Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13

Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
schlenderte ans Fenster und starrte in die Dunkelheit hinaus.
    Vanzir warf mir einen Seitenblick zu. »Du bist ganz ähnlich wie ich.«
    Da mir nicht nach einem vertraulichen Gespräch zumute war, blickte ich nur kurz zu ihm auf. »Wie meinst du das?«
    »Wie gesagt, du und ich sind uns in gewisser Hinsicht recht ähnlich. Du gibst dir Mühe, schaffst es aber trotz deiner guten Absicht nie, so ganz das Richtige zu sagen.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Ich passe nicht in meine Welt, weißt du? Ich bin gut in dem, was ich tue, aber es macht mir keine Freude.«
    Das war nicht das, was ich erwartet hatte. »Ach, hör schon auf. Du willst mir erzählen, dass es dir nicht gefällt, den Leuten ihre Lebenskraft durch ihre Träume auszusaugen? Ist es nicht das, was du am besten kannst? Ich dachte, Dämonen stehen darauf, Leuten weh zu tun.«
    Ich konnte nicht anders, als höhnisch zu reagieren, obwohl ich höflich zu ihm sein wollte.
    Aber nach allem, was in letzter Zeit passiert war, und da die Dämonen nun auch noch Chase gefangen hielten, war ich nicht eben großmütig gestimmt.
    Er runzelte die Stirn. »Jetzt bist du absichtlich beleidigend. Aber ich verstehe das.
    Wirklich. Manche Dämonen sind so. Karvanak tut nichts lieber, als seinen Untergebenen den Willen zu brechen, ob sie nun gefangen genommen, gekauft oder angeheuert wurden. Räksasas werden schon so gemein geboren, und sie sind sehr arrogant.«
    »Ja. Den Eindruck hatte ich auch«, sagte ich und spielte mit einem Keks. Vanzir war selbst eines von Karvanaks Opfern gewesen. Es fiel mir zwar schwer, Mitleid für ihn zu empfinden, aber ich zwang mich, ihm offen ins Gesicht zu sehen.
    Er erwiderte meinen Blick. Vanzir war drahtig und mager. Seine Augen, die wie Prismen schillerten, verrieten seine Herkunft. Ich hatte erwartet, dass sie blutrot sein würden, wie bei Menolly, wenn sie sich über irgendetwas aufregte. Aber das waren sie nicht. Sie leuchteten wie ein Regenbogen. Vor seinem platinblonden, zottelig gestylten Haar kamen diese Augen besonders zur Geltung, und er hatte sie mit dunklem Kajal zusätzlich betont.
    Immer noch schweigend, ließ ich den Blick zu seinen Lippen gleiten. Sie waren dünn, wie bei vielen Männern, und farblos wie die Nacht. Obwohl seine Wangen beinahe hohl waren, saßen zwei Grübchen darin. Plötzlich räusperte er sich, und ein leicht spöttisches Lächeln breitete sich über sein Gesicht.
    »Bist du fertig, oder suchst du immer noch nach Anzeichen des Wolfsmenschen?«, fragte er. Dann deutete er auf seinen Kopf und sagte: »Kein Fell im Gesicht. Keine Hörner weit und breit. Außerdem hat nichts an mir scharfe Spitzen oder Widerhaken. Weder meine Finger, noch meine Zehen oder mein Schwanz.«
    Als ich errötete, schürzte er die Lippen und warf mir eine Kusshand zu. »Ach, armes kleines Samtpfötchen. Habe ich dich in Verlegenheit gebracht? Wie fühlt sich das an, wenn sich andere auf deine Kosten amüsieren? Das musste ich bei Karvanak jeden Tag durchmachen. Und er hat mich gezwungen zu trinken. Ich hatte es geschafft, fünfunddreißig Jahre lang durchzuhalten, ohne irgendjemandes Träume auszusaugen, und dann hat der verfluchte Scheißkerl mich dazu gezwungen.«
    Vanzir beugte sich plötzlich über den Tisch. Ich fuhr zusammen, doch er schob nur die Hand neben meine. Er berührte mich nicht, sondern klopfte mit den Fingern auf den Tisch. »Ich bin wie ein Alkoholiker, verstehst du? Wenn ich diese Energie einmal gekostet habe, will ich mehr davon. Aber es gefällt mir nicht, zu was ich dadurch werde.
    Der Räksasa wusste, dass ich mir geschworen hatte, nicht mehr zu trinken, und er hat damit gedroht, seine - meine - Opfer zu töten, wenn ich nicht von ihren Seelen trinke.
    Also habe ich es getan, um sie zu retten. Ich habe ihre Seelen angezapft und mich von ihren Hoffnungen, ihrer Liebe und ihrer Lebenskraft genährt. Aber zumindest waren sie noch am Leben, wenn ich ihre Träume wieder verließ. Also, Miss Delilah, hast du vielleicht recht damit, mir nicht zu trauen. Damit kann ich leben. Aber verkneif dir deine spitzen Bemerkungen, bis du eine Weile in meiner Welt verbracht hast. Du bist nicht so lustig, wie du glaubst.«
    Mir wurde schlecht, denn Bilder aus meiner Kindheit stiegen in mir auf und überwältigten mich.
    ... Kinder hüpfen im Kreis um meine Schwestern und mich herum und singen:
    »Windwandler, Windwandler, haben kein Zuhaus ... Niemand will euch haben, alle

Weitere Kostenlose Bücher