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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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und enthielt massenhaft gelbe Iris und blaue Anemonen. Sie kamen von der Gemeinde Borlänge, sie gratulierte und war stolz auf ihre Gemeindebewohnerin. Die Gemeinden wetteiferten nun um ihre Berühmtheit.

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    Dass ich derart
wie vor Schreck gelähmt war! Lillemor findet es merkwürdig, damals nicht sofort begriffen zu haben, dass sie es war, die man in die Akademie gewählt hatte. Wirklich. Babba wäre niemals infrage gekommen, egal, was sie geschrieben hatte. Und sie hätte sich natürlich sofort danebenbenommen. Den Sekretär bei seinem Anruf ausgelacht. Sich die Hucke vollgelacht, wie sie selbst es ausgedrückt hätte.
    Es war ein schrecklicher Tag, das muss sie zugeben. Irgendwann war es dann doch ruhig geworden. Sune schnarchte in seinem Bett, das an der anderen Wand stand. In seinem Enthusiasmus über ihre Wahl hatte er seine gestreifte Pyjamahose ausgezogen und mit ihr geschlafen, was in ihrem Zusammenleben nicht oft vorkam. Er hatte zwei Flaschen Knutstorps Sparkling mitgebracht, als er aus Borlänge kam, und sicherlich gehört, wie Babba schnaubte. Auch nach Lillemors Ansicht hätte er ruhig echten Champagner spendieren können. Aber auf der anderen Seite ist ja auch ihre Mitgliedschaft falsch. So dachte sie damals.
    Sie lag in dem weißen Bett, das ein Schreiner so hoch gebaut hatte, dass man sich hinaufschwingen musste und einem von der dicken, weiß lackierten Kante die Schenkel wehtaten. Die Matratzen waren ebenfalls hoch und hatten Sprungfedern, die kaum nachgaben. Sie hatte sie behalten, weil nur schwer moderne Matratzen in der Größe dieses Betts zu bekommen sind, diesem Standardmaß falscher Rustikalität. Wenn Lillemor allein war, schlief sie in einem der Bodenkämmerchen. Es war klein, überschaubar und ließ sich abschließen. Die Angst vor der Dunkelheit drang in diesen Kokon mit weißen Spitzengardinen nicht richtig ein. Das kleine Hundemädchen duselte in seiner Kiste.
    Im Schlafzimmer war in der Nacht, als sie Akademiemitglied geworden war, kein Schlaf zu finden. Das Schnarchen und das Geplätscher der Wellen vor dem halb offenen Fenster hielten sie bei messerscharfen Gedanken und einer leichten Übelkeit wach. Sie kletterte aus dem Bett und schwor sich, dass es ihr zum letzten Mal die Schenkel misshandelt habe.
    Aber auch in dem kleinen Zimmer konnte sie nicht einschlafen. Sie ging früh nach unten, machte sich einen Becher Kaffee und setzte sich an den Tisch in der großen Stube. Es kann nicht später als fünf Uhr gewesen sein, vielleicht erst vier. Das Licht war noch fahl. Ja, das weiß sie noch.
    Sie legte die Karten, die mit den Blumen gekommen waren, vor sich aus. Insgesamt waren im Lauf des Tages mindestens ein Dutzend Sträuße und sechs Journalisten mit ebenso vielen Fotografen eingetroffen. Tomas, der mit seinem Vater im Auto aus Borlänge gekommen war, hatte sich vorgedrängt, um mit ihr fotografiert zu werden. Es sollte Familienaufnahmen geben, auf denen sie einander den Arm um die Schultern legten. Babba hatte Tomas jedoch am Arm gepackt und ihn nach hinten gezogen. Mit einem Mal hatte er aufgehört zu posieren und seine Jeansjacke gesucht. Babba hatte mit verschränkten Armen dagestanden, einem Götterbild gleich, das die Gläubigen soeben mit einem Schlachttier gefüttert hatten. Zu guter Letzt hatte Tomas seine Jacke gefunden und hektisch die Taschen durchsucht.
    »Er hat die Jacke ausgezogen, damit das Hakenkreuz auf seinem Arm in die Zeitung käme«, hatte Babba hinterher gesagt. »Ich hab sie genommen und seine Scheißhaschpfeife darin gefunden und sie vor seinen Augen am Treppenstein zerschlagen und das Hasch in den See geworfen. An mich traut er sich nicht ran.«
    Nein, sie war für den schmächtigen Tomas zu groß. Schenkel wie alttestamentarische Säulen und geschwellte Armmuskeln. Sie hätte ihn nur anzutippen brauchen, schon wäre er zu Boden gegangen. Er hatte Babba angeglotzt und war verschwunden. Hinterher wurde ihnen klar, dass er per Anhalter in einem der Journalistenautos mitgefahren war.
    In der Morgendämmerung fing Lillemor an, Dankeskarten zu schreiben. Sie weiß noch sehr gut, dass ihr die erste ihrer Meinung nach konventionell geraten war. Auch der Rest geriet so. Ihre Schrift war zittrig. Ihr schwante, dass die Karten aufgehoben und womöglich lange nach ihrer Zeit auftauchen würden. Eigentlich hätten sie spiritueller sein müssen, weil sie jetzt eine von den Unsterblichen geworden war. Das stand tatsächlich auf einer der Karten. Sie hatte sie gleich

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