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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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können. Und ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass ich mich noch mal mit ihm zu sprechen traue. Ich denke, wir schreiben ihm. Danken für die Ehre und alles und … ja, schieben es auf irgendwas.«
    »Ruf jetzt an«, sagte ich.
    So ging das eine ganze Weile. Sie hatte eine Heidenangst vor dem Sekretär. Ich sah ein, dass er sie an die Wand reden konnte, wenn sie ihn in diesem Zustand anrief, und schlug vor, erst das Netz einzuholen. Sicherlich würde sie sich auf dem See draußen beruhigen, lag er doch noch ebenso glatt, zinnmatt und millionenjährig da wie vorhin, als ich in Richtung Vogelgesang heimgerudert war.
    Wir hatten an der Stelle, wo es sich gesenkt hatte, tatsächlich einen ziemlich großen Lachs im Netz, und ich musste ihn mit der Hakenstange holen, denn das Biest war stark und wollte sich mithilfe seines Schwanzes losschlagen. Lillemor hieb ihm mit dem Ruder auf den Kopf, sie hatte sichtlich Mut gefasst. Mit entschiedenen Ruderschlägen pullte sie zum Steg, und sobald sie im Haus war, setzte sie sich ans Telefon.
    »Ich muss die Auskunft anrufen, weil ich die Nummer der Akademie nicht habe«, sagte sie. »Ist gut«, erwiderte ich, »aber überleg nicht zu viel. Und lass dich von ihm nicht an die Wand reden.«
    Dann ging ich hinaus, um den Lachs auszuweiden. Zu diesem Zweck hatten wir einen alten Tisch neben einem der Schuppen, der die Sicht auf den kleinen Weg zum Sommerhaus verdeckte. Ich hörte ein Auto kommen.
    Im selben Moment trat Lillemor aus dem Haus und hatte den Zettel mit der Nummer der Schwedischen Akademie in der Hand. »Ich möchte, dass du dich zu mir setzt, wenn ich mit ihm spreche«, sagte sie.
    Ich wischte mir die Hände ab und schob den Tisch mit dem aufgeschlitzten Fisch in den Schatten. Das Auto hatte hinter unserem Brennholzschuppen angehalten.
    »Da hat sich wieder jemand verfahren«, sagte Lillemor.
    Ich ging zu dem kleinen Weg hinauf, um dem Fahrer zu sagen, dass er bis zum Bootsanleger des Dorfs weiterholpern müsse, um wenden zu können.
    Da stieg er aus und sagte: »Wohnt hier Lillemor Troj?«
    Er hatte ein großes Paket im Arm.
    Jetzt war auch Lillemor dazugekommen.
    »Ja, das sehe ich ja«, sagte er und gab ihr das Paket.
    Er setzte sich wieder ins Auto und fuhr los. Wir sahen ihn im Birkenwald in Richtung Bootsanleger verschwinden, und wir sahen ihn zurückkommen, nachdem er gewendet hatte, und in Richtung Dorf fahren. Die ganze Zeit über stand Lillemor mit dem Paket im Arm da. Es war groß und verjüngte sich nach unten.
    »Mach es mal auf«, sagte ich, überaus Böses ahnend.
    Wir legten es auf den Schlachttisch, und ich schlitzte mit dem Messer das Papier auf. Es war ein gigantischer Strauß gelber Rosen und blauer Iris. Lillemor war wieder ganz blass geworden. Sie zog die Karte heraus, die in einem Kuvert steckte, und las. Anschließend reichte sie mir die Karte. »Die Gemeinde Rättvik gratuliert voll Stolz zur Mitgliedschaft in der Schwedischen Akademie!«, stand da, unterzeichnet vom Gemeinderat, obwohl bestimmt die Verkäuferin im Blumenladen alles nach Telefondiktat geschrieben hatte.
    »Scheiße«, sagte ich. »Er hat sofort bei der Nachrichtenagentur angerufen. Ganz schön gerissen, der Kerl. Sie riskieren natürlich keine Ablehnung.«
    Zu dieser Zeit wurden keine hochtrabenden Artikel über die berühmte Tür und ihre ebenso berühmte vergoldete Klinke oder über die Krawatte des Sekretärs bei der Bekanntgabe des Nobelpreises oder auch nur über seine berühmten Katzenjammer geschrieben. Dieser Sekretär, wahrlich kein Dummkopf, konnte natürlich nicht wissen, wie nahe Lillemor der Linken stand, die, einst bissig, jetzt pompös geworden war. Sie hatte die Kulturseiten erobert und dominierte TV2, und er wusste, was er nach der Verleihung des Nobelpreises an zwei schwedische Schriftsteller, die in den Augen der Linken unbedeutende Klassenverräter waren, zu erwarten hatte. Also hatte er gleich mit der Nachrichtenagentur TT zugeschlagen, und da standen wir nun mit einem riesigen Blumenstrauß in den schwedischen Farben und einem Lachs, dem es in der Wärme nicht wohl war.
    Ich weidete den Lachs aus, filetierte ihn, nahm ihn mit ins Haus und packte ihn in den Kühlschrank. Als ich fertig war, saß Lillemor am Küchentisch und sah wieder so aus wie am Morgen, als sie auf dem Steg gestanden hatte. Ich kochte noch mehr Kaffee, aber bevor wir ihn uns hatten einverleiben können, kam schon das nächste Auto. Das heißt dasselbe. Dieses Blumenpaket war genauso groß

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