Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13

Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
den lokalen Nachrichtensender fand, und wir schauten uns den Bericht an.
    Trevor Willis, der aufstrebende »Junge von nebenan«, der es zum Nachrichtensprecher gebracht hatte, erschien mit angemessen ernster Miene auf dem Bildschirm. Hinter ihm wurde ein Bild von dem Mann im Anzug gezeigt, den ich auf der Lichtung gesehen hatte.
    »Ronald Niece aus Seattle starb heute Abend, nachdem er fünfzehn Menschen das Leben gerettet hatte. Offenbar hatte der bewaffnete Amokläufer, der inzwischen als Shane Wilson Thatcher identifiziert wurde, die Absicht, sämtliche Insassen eines Stadtbusses zu erschießen. Das stehe in einem Brief, der in seinem Haus gefunden wurde, so die Polizei. Doch sein Plan ging schief, denn Niece, der als Buchhalter tätig war, nach Feierabend Karate unterrichtete und selbst den Schwarzen Gürtel besaß, bemerkte die Waffe, sobald Thatcher sie auf den Fahrer richtete. Es gelang Niece, Thatcher so lange in einen Kampf zu verwickeln, dass der Fahrer anhalten und die hintere Tür öffnen konnte. Während die Passagiere aus dem Bus flüchteten, bekam Thatcher die Waffe wieder richtig zu fassen und gab fünf Schüsse auf Niece ab. Der Busfahrer schlug Thatcher schließlich mit einer Eisenstange bewusstlos, die er unter dem Fahrersitz mitführte. Obwohl die Rettungskräfte ihr Möglichstes taten, starb Ronald Niece noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Die Businsassen und der Fahrer bezeichnen ihn als Helden. Niece hinterlässt eine -«
    Iris schaltete den Fernseher aus. »Wie schrecklich. Bei all den Problemen, vor denen diese Welt steht, sollte man doch meinen, dass die Menschen bessere Wege finden müssten, miteinander umzugehen. Ich bin jetzt tausend Jahre hier und bin immer wieder fassungslos, was die Leute - Feen wie Menschen - einander antun können.« Ihre Augen waren feucht, und sie fuhr sich mit dem Handrücken darüber.
    Ich starrte den Fernseher an. »Das war er. Er tafelt jetzt in Walhall. Krieger jubeln ihm zu, und die Götter schenken ihm ihre Gunst. Und er hat heute Abend fünfzehn Menschen gerettet, deren Seelen ansonsten jetzt in den geistigen Sphären wandeln würden. Ich glaube, das ist keine üble Art, sein Leben abzuschließen, auch wenn das Ende dadurch viel zu früh kommt.«
    Während ich zugesehen hatte, wie Greta ihm die Angst nahm, war mir klargeworden, dass sie - dass wir in vielerlei Hinsicht einen sehr wertvollen Dienst leisteten. Niemand, der sich so heldenhaft verhalten hatte, sollte seinen letzten Atemzug voller Angst tun müssen. Er verdiente eine leidenschaftliche, liebevolle Begrüßung, und die konnten die Todesmaiden ihm bieten.
    »Delilah, was ist mit deinen Armen?« Camille zeigte mit gerunzelter Stirn auf mich.
    Ich schaute an mir herab. Ein leichter Schatten schob sich von meinen Handgelenken aus den Arm empor und schlang sich in Form von Ranken um meine Unterarme. Sieht aus wie Gretas Tätowierungen. Vor meinen Augen erreichten die Ranken meinen Ellbogen und hielten inne. Blätter sprossen hervor - Ahorn und Eiche. Die Farbe war so stumpf wie ein violetter Bluterguss, aber das Bild war unverkennbar da. Meine Arme brannten, aber nicht unangenehm, und ich hörte etwas in mir flüstern: »Erste Lektion ...«
    »Greta - sie hatte solche Tätowierungen am Arm, nur bei ihr waren sie tiefschwarz und leuchtend orange. Aber es war das gleiche Muster.«
    »Ob die wohl dunkler werden, je länger du bei ihr trainierst?« Menolly strich mit den Fingern über meine Arme und schüttelte den Kopf. »Ich spüre nichts. Camille? Iris?«
    Camille hielt die Hände über meinen Arm und schloss die Augen. Gleich darauf zitterte sie leicht. »Das ist seine Energie, kein Zweifel. Die Energie der Erntezeit, der Herbstfeuer und der ersten kalten Nächte. Ich glaube, Menolly hat recht - das Bild ist noch nicht fertig. Du wirst offenbar gezeichnet, so, wie die Mondmutter mich gezeichnet hat.« Sie wies mit einem Nicken auf ihren Rücken. Die beiden Tattoos auf ihren Schulterblättern schimmerten unter ihrem durchscheinenden Gewand hervor. Das waren die Zeichen der Mondhexen und -priesterinnen.
    Ich holte tief Luft und schloss erschöpft die Augen. »Es gibt so viele Wege ... aber das ist meiner.« Die Vorstellung, weiter tätowiert zu werden, machte mir keine Angst - Gretas Arme hatten sogar schön ausgesehen mit ihrem wilden Schmuck. Und Hi'ran mochte ein Schnitter und manchmal furchterregend sein, aber er war brillant und ebenso mitfühlend.
    Ich straffte die Schultern und war stolz darauf, ihm

Weitere Kostenlose Bücher