Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
diskret an der Tür. Es war Sharah, die mächtig Gas gegeben haben musste.
»Da ist sie«, sagte ich und deutete auf Camille. »Sie hat die Minibar aufgemacht, es gab einen Knall, und sie ist zusammengebrochen. Als ich zu ihr gehen wollte, war sie schon bewusstlos, und mir wurde so schwindlig und wirr, dass ich nicht mal in der Nähe bleiben konnte.«
Sharah nickte, setzte eine einfache Gasmaske auf, kroch zu Camille hinüber und schleifte sie weg von der Minibar. Ich half ihr, sie aufs Bett zu heben. Sharah untersuchte sie rasch.
»Ihr scheint so weit nichts zu fehlen. Wenn sie nicht aufwacht, bis ich hier fertig bin, nehme ich sie mit in die Klinik.« Sie ging zur Minibar hinüber. Vorsichtig spähte sie hinein. »Magische Sprengfalle, so eingerichtet, dass sie explodiert, wenn die Tür geöffnet wird.« Sie berührte die Sprengvorrichtung behutsam mit den behandschuhten Fingerspitzen. »Schwer zu sagen, was da explodiert ist. Ich glaube, wir bringen Camille lieber gleich ins Hauptquartier, und ich nehme mir das Ding erst dort vor.«
Während sie die Sprengfalle aus dem Schrank löste, durchsuchte ich das restliche Zimmer, fand aber nichts. Dann erklärte ich ihr kurz, warum wir hier waren.
»Ich frage mich nur - Werwölfe haben mit Magie nicht viel am Hut, also wie zum Teufel ist Rice an eine magische Falle gekommen?«
Sharah nickte langsam. »Du hast recht. Lykanthropen verabscheuen Magie noch mehr als die meisten anderen Werwesen, sie wollen nicht einmal in der Nähe irgendwelcher magischen Dinge sein. Sofern ihr Mann ein typischer Werwolf ist, würde er keine magische Falle benutzen, außer er wurde dazu gezwungen. Wir müssen das hier zum Hauptquartier schaffen und es analysieren. Und Camilles Bewusstlosigkeit ist unverändert tief. Das macht mir Sorgen.« Sie klappte ihr Handy auf und sprach leise hinein. »Shamas kommt gleich mit einer Trage.«
Zum ersten Mal, seit Camille umgekippt war, begann ich mir ernsthaft Sorgen zu machen. »Sie wird doch wieder zu sich kommen, oder nicht?«
»Es geht ihr bald besser, da bin ich sicher. Wir müssen nur herausfinden, was das für ein Zeug ist.«
»Verdammt.« Ich setzte mich neben Camille aufs Bett und nahm ihre Hand. Sie war kalt. Schweigend breitete ich die Decke über sie. Als ich aufblickte, sah ich, dass Sharah mich beobachtete.
»Chase hat mir gesagt, dass ihr beide gestern Nacht Schluss gemacht habt. Geht es dir gut?« Sie errötete. »Ich will nicht aufdringlich sein, aber er war heute Morgen so still, dass ich mir Sorgen um ihn gemacht habe.«
Es tat weh, dass sie diejenige war, die sich um Chase kümmern durfte. Ich schnaubte. »Ja, mir geht's prächtig. Das ist wohl einer der Vorteile, wenn man als Soldat an vorderster Front steht. Das Leben verändert sich binnen eines Augenblicks. Und selbst wenn man den Kampf gewinnt, verliert man manchmal die Schlacht. Ihm das Leben retten und ihn verlieren ... ihm nicht das Leben retten und ihn verlieren. Egal, was ich tue, ich verliere. «
Sharah verzog das Gesicht. »Es tut mir so leid. Er liebt dich, das weißt du, aber denk daran: Sein ganzes Leben ist aus den Fugen geraten, und als Sterblicher ...«
»Jetzt nicht mehr ganz so sterblich, wie er mir letzte Nacht erklärt hat. Hör mal, ich weiß es zu schätzen, dass du mich aufmuntern willst, aber im Moment kann ich das überhaupt nicht brauchen. Ich akzeptiere die Tatsache, dass er mit einer Beziehung gerade nicht klarkommt, aber zumindest sollte er begreifen, dass er nicht der Einzige ist, den das Ganze betrifft. So viel erwarte ich von ihm. Wir haben ihm das Leben gerettet. Er wollte das Elixier ohnehin trinken. Und auf einmal kann er es kaum erwarten, von mir wegzukommen.«
Sharah legte mir sanft eine Hand auf die Schulter. »Das ist das Letzte, was ich zu diesem Thema sagen werde: Du bist nicht das, wovor er davonläuft. Er versucht, seinen eigenen Gedanken zu entkommen. Denk nur mal daran zurück, wie das war, als du noch klein warst und das Gefühl hattest, nicht dazuzugehören ...«
Ich sprang auf. »Lass meine Kindheit aus dem Spiel.« Sharah mochte Königin Asterias Nichte sein, aber das gab ihr nicht das Recht, sich in meinen Kummer einzumischen. Auf ihren verblüfften Blick hin wurde mir bewusst, dass ich meine Wut an der Falschen ausließ. Ich war nicht böse auf sie. Ich war wütend über die Situation. »Bitte entschuldige, Sharah. Ich bin im Moment einfach fix und fertig. Wo zum Teufel bleibt Shamas?«
Sie blinzelte und räusperte
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