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Schwiegertöchter (German Edition)

Schwiegertöchter (German Edition)

Titel: Schwiegertöchter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Trollope
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unglücklich. »Es sieht toll aus. Du siehst toll aus. Es ist nur …«
    Charlotte fing an zu kichern. Sie kam um den Tisch herum und legte die Arme um Lukes Hals. »Es soll sie alle davon ablenken, wie grässlich das Essen ist. Meinst du, es funktioniert?«
    »Wenn keine Babys dabei sind, hab ich überhaupt nichts zu tun«, sagte Mariella.
    »Nimm ein Spiel mit«, schlug Sigrid vor. »Oder ein Buch.«
    Sie stand im Badezimmer und schminkte sich, und Mariella saß fertig angezogen neben ihr in der leeren Badewanne auf einem Hocker, den sie zu diesem Zweck mitgebracht hatte.
    »Wenn wir nach Suffolk gefahren wären, hätte ich haufenweise zu tun«, sagte Mariella. »Ich hab in Suffolk immer haufenweise zu tun.«
    »Aber Tante Charlotte …«
    »Wir sollen Charlotte sagen.«
    »Charlotte möchte uns ihre neue Wohnung zeigen und für uns kochen.«
    »Das wird bestimmt komisch«, sagte Mariella.
    »Nicht unbedingt.«
    Mariella blinzelte zu ihrer Mutter hoch. »Indiras Mutter malt immer so Linien auf die Augen bis ganz weit raus, wie Flügel. Kleine flatterige Flügel.«
    »Indiras Mutter ist sehr dramatisch.«
    »Sie hat eine Million Armreifen um«, fuhr Mariella fort. »Sie lässt uns mit ihrem Schmuck spielen und ihre Zehenringe ausprobieren und diese Dinger um die Fußgelenke und alles, und wir dürfen in ihren Saris herumrauschen. Sie sagt nie: Was für ein Durcheinander räumt das bitte auf springt nicht auf dem Bett herum passt auf dass kein Nagellack aufs Bett oder den Teppich kommt. Sie sagt nie so was.«
    »Warum verbringst du dann nicht mehr Zeit dort, anstatt mich zu nerven.«
    Mariella legte den Kopf auf die Seite. »Es macht mir Spaß, dich zu nerven.«
    »Das hab ich gemerkt«, sagte Sigrid. Sie lehnte sich zum Spiegel und setzte die Wimpernzange an.
    »Wieso können wir nicht noch ein Baby haben?«, fragte Mariella.
    Sigrid drückte die Zange über den Wimpern zu und sagte: »Ich fürchte, ich bin nicht sehr gut darin.«
    »Bist du doch«, sagte Mariella. »Du hast mich gekriegt.«
    Sigrid wechselte mit der Zange zum anderen Auge. »Das stimmt. Aber das war nicht so einfach. Manche Frauen kriegen Babys ganz leicht und können das gut. Ihre Körper sind wie dafür gemacht. Wir sind alle ein bisschen unterschiedlich gebaut, weißt du.«
    »Aber die Ärzte könnten dir helfen«, entgegnete Mariella vernünftig. »Die Baby-Ärzte. Dafür sind sie doch da.«
    »Trotzdem.«
    »Was hat denn bei dir nicht funktioniert?«
    Sigrid legte die Zange weg und griff nach dem Mascara.
    »Mein Kopf, Liebling.«
    »Man hat doch die Babys nicht im Kopf.«
    »Aber man hat Gedanken und Gefühle im Kopf«, erklärte Sigrid. »Vor allem, wenn ein Baby in einem wächst. Man besteht ja nicht nur aus seinem Körper, sondern hat auch einen Kopf. Schließlich hat man die ganze Zeit irgendwelche Gedanken, oder nicht? Und man muss sich bewusst sein, dass manche Menschen schwierige Gedanken und Gefühle haben, die man selbst vielleicht nicht hat, und dann sollte man trotzdem Verständnis für sie aufbringen können.«
    Mariella stand auf und kletterte aus der Wanne. Ganz beiläufig sagte sie: »Zum Beispiel Granny.«
    Sigrid hielt inne. Sie drehte sich um. »Was?«
    Mariella bückte sich, um den Hocker hochzuheben. Sie sagte: »Granny hat drei Babys bekommen, und da hat sie wohl gedacht, das sei einfach.«
    »Ja, das denkt sie wohl.«
    Mariella stellte den Hocker auf den Boden und kletterte darauf, so dass sie ihre Mutter überragte. Sie blickte auf Sigrid hinunter und freute sich über ihre erhöhte Position.
    »Und jetzt vergisst Granny manchmal, Verständnis für jemanden wie dich aufzubringen. Oder?«
    »Also«, begann Charlotte. »Wir möchten euch etwas sagen.«
    Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. Das Essen war ein ziemlicher Erfolg gewesen, wenn man bedenkt, dass sogar Rachel, die zwar nicht viel gesagt hatte, aber ohne Beanstandungen ihren Teller leer gegessen und beim Anblick der Garnierung auf dem Kartoffelsalat sogar freudig überrascht »Oh, Kerbel!« ausgerufen hatte. Mariella war reizend und lustig gewesen und hatte sie mit unmöglichen Geschichten über ihre Freundinnen unterhalten und Anthony hatte sie alle als Vögel karikiert – Charlotte war ein besonders hübscher Strauß mit falschen Wimpern und Netzstrümpfen –, und alle hatten überschwänglich die Wohnung und die Hochzeitsbilder bewundert. Charlotte fing Lukes Blick auf, der ihr bestätigte, dass es richtig gewesen war, auf der Einladung zu bestehen und

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