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Schwimmen in der Nacht

Schwimmen in der Nacht

Titel: Schwimmen in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Keener
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Bettaflossen erschauerten, als ich näherkam. Sie stellten sich auf und kräuselten sich, um mich zu verscheuchen. Ich trat einen Schritt zurück. Der Betta entspannte sich.
    Â«Die Menschen mögen Fische, weil sie schön sind», sagte Elliot.
    Hinten in der Zoohandlung unterhielt sich Robertmit dem Verkäufer und diskutierte über die Einzelheiten des Kaufs eines neuen Fünfzehn-Pfund-Aquariums, außerdem brauchte er neue Entchlorungstabletten für das Aquariumswasser. Der Verkäufer schärfte ihm ein: «Zweieinhalb Zentimeter Fisch auf vier Liter Wasser.»
    Nachdem Robert das erste Aquarium in seinem Zimmer aufgestellt hatte, blieb Mutter immer gern davor stehen.
    Â«Ist dir aufgefallen, dass Domino gern in der rechten unteren Ecke bleibt, Robert? Warum wohl?», fragte sie.
    Sie beugte sich über den Rand und sah ruhig zu, bis ihr der Hals wehtat, und ihre schmale Statur warf einen Schatten auf das beleuchtete Aquarium.
    Â«Ich glaube, mittlerweile mag ich sie», sagte sie, von dem eigenen Geständnis überrascht.
    Robert wechselte alle zwei Wochen das Wasser im Aquarium. Dazu saugte er einen Teil des Wassers durch einen Plastikschlauch in eine große Teigschüssel ab. Einmal lief das alte Wasser auf der Arbeitsfläche in der Küche aus und hinterließ einen eigenartigen fauligen Geruch. Mutter scheuerte die Stelle immer wieder sauber. Für sie musste alles anständig riechen und aussehen; sie musste ständig alle Flecken und Streifen im Haus beseitigen. Sie probierte alle Reinigungsmittel für Arbeitsflächen aus, die es gab. Woche für Woche kamen in großen Einkaufstüten Mittel ins Haus, die aufgesprüht und abgewischt wurden, mit denen man scheuerte, einweichte und auflöste. Sie lief durch die Zimmer und knipste überall die Lampen an, um Streifen auf den Holzmöbeln zu entdecken. «Dora», sagte sie und deutete auf die Esstischplatte. «Die muss noch mal geputzt werden. Schauen Sie –»
    Dora und sie steckten die Köpfe zusammen und verständigten sich voller Ernst über eine weitere Unvollkommenheit im Haus.
    ~~~~~~~~~~~
    Das Betrachten der Fische im Pet Planet begann mich zu langweilen. Jeder Fisch hatte seinen einzigartigen Pfad, eine eindeutige Art und Weise, sich einen Weg durch die wässrigen Gefilde zu bahnen; diese Fische hatten alles, was sie brauchten. Ich ging zu den vier Welpen, die adoptiert werden wollten. Sie schliefen tief und fest im Schoße Abrahams und warteten darauf, dass jemand wie ich kam und sie mit nach Hause nahm.
    Â«Komm, Sarah», sagte Robert, und seine Stimme klang wieder schroffer. «Wir müssen meinen Fisch nach Hause bringen.»
    Ein neuer Fisch glänzte in einem Wasserbeutel in seiner Hand.
    Â«Was hast du dir denn für einen ausgesucht?», fragte ich.
    Â«Noch einen Salmler», sagte Robert.
    Â«Im neuen Aquarium hab ich Platz für einen zusätzlichen.» Er marschierte aus dem Laden.
    Sherry folgte mit dem neuen Aquarium und dem Filter und lächelte über das ganze Gesicht. Elliot trug eine Tüte mit Futter und Aquariumsbegrünung. Ich ließ die schlafenden Welpen hinter mir. Ich hätte zu gern einen davon gestreichelt, tat es aber nicht.
    Im Auto sagte Sherry: «Wie fandest du denn die Welpen, Sarah?» Dabei sah sie mich im Rückspiegel an.
    Â«Was?» Ich wollte nicht auf die Frage eingehen. Sie hatte gemerkt, dass ich mich nach etwas sehnte. «Süß. Was sonst?»
    Auf dem Beifahrersitz hielt Robert die Plastiktüte mit Wasser im Schoß. «Ruhig. Nicht ruckeln. Pass auf. Menno. Langsam, langsam, ruhig. Tut mir leid, Junge.»
    Â«Woher weißt du, dass es ein Junge ist?», fragte ich.
    Â«Weil er es mir gesagt hat.»
    ~~~~~~~~~~~
    Zu Hause zog unsere Prozession wieder die Treppe hoch zu Roberts Zimmer. Dora hatte wie versprochen aufgepasst.
    Â«Alles ist gut. Schwimmen alle, wie sich das für Fische gehört.»
    Vater hatte sich in sein Arbeitszimmer im Erdgeschoss zurückgezogen, obwohl er keine Seminarklausuren oder Abschlussarbeiten zu korrigieren hatte. Die Uni hatte noch nicht wieder angefangen. Robert bereitete das neue Aquarium vor und mischte die Chemikalien ab, um den richtigen pH-Wert zu erreichen Er stellte das Aquarium auf seine Kommode, möglichst weit weg von der Tür. Der Spiegel hinter der Kommode verdoppelte das Aquarium und reflektierte das Licht. Das gefiel ihm. Er sang selten,

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