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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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des Ersten Buches Mose. Sie legen ihre Geliebte vor Publikum auf eine fleckige Matratze und berauben sie ihrer Unschuld. Und um all das treiben zu können, ohne dass ihnen speiübel wird, geben sie sich oft einen anderen Namen. Aus Arouet wird Voltaire. Aus Poquelin wird Molière. Der Diplomat Henri Beyle fürchtete derart um seinen Ruf, dass er sich Stendhal nannte, wenn er schrieb. Edvin Johnsson träumte von einem anderen Leben, und das buchstabierte sich Eyvind Johnson.
    Früher versteckten sich Frauen hinter Männernamen, und es ging ihnen sogar gut dabei, denn sie wurden dadurch stärker und frecher. Aurore Dudevant verschwand irgendwie, und George Sand wurde wirklich George Sand. Ich glaube, sie war stolz darauf.
    Ansonsten aber glaube ich, dass sie sich vor allem deshalb anders nannten, um ihre Schamlosigkeit zu ertragen. Nicht Johan Fridolf Johansson schreibt die Rohheiten in Eine Nacht im Juli . Die schreibt Jan Fridegård. Und dieser Fridegård wird am Ende auch ein Geschöpf jenes anonymen Johanssons. Du erinnerst dich vielleicht, wie er in Uppsala auf der Övre Slottsgatan dahinschritt, umsäuselt von all den Geistern, die er gesehen hatte, und über alle Maßen erhöht und respektabel. Er hat bestimmt nie die Pferdeställe der Leibgarde ausgemistet. Das hat allenfalls Johansson in trüber Vergangenheit getan und eine Figur, die den Namen Lars Hård verpasst bekam.
    Manche nennen sich nie anders, als sie von Geburt an oder durch Heirat hießen, aber vermutlich bewegen sie sich innerhalb dieses Namens, der zu einer Phantasmagorie geworden ist, an der sie ebenso energisch arbeiten wie an ihren Geschichten und Gedichten. Ich nenne mich Lillemor Troj.«
    »Und ich?«, fragte Lillemor. »Wer bin ich?«
    »Diese Frage hätte dich auch gequält, wenn ich nie in dein Leben getreten wäre.«

Abgelegte Kleider sind ausrangiertes Leben.
Man hat gehofft, sie nicht mehr sehen zu müssen, doch dann tauchen sie wieder auf, werden auf einem Bett ausgebreitet und riechen muffig.
    Es begann damit, dass sie nicht wusste, was sie anziehen sollte. Die Sommerkleider mit Falten und hier und da einem Volant sahen nach Mädchenkleidern aus. Ein Kostüm kam in der Hitze nicht infrage. In dieser Situation versuchte Babba, behilflich zu sein.
    »Schau mal, ob davon etwas passt«, sagte sie und legte eine ganze Reihe Kleider aufs Bett. Sie waren alle zerknittert und rochen nach Kellerverschlag. Sogar das alte Abendkleid aus apfelgrüner Duchesse war dabei, nach wie vor mit den Fettflecken auf der großen Rosette.
    Wie konnte Babba im Besitz einer ganzen Kiste Kleider und Schuhe sein, die eine Putzfrau vor langer Zeit geschenkt bekommen hatte? War sie nicht ganz bei Trost?
    »Hast du sie ihr abgekauft?«
    Sie gab keine Antwort.
    »Herrje. Wirf das Zeug weg.«
    Das werde ich wohl gesagt haben. Lillemors Gedächtnis spult Kleiderbahnen ab. Es ekelte sie alles an und so auch die Erinnerung daran, als sie jetzt steif am Küchentisch in der Breitenfeldsgatan sitzt und die Wand anstarrt, ohne sie zu sehen.
    In der Kiste fand sich aber doch etwas Brauchbares, erinnert sie sich. Sie hatte zu guter Letzt in einer Boutique in Borlänge ein Kleid gefunden, und da fielen ihr die blauen Pumps von Magli ein, die bei den von Babba aufgehobenen Sachen waren. Das Kleid war zweiteilig, mittelblau und aus ganz leicht gekreppter Baumwolle. Es hatte einen glockigen Bahnenrock und ein Oberteil im Hemdblusenstil mit langen Ärmeln und Manschetten. Um die Taille saß ein Gürtel mit einer stoffbezogenen Schnalle. Lillemor war zufrieden damit. Sommerlich, aber trotzdem diskret elegant. Die dunkelblauen Schuhe passten wie eigens dazu gekauft. Als sie sich damals den Waldweibern anschließen wollte, hatte sie nicht geglaubt, je wieder solche Schuhe zu tragen.
    In diesen Maglipumps ging sie ein paar Tage später über das Kopfsteinpflaster des Stortorgets und versuchte, auf die Absätze zu achten. Sie hatte sich noch eine Strumpfhose gekauft, weil ihr eingefallen war, dass es vielleicht nicht ganz korrekt war, Strümpfe zu tragen, die unter dem Knie endeten. Der Rock konnte ja nach oben rutschen.
    Sie war zu früh dran und wartete einen Moment im Trångsund direkt vor dem Eingang zur Storkyrkan. Sie glaubte auf einem Backblech zu stehen und fürchtete, unter den Achseln Schweißflecken zu bekommen. Um fünf vor zwölf ging sie los und um das Börsenhaus herum, da sie herausgefunden hatte, dass sich der Eingang in der Källargränd befand. Dort gab es eine

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