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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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der Mist hingeschaufelt worden war. Dort gruben wir und brachten etliche Würmer zusammen, auch wenn Lasse die Ausbeute mager fand. Dann zogen wir durch den Kahlschlag, ein garstiger Weg.
    Nachdem wir über Steingeröll und Reisergestrüpp gestiegen waren, wurde das Gelände moorig und war mit einem lichten Wald aus kleinen Kiefern und verwachsenen Fichten bestanden. Sumpfporst wuchs hier, der noch stark duftete, obwohl seine Blütezeit vorbei war, und das Rauschbeerengestrüpp trug blau betaute Beeren. Da und dort gab es Pilze, vor allem Runzelschüpplinge und rote Fliegenpilze, die sich ausbreiteten und immer gelber wurden. Hier war nur für den Hausbedarf gefällt worden, und das schon vor langer Zeit; die Baumstümpfe waren mit grauen Flechten und Polstern voll dunkelroter schwerer Preiselbeeren bewachsen oder mit einem Gewirr braungelber Honigpilze. Der Waldsee war mit steilen, schroffen Ufern tief in den Moorboden eingeschnitten.
    Lasse blieb mit der Angelrute in der Hand am Wasser stehen, das still und schwarz dalag, und sagte: »Hier gibt es keine Fische.«
    »Es kann doch welche geben, auch wenn sie nicht an die Oberfläche kommen«, sagte ich. »Jetzt im Herbst gehen sie auf den Grund und suchen nach Libellenlarven.«
    Er schien etwas ganz anderes gehört zu haben als das, was ich gesagt hatte, denn er erwiderte: »Du hast recht. Hier ist alles ins Vergessen gesunken.«
    Dann drehte er sich abrupt um und sagte, was ich oben im Haus schon gesagt hatte: »Lass uns gehen.«
    Und so gingen wir, und er sah nicht zurück, als er von der Kate wegfuhr. Wir mussten hinaus auf die große Straße, die nach Mora und Rättvik führte, und wir hatten zu beiden Seiten sowohl Kahlschläge als auch dichten Wald. Lasse sagte, es handle sich um einen Allmendewald von Orsa, und wir kurvten lange auf Straßen, die uns auch durch Dörfer mit wenigen Häusern und baufälligen Ställen führten. Auf den Höfen standen aber Autos, folglich gab es hier Leben, auch wenn die Gegend auf mich gottvergessen wirkte. Lasse erklärte, die Leute seien hier in Armut geraten, weil nach dem Willen der Regierung und des Reichstags die Steuereinnahmen aus Forstunternehmen, Gruben und Kraftwerken an den Staat gingen, sodass für die kleinen Kommunen, die diese Ressourcen ursprünglich besessen hatten, nichts übrig blieb.
    »Aber vergessen sind sie«, sagte er. »Da hast du recht. Begraben und vergessen.«
    Dann fuhren wir schweigend dahin, was wir sonst nie taten. Erst als wir nach Noppikoski kamen, wurde Lasse wieder munter und sagte, er habe Hunger. In einem Lokal neben der Tankstelle aßen wir Würstchen mit Kartoffelbrei.
    »Ich will jetzt nicht gleich nach Rättvik zurück«, sagte er und wischte sich mit dem Handrücken den Senf um den Mund ab. »Ich denke, wir wenden und fahren Richtung Norden.«
    »Richtung Sveg?«
    »Ja, aber nur bis Bånn«, sagte er. »Dort lebt mein jüngster Onkel.«
    Ich suchte auf der Karte nach dem Dorf und sagte, dass es nur einen großen See namens Bondsjö gebe und ein Dorf namens Bondsjöberg.
    »Verdammt noch mal, das heißt aber so«, entgegnete Lasse. »Das haben sich ein paar Landvermesser ausgedacht. Die stiefeln offensichtlich rum, ohne auch nur irgendjemanden hier nach dem richtigen Namen der Orte zu fragen. Der See heißt schon immer Bånn, und das Dorf heißt nach ihm, da mag auf der Karte stehen, was will.«
    In seiner Stimme schwang Hass. Ich vermutete, dass es für ihn nicht leicht war, durch diese Gegenden zu fahren, aus denen seine Musik stammte. Wir waren auf eine Schotterstraße eingebogen und rumpelten darauf acht Kilometer weit, aber wir fanden das Dorf nicht, wie ich erwartet hatte, am See, sondern in dichter Bebauung beidseits der Straße. Man hatte sich hier zwar, was Äcker, Weideland und Wald betraf, nach den Flurbereinigungen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts richten müssen, aber die Häuser in Bånn hielten in alter Gemeinschaft um eine Straße zusammen, die einst vielleicht nicht mehr als eine Viehtrift gewesen war. In den Fenstern war es ziemlich dunkel, nur hin und wieder schimmerte eine Zierlampe zwischen den Gardinen.
    Lasse hielt bei einer Reihe Gebäude an, wovon eines ein Wohnwagen mit einer Treppe vor der Tür zu sein schien. Am größten Haus war ein offensichtlich selbst gebasteltes Schild angebracht. In der Dunkelheit erkannte ich nur die größten Buchstaben: GEBRAUCHT. Ich war schläfrig und erfasste lediglich, dass es sich um Autos handelte, da auf dem Hof viele

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