Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13
uns angesetzt hatte? Die ehemalige Königin musste unsere Familie inzwischen abgrundtief hassen. Nicht nur, dass unser Vater und unsere Tante entscheidenden Anteil daran gehabt hatten, sie zu stürzen - meine Schwestern und ich hatten ebenfalls die Seiten gewechselt.
Wer auch immer das war, ich durfte ihn nicht durch das Portal entkommen lassen, ohne herauszufinden, warum er hier war. Ich wartete einen günstigen Augenblick ab, und als er kurz wegschaute, sprang ich vor und packte ihn um den Hals.
»Wer zum Teufel bist du, und was hast du auf unserem Land zu suchen?« Ich drückte ihm das Knie ins Kreuz. »Antworte gefälligst, denn ich könnte dir mit einer einzigen Bewegung das Rückgrat brechen. Das möchtest du doch nicht, oder?«
Er stammelte etwas und wehrte sich gegen mich. Ich beschloss, das auf die praktischste Art zu erledigen, und schmetterte ihm die Faust auf den Kopf, so dass er das Bewusstsein verlor. Dann warf ich mir den Mann und die Tasche, die er bei sich trug, über die Schulter und ging zum Haus zurück.
Camille sah mich, als sie von den Blumen- und Gemüsebeeten kam. »Wer ist das? «
»Ich weiß es nicht, aber ich habe ihn bei den zwei Eichen gefunden. Ach, übrigens, hinter dem Besenginster versteckt sich ein Portal zwischen den beiden Bäumen. Wir werden Königin Tanaquar oder Königin Asteria bitten müssen, u eine Wache zu schicken. Es geht nicht, dass Fremde so nach Lust und Laune auf unser Grundstück gehüpft kommen, vor allem, solange wir nicht wissen, wo es hinführt.« Ich wies mit einem Nicken zum Haus. »Hol bitte etwas Seil und einen Knebel. Falls er Magie beherrscht, darf er keinen Spruch herausbringen.«
Wortlos lief sie voraus und sprang die Stufen zur Hintertür hinauf. Gleich darauf kam sie zurück, gefolgt von Rozurial, mit einem aufgerollten Seil über der Schulter und einem Geschirrtuch in der Hand.
»Ich dachte, Roz könnte vorerst das Portal für uns bewachen«, sagte sie.
»Gut. Helft mir, ihn zu fesseln, dann zeige ich Roz, wo es ist.« Während Rozurial und Camille Arme und Beine des Mannes zusammendrückten, fesselte ich ihn, drehte dann das Geschirrtuch zu einem festen Strick zusammen und knebelte ihn, wobei ich darauf achtete, dass er nicht an seiner Zunge ersticken konnte.
Als er fest verschnürt war, trug ich ihn zu dem Schuppen, den wir erst kürzlich zu einem kleinen Gästehaus für Roz, Vanzir und unseren Cousin Shamas ausgebaut hatten. Fragwürdige nächtliche Besucher wollte ich lieber nicht in unserem eigentlichen Haus haben. Umstandslos ließ ich ihn aufs Sofa fallen. Als Camille mir einen schrägen Blick zuwarf, zuckte ich nur mit den Schultern.
»He, er hat die Banne ausgelöst, er ist vermutlich gefährlich, und ich habe keine Lust, nett zu jemandem zu sein, der hier ist, um uns umzubringen. «
»Schon kapiert«, sagte sie. »Nur zu. Ich passe auf ihn auf. Zeig Roz, wo das Portal ist. Morgen überlegen wir uns, was wir damit machen.« Sie winkte mich hinaus.
Mit einem letzten Blick zurück auf den Schuppen führte ich Roz auf den Rand unseres Grundstücks zu. Als wir uns der überwucherten Ecke näherten, starrte er auf das Gestrüpp.
»Entzückend. Habt ihr schon mal was von Heckenscheren gehört? Oder vielleicht einer Motorsense? Selbst eine Ziege könnte diesem Dschungel ein bisschen zuleibe rücken, den ihr hier habt wuchern lassen.« Er schüttelte den Kopf.
»Naturfreunde. Ihr seid doch ein Haufen Ökofreaks.« Die Tatsache, dass er bei diesen Worten lächelte, hielt mich davon ab, ihn mit dem Gesicht voran durchs Gestrüpp zu schieben.
»Camille und Iris wollten diese Ecke wild lassen, für die Devas, und ich finde, ehrlich gesagt, dass sie eine hübsche Abwechslung zu den manikürten Rasenflächen in den anderen Gärten sind.
Rindenmulch ist doch albern. Ich habe dieses Bedürfnis noch nie verstanden, die Natur in ein hübsches, ordentliches Kunstwerk zu verwandeln. Sogar zu Hause in der Anderwelt zum Beispiel in der Stadt der Seher - neigen viele dazu, alles sofort zu beschneiden, das auch nur ein bisschen zu wuchern droht.«
Ich hielt die Besenginsterzweige auseinander, damit Roz hindurchschlüpfen konnte. Die Kratzer und kleinen Schnittwunden, die alle möglichen Dornen und Zweige mir beigebracht hatten, störten mich überhaupt nicht, aber Roz konnte, obwohl er ein Incubus war, sehr wohl verletzt werden.
Er schlüpfte durch die Lücke, und wir gingen zwischen den dichtgedrängten Büschen hindurch. Gleich darauf standen wir
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