Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
zu dienen. Mein Herr wandelte auf den Pfaden der Dunkelheit, und das galt nun auch für mich. Ein wenig von der Last, die ich seit Monaten mit mir herumschleppte, fiel von mir ab.
Camille und Menolly knieten sich neben mich, Camille links und Menolly rechts von mir. Sie nahmen meine Hände, und wir saßen schweigend beisammen. Was vor uns lag, konnten wir nicht wissen. Jede von uns stand vor neuen Herausforderungen, neuen Prüfungen, aber wir waren zusammen.
»Wir werden diesen Weg bis zum Ende gehen, Hand in Hand«, sagte Camille und lächelte mich an. »Wenn ich ins Reich der Schnitter hinabsteige, dann durch Magie und Anbetung. Du reist im Dienst eines Elementarfürsten dorthin. Und Menolly geht diesen Weg in ihrem eigenen Körper. Keine von uns ist gegen die Schatten gefeit, und ich glaube, wir müssen uns einfach daran gewöhnen. Wir wandeln im Dunkeln, nicht im Licht.«
Ich betrachtete meine Arme, sah dann wieder meine Schwestern an und fühlte mich schon viel weniger allein. »Das stimmt - unser Weg hat sich verschoben. Dafür hat Schattenschwinge gesorgt. Wenn wir doch nur Stacia finden könnten. Je länger sie da draußen herumläuft, desto mehr Sorgen mache ich mir.«
Die Knochenbrecherin hatte es schon viel zu lange geschafft, sich uns zu entziehen. Aber jede Spur, die wir aufnahmen, führte ins Leere. Wir wussten, dass es irgendwo ein Leck geben musste - jemanden, der sie mit Informationen versorgte. Aber wir kamen einfach nicht dahinter, wer uns verriet. Und Stacia war sehr geschickt darin, sich bedeckt zu halten.
»Ich fürchte, wenn sie losschlägt, dann aus allernächster Nähe, so dass wir keine Chance mehr haben, richtig zu reagieren.«
»Daran können wir heute Nacht nichts mehr ändern.
Morgen ist auch noch ein Tag.« Menolly stand auf und zog mich auf die Füße. »Du solltest erst mal ein bisschen schlafen. War ein langer Tag. Du auch, Camille.«
»Was steht denn morgen an?« Iris ging voran in die Küche. Wir hatten uns angewöhnt, uns am Küchentisch zusammenzusetzen und vor dem Schlafengehen noch eine Tasse Tee zu trinken. Das erlaubte uns, den Tag abzuschließen und einen Moment durchzuatmen.
Camille nahm den Notizblock von dem Tischchen unter dem Wandtelefon. Sie trug noch immer ihr Priesterinnengewand, das in der hellerleuchteten Küche nichts der Phantasie überließ. Rozurial gaffte sie an, doch sobald Smoky den Raum betreten hatte, hob Roz den Blick nicht mehr von der Arbeitsfläche, wo er Iris mit dem Tee half. Er war inzwischen Iris' inoffizieller Sous-Chef, denn er hatte überraschenderweise ein Händchen fürs Kochen.
Menolly war die Einzige von uns, die noch hellwach aus den Augen schaute. Sie schwebte unter der Decke, das war ihr Lieblingsplatz. Die Jungs machten sich auf den verschiedenen Stühlen und Bänken breit, die wir um den riesigen Eichenholztisch zusammengeschoben hatten.
Smoky hatte uns den Tisch gekauft, als deutlich geworden war, dass der alte einfach zu klein für die vielen Leute war, die jetzt auf unserem Anwesen lebten. Der neue Tisch war gigantisch, und man musste sich daran vorbeiquetschen, um an den Herd und die Küchenschränke heranzukommen. Die Küche selbst war riesig, aber der Essplatz war eigentlich zu klein für das Mobiliar, und die Jungs sprachen schon davon, anzubauen - die Küche samt Essplatz zu erweitern.
Überraschenderweise waren alle Männer im Haus geschickte Handwerker. Im Lauf des vergangenen Monats hatten sie sich um all die kleinen Reparaturen im Haus gekümmert und sogar Winterfenster vor unsere alten, einfachverglasten Fensterscheiben gesetzt.
Camille ließ den Notizblock auf den Tisch fallen und überflog die oberste Seite. »Was haben wir heute erreicht? Es stand ja nicht viel auf dem Plan außer der Hochzeit.«
»Wollen wir nicht einfach unseren Tee trinken und dann für heute Schluss machen?«, fragte Trillian und warf Camille einen vielsagenden Blick zu. Heute Nacht gehörte sie ihm allein, wie wir alle wussten. Er hatte dafür gesorgt, dass das niemandem entging.
Trillian hatte uns ebenfalls überrascht. Seit seiner Heimkehr aus dem Krieg war er zwar noch so arrogant wie eh und je, aber hilfsbereiter und weniger streitlustig. Er war ein großer Fan von Iris' nächtlichen Teepartys und mittlerweile süchtig nach Earl Grey mit Zitrone und Honig, den er am liebsten aus einer Porzellantasse trank. Das war eine neue Seite an ihm, die niemand außerhalb dieser Küche je bei einem Svartaner erwartet hätte.
Camille
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