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Schwiegertöchter (German Edition)

Schwiegertöchter (German Edition)

Titel: Schwiegertöchter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Trollope
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weiter diese armselige kleine Nummer abziehst, musst du dich woanders nach Dates umsehen.«
    Diese Ansage hatte Luke erst richtig angestachelt. Er kannte Gus, den Börsenhändler, flüchtig und er wusste, dass Gus so viel Geld verdiente, wie niemand in Lukes Familie je verdient hatte oder verdienen würde, nicht einmal Ed, nicht einmal Ralph in Singapur, nicht einmal Dad in seinen besten Zeiten. Und Gus war nicht nur wohlhabend, sondern auch sympathisch und gut gebaut und hatte eine Wohnung in Clerkenwell und einen Bruder in einer Rockband. Aber wenn Gus Charlotte nicht halten konnte, weil sie nicht bereit war, etwas zu tolerieren oder gar mitzumachen, das in seinem Leben eine wesentliche Rolle spielte, dann verlieh das Charlotte in Lukes Augen einen ganz besonderen Glanz, der weit über ihr Aussehen und ihr Temperament und unbestrittene Beliebtheit hinausstrahlte.
    Er fing an, sich wirklich anzustrengen. Er ging öfter zum Fitnesstraining und hörte auf, Koks zu nehmen, auch wenn er sich mit einer Cola light in einem Raum voller irrsinnig und unverantwortlich zugedröhnter Leute fühlte, als ob er auf einem fremden Planeten gelandet war. Nach einer Weile mied Luke sogar Partys, wenn er wusste, was dort zwangsläufig auf dem Speiseplan stand, und traf sich stattdessen mit Charlottes Freundin Nora auf einen Kaffee oder eine Pizza oder andere harmlose kleine Mahlzeiten, so dass Nora an Charlotte weitergeben konnte, wie eindrucksvoll er sich verändert hatte. Er hatte keine Ahnung, ob seine dürftigen Besserungsbemühungen erfolgreich sein würden, er wusste nur, dass er Charlotte mit einer Unbedingtheit haben wollte wie noch nie etwas zuvor. Wann immer er sie auf einer Party sah, konnte er an nichts anderes mehr denken, nicht dann und nicht anschließend. Er hatte einfach nur noch Charlotte im Kopf.
    Und dann versuchte Gus, Charlotte zurückzugewinnen, und Luke hörte beunruhigende Gerüchte von versprochenen Reisen nach Paris im Privatjet und einer gecharterten Jacht in der Karibik, und er verlor den Kopf und die mühsam auferlegte Selbstdisziplin und rauschte kurz entschlossen über den Fluss zu der Souterrainwohnung in Clapham, die sich Charlotte mit Nora und etlichen Asseln und Silberfischchen teilte. Dort saß Charlotte in Unterhemd und Pyjamahose auf dem Sofa, das kurze helle Haar ungewaschen, aß Toast mit Marmelade und guckte im Fernsehen Big Brother. Er blieb stehen, unfähig, sich zu bewegen, und brach in Tränen aus, und Charlotte stand vom Sofa auf und lehnte sich an ihn, und er roch ihr Haar und einen flüchtigen, künstlich süßen Hauch von Erdbeermarmelade, und er meinte, gleich hier und jetzt vor lauter Glück und Erleichterung sterben zu wollen.
    Aber auch ein Jahr später, als bereits sehr beruhigend ein Verlobungsring an Charlottes Finger steckte, war weiterhin keine Rede von Flitterwochen an einem Ort, der auch nur annähernd an ein tropisches Badeparadies erinnerte. Es würde weder Orchideen geben noch Singapur Slings oder Infinity Pools oder perfekten Zimmerservice. Gus, der arme Kerl – Luke war sich inzwischen sicher genug, um ihn zu bemitleiden, meistens jedenfalls –, er mochte reich und attraktiv und weltgewandt sein, aber er war ein Banause. Das war eine unumstößliche Tatsache. Er verstand etwas davon, wie man Geld ausgab, aber er hatte nicht die geringste Ahnung von Kunst oder Theater oder Literatur oder irgendeiner anderen Musik als der, die in dieser Woche gerade im Mahiki-Club gespielt wurde. Luke würde Charlotte etwas anderes zeigen, ihr die Augen und Ohren wieder für eine Welt öffnen, die ihr zwar nicht fremd war, die sie aber vernachlässigt hatte, weil das tosende Londoner Leben alle anderen Klänge übertönt hatte.
    Anthony und Rachel gaben Luke etwas Geld für die Flitterwochen. Lukes Einkommen reichte nicht für zehn Tage in einem Hotel in Venedig, das ihm edel und glanzvoll genug für diesen Anlass erschien. Mit dem Zuschuss seiner Eltern konnte er sich ein Hotel gleich hinter der Accademia leisten, mit schwarzen Marmorbädern und elektrischen Jalousien und breiten weißen, mit Kissen überladenen Betten. Sie konnten ihr Frühstück auf dem Zimmer einnehmen und Prosecco auf einer kleinen Dachterrasse trinken, umgeben von Möwen aus der Lagune. Vom Hotel aus konnten sie sich entweder in Richtung der edlen, sonnenbeschienenen Uferstraße Zattere wenden oder zur anderen Seite über die Accademia-Brücke zu den Campos und Calles laufen, die sie schließlich in ein Labyrinth

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