Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
schlecht hingehen und fragen. Der Parkplatz hinter dem Gebäude ist groß genug für etwa zwanzig Autos. Wir haben ein bisschen nachgeforscht und herausgefunden, dass es früher tatsächlich mal ein Schlachthaus war. Also dürfte die Inneneinrichtung gut dafür geeignet sein, jemanden zu foltern und auseinanderzunehmen.«
»Warum sollten Van und Jaycee die Werwölfe dann in ihrem Haus sezieren, wenn es doch in diesem Schlachthaus alles Nötige gibt?«
»Das kann ich dir sagen«, antwortete Camille. »Aus zwei Gründen. Erstens: Magie, klar. Oder vielmehr sehr schmutzige Magie. Stell es dir als Revierproblem vor. Hexer - auch Hexen und Magier, wir alle - haben eine persönliche magische Signatur. Jeder von uns strahlt eine einmalige Energie aus wie eine Spur auf dem magischen Boden. Ich vermute, dass die Energie der Kojoten sich mit Vans und Jaycees Hexerei nicht verträgt.«
»Und der zweite Grund?«
»Soweit wir wissen, haben sie den Gestaltwandlern aus irgendeinem Grund verheimlicht, dass sie Dämonen sind. Aber dieser Keller hat nach dämonischer Magie gestunken, die mir das sofort verraten hätte, wenn ich aufmerksamer gewesen wäre. Sie wollten ihre Ruhe, und sie wollten nicht als Dämonen erkannt werden. Das war womöglich unsere Rettung, denn nur weil sie die Lagerhalle nicht benutzen wollten, wissen sie noch nichts von Amber und dem Geistsiegel.«
»Also, was jetzt?«, fragte ich.
»Das Übliche. Wir stürmen den Laden und tun unser Bestes, dabei nicht umgebracht zu werden. Wir können unmöglich herausfinden, was da drin vor sich geht, ohne mit Gewalt einzudringen. Irgendwie glaube ich nicht, dass eine Bewerbung bei Emporium Meats uns eine kleine Betriebsführung einbringen würde.« Menolly rieb sich die Hände an ihrer Jeans ab. »Das wäre dann wohl alles, Ladys und Gentlemen. Wollen wir los?«
»Moment mal. Morio und Camille, ihr müsst besonders vorsichtig sein. Wahrscheinlich haben sie einen hübschen Vorrat Wolfsdorn da drin. Und ich würde wetten, dass sie ihn benutzen werden, wenn sie uns kommen sehen, in der Hoffnung, zumindest ein paar von uns auszuschalten. Ihr beiden bleibt am besten ganz hinten und tragt Schutzmasken. Das hindert euch doch nicht am Zaubern, oder?« Ich runzelte besorgt die Stirn und hoffte sehr, dass sie nein sagen würden.
Sie machten es mir nicht so einfach.
»Doch, ich fürchte schon«, antwortete Camille. »Wir bleiben einfach so weit hinten wie möglich und nehmen die Beine in die Hand, falls sie mit dem Zeug um sich werfen.«
»Dann holt jetzt alle eure Waffen. Wir müssen uns beeilen, denn wenn sie Doug und Saz nicht schon getötet haben, planen sie es auf jeden Fall. Und Amber - weiß der Teufel, warum die Kojoten sie noch nicht getötet haben und wann sich das ändern könnte.« Ich stand auf und streckte mich. Wir zogen wieder in die Schlacht, und jedes Mal fragte ich mich, ob wir sie alle lebend überstehen würden.
Kapitel 19
Die Lagerhalle von Emporium Meats lag ein Stück abseits der Docks im Industrial District. Sie stand mitten in der Wildnis, die sich hinter den Fähranlegern erstreckte, gut anderthalb Kilometer nördlich von Georgetown. Im Lauf der Jahre hatten Georgetown und sein Umland eine beinahe schizophrene Anmutung entwickelt. Einerseits war die Gegend durch reizende Neo-Bohème- Lädchen und -Häuser geprägt. Andererseits streiften Gangs durch die Viertel, Armut war allgegenwärtig, und die trübseligen Industriehallen und Fabriken, der Abstellbahnhof und die Gleisanlagen der BNSF-Eisenbahngesellschaft ließen die Gegend schäbig und gefährlich wirken.
Wie üblich waren wir mit zwei Autos unterwegs: meinem Jeep und Morios SUV. Menolly, Vanzir und Roz fuhren bei mir mit, Trillian, Smoky und Camille bei Morio. Ich rief Chase an und bat ihn, uns bei der Lagerhalle zu treffen.
Ich fuhr in südlicher Richtung die First Avenue entlang, und auf den Straßen war nicht viel los. Ein paar Gangmitglieder - wahrscheinlich Zeets - lungerten herum, aber die Nacht war zu regnerisch und kalt, als dass es die Leute nach draußen gezogen hätte. Wir fuhren an den Fähranlegestellen vorbei, an der Rückseite des Pike Place Market entlang und ließen das Seahawks Stadion und das SAFECO Field links liegen.
Die Straßen verloren zusehends an Charme, und der dunklere, schäbigere Teil der Gegend begann. Wir überquerten die Brücke über den BNSF-Güterbahnhof - ein Irrgarten aus Gleisen und Güterwaggons in verwittertem Rosa, Grün oder Weiß und
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