Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
ich viel gefährlicher für dich bin als alles, was mit dieser Kiste zu tun haben könnte. Mach sie auf. « Morio trat einen Schritt vor.
Rodney stieß einen schrillen Schrei aus und rannte zu der Kassette zurück. Als das kleine Skelett den Deckel aufklappte und einen Satz rückwärts machte, hielt ich mir die Augen zu, wartete kurz, und als nicht sogleich ein Blitz oder eine Explosion folgte, spähte ich durch die Finger.
»Es ist nichts passiert.« Rodney klang verwirrt.
»Fehlerhafter Fluch«, sagte ich und rückte langsam wieder vor.
»Was ist in der Kiste?«, fragte Delilah und kam aus ihrem Versteck hinter einem Baum hervor.
»Zwei Kristalle und ein Beutel. Mehr nicht. Soll ich das Ding für euch aufmachen? Es ist ganz schön voll.« Er hielt einen Beutel aus schwarzem Filz hoch.
»Ja«, sagte Morio.
Ich beschloss, die ganze Sache meinem plötzlich so knallharten Liebhaber zu überlassen. Falls Rodney doch noch zu Staub zerblasen wurde, würde er sich dann vor Großmutter Kojote dafür verantworten müssen, nicht ich. Und da die beiden so etwas wie ein seltsames, sehr entferntes Verwandtschaftsverhältnis verband, würde sie zu ihm vielleicht netter sein, wenn er Mist gebaut hatte.
Rodney öffnete den Beutel. Wieder geschah nichts. Langsam kippte er den Inhalt in die Kassette, und ich hörte das Scheppern von Metall auf Metall.
»Nein, so was«, sagte das Skelett. »Schaut mal, was wir da haben!« Er hielt eine Halskette hoch.
Ich rückte einen weiteren Schritt vor und spähte in die Kiste. Auf dem Boden der metallenen Kassette lag Schmuck verstreut. Doch der Beutel hatte auch andere Sachen enthalten. Nicht so hübsche Sachen. Knochen, um genau zu sein, die zwischen den Ringen, Ketten und Ohrringen schimmerten. Knochen von Fingern und Knöcheln. Sie strahlten Verzweiflung in konzentrischen Wellen aus, die aus der Kiste schwappten und mich wie ein Schlag in die Magengrube trafen, so dass mir übel wurde.
»Die stammen von Frauen. Den Frauen, die hier verschwunden sind. Heilige Scheiße«, flüsterte ich. »Also doch Harold und seine perversen Freunde. Sie haben Souvenirs von ihren Morden aufbewahrt.«
Morio und Delilah traten neben mich. Wir starrten in die Kassette, auf den makabren Schatz, der darin ausgebreitet lag.
»Kein Wunder, dass sich hier eine Goshanti gebildet hat«, sagte Morio, hockte sich hin und stocherte in der Kiste herum. »Diese Kristallnadeln haben die Energie um die Andenken und Knochen verstärkt, statt sie vor Entdeckung zu schützen. Dantes Teufelskerle haben wieder einmal gewaltigen Mist gebaut. Ich wette mit euch, dass die Rune, die als Fluch gedacht war, in Wirklichkeit die Energie erdet und hier festhält. Wir werden die Goshanti erst aus diesem Garten exorzieren können, wenn wir die Schmuckstücke weit verstreut und die Knochen zur Ruhe gebettet haben.«
Ich nickte. Harolds Truppe hatte es geschafft, eine Goshanti heraufzubeschwören. Hatten sie vielleicht weitere Überraschungen für uns, die erklären könnten, warum wir auf einmal so viel Besuch aus der Schattenwelt bekamen? Und falls ja, wie zum Kuckuck sollten wir herausfinden, was für Schäden sie womöglich noch angerichtet hatten?
Ich schüttelte dieses Gedankenspielchen ab und konzentrierte mich wieder auf die Kassette. Traurigkeit durchströmte mich. »Zuerst sollten wir die Knochen aussortieren. Wir können sie reinigen, segnen und begraben.«
Rodney griff in die Kiste und begann, die Knochen herauszusuchen und beiseitezulegen. Ausnahmsweise blieb er stumm.
Ich starrte ihn an. »Was denn? Keine unflätigen Bemerkungen? Sind dir etwa die schmutzigen Witze ausgegangen?« Eine bittere Schärfe in meinem Tonfall machte mir bewusst, dass ich nach jemandem suchte, an dem ich meine Wut auslassen konnte.
Das Skelett blickte kurz zu mir auf und schüttelte dann nur den Kopf. Schweigend wandte Rodney sich wieder seiner Arbeit zu.
Kapitel 5
Wir müssen also zuerst die Knochen beisetzen?«, fragte Delilah.
Morio nickte. »Wenn wir das nicht tun, leiten sie der Goshanti immer weiter Energie zu.« Er stand auf und nahm Rodney die Kassette ab. Diese hatte den Schmuck wieder in den Beutel gelegt und die Knochen aussortiert. »Wir müssen die Knochen mit Salz begraben, dann die Erde darüber segnen und die Geister mit einem Zauber besänftigen. Was sie wohl mit den restlichen Leichen gemacht haben?«
»Abgesehen von Sabele habe ich keine Ahnung.« Ich blickte mich um, nicht sicher, ob ich das wirklich
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