dämonen gegenüber, und die sind in der Lage, mich zu überwältigen.
    Bedauerlicherweise seid ihr ihnen zahlenmäßig weit unterlegen, und wenn ihr versagt, wird Schattenschwinge die Erdwelt überrennen und in die Anderwelt vordringen.
    Deshalb haben sich die Dahns-Einhörner an das Schwarze Tier gewandt und um Hilfe gebeten. Dies ist die Hilfe, die es euch zuteil werden lässt.«
    Das Horn hatte also eigentlich gar nicht Feddrah-Dahns gehört. Und vermutlich hatte er die Geschichte deshalb ein wenig ausgeschmückt, um die Wahrheit über das Schwarze Einhorn geheim zu halten. Warum genau er das tun sollte, wusste ich nicht, aber irgendeinen Grund musste er wohl haben. Das Vertrauen, das man da in uns - in mich - setzte, flößte mir Staunen und ehrfürchtige Demut zugleich ein. Ich seufzte tief.
    Die Erwartungen an uns wuchsen ständig und schienen mit jedem Tag schwerer zu wiegen.
    Ich blickte zu Eriskel auf. »Wir werden unser Bestes tun.«
    »Das weiß ich«, entgegnete er. Mit einer überraschend zärtlichen Geste streckte er die Hand aus und strich mir über die Wange. »Der Pfad führt nicht nur durchs Dunkel, Mädchen. Doch die Schatten sind stark, also gib gut acht, dass du unterwegs nicht fällst.«
    Und dann wurde alles schwarz, und ich trieb auf einem Teich glitzernden Lichts dahin.
    »Camille! Camille! Wach auf!« Wieder durchdrang Delilahs Stimme den Dunst, der mir den Kopf vernebelte. Ich blinzelte ein paarmal und zwang

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