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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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mehr.«
    Mir rauschte nur so das Blut durch den Körper, und ich konnte gar nichts sagen.
    »Du kannst deine Artikel doch auch hier schreiben«, meinte er.
    Es war dunkel. Lasse hatte Evert gebeten, die Außenleuchte zu löschen, damit wir im Wagen diese stille Dunkelheit ohne einen Lichtstreifen hätten. Sein warmer Körper krümmte sich um den meinen, und ich spürte seinen Bauch.
    Da wusste ich, dass es an der Zeit war. »Ich schreibe keine Artikel«, sagte ich. »Das habe ich nur so gesagt.«
    »Du schreibst nicht?«, fragte er überrascht.
    »Doch. Ich schreibe andauernd. Aber keine Artikel.«
    »Was schreibst du dann?«
    »Romane. Ich schreibe seit Ende der Fünfzigerjahre. Neunzehnhundertsechzig kam mein erstes Buch heraus. Allerdings ein Krimi.«
    »Wie bitte? Das wusste ich nicht. Das hätte ich doch sehen müssen.«
    »Nein«, erwiderte ich. »Das kannst du nicht gesehen haben. Weil ich unter Pseudonym schreibe.«
    »Unter welchem denn? Bist du dieser Bo Balderson?«
    »Aber nein, schon was Besseres. Und heutzutage schreibe ich richtige Romane. Mein Pseudonym ist Lillemor Troj.«
    »Aber die gibt es doch«, erwiderte er. »Sie hat doch das Sommerhaus bei dir unten.«
    »Ja, die gibt es«, sagte ich. Und dann erzählte ich alles, beginnend mit dem Kurzkrimi in dem Magazin, mit dem Luciamord und allem, was vor langer Zeit passiert war.
    Lasse hörte mir im Dunkeln zu, ohne ein Wort zu sagen. Als ich zu dem Punkt kam, wo ich Lillemor in der Heimvolkshochschule Solbacken aufgespürt hatte und wir dann irgendwann einen Roman veröffentlichten, der kein Krimi war, aber gute Rezensionen erhielt und ordentliche Tantiemen abwarf und ein Stipendium vom Gewerkschaftsbund in Höhe von fünfzehnhundert Kronen einbrachte, setzte er sich auf und schaltete das Licht ein. Er sagte noch immer nichts, sah mich nur unverwandt an. Er blickte ernst, fast streng drein, doch als ich zu dem Morgen in Örnäs kam, an dem der Blumenbote aus Rättvik zwei Sträuße in den Nationalfarben geliefert hatte und Lillemor Akademiemitglied geworden war, begann er zu lachen. Ich wusste zwar, dass er sich unüberhörbar freuen konnte, aber ein derart schallendes Gelächter hatte ich den ganzen Spielsommer über nicht gehört.
    »Leck mich, das ist das Beste, was ich je gehört habe«, sagte er, als er sich wieder gefangen hatte. »Du bist schon gut, du!«
    »Ach ja«, sagte ich. »Aber glaub bloß nicht, dass es immer leicht war.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen, aber du hast das Problem gelöst. Das ist die Hauptsache. Du hast es gelöst, mein Liebes.«
    Ich wusste nicht, was er meinte. Und er sagte es auch nicht, sondern stand auf, holte die Whiskyflasche aus dem Wandschrank und tat, was wir an manchen Abenden so taten, wenn wir etwas zu feiern hatten, einen gelungenen Auftritt oder dass es uns beiden gleichzeitig gekommen war. Er schenkte sich ein Glas ein und erhitzte für mich auf dem Gasherd Milch, die er in eine der herumstehenden Bersåtassen schüttete. Dann gab er noch einen Löffel Honig und einen Schuss Whisky hinein. Anschließend prosteten wir uns fast feierlich zu, und er sagte erneut, dass ich das Problem gelöst hätte.
    »Hol’s der Teufel, wenn du das nicht getan hättest«, sagte er.
    Er löschte das Licht wieder, und wir kuschelten uns aneinander, sodass er mit dem Bauch an meinem Rücken lag und die Arme um mich geschlungen hatte, und dann erzählte er im Dunkeln, dass er eigentlich nur er selbst sei, wenn er so spielte wie an dem Abend in Everts und Gertruds Stube, als sie tanzten. Oder damals auf dem Friedhof in Rättvik. Dann sei er der Musiker, der er sein konnte. Dann sei er am besten.
    »Ansonsten steht er mir immer im Weg«, sagte er.
    »Wer?«
    »Diese Figur im langen Mantel und mit den Medaillen. Dieser umschwänzelte Typ, der klingende Rättviksmelodien ebenso geschickt spielt wie alles andere.«
    Er schlief vor mir ein. Ich lag wach und dachte daran, wie gut ich das verstand. Das war aber nicht immer so gewesen, sondern erst mit der Zeit gekommen. Außerdem sehr langsam. Trotzdem hatte ich stets so gehandelt, als hätte ich es gewusst. Ich hatte gelogen, überredet, erschreckt und vielleicht sogar gedroht. Denn ich hatte die ganze Zeit verstanden, was es wert war. Und jetzt war ich verdammt besorgt darum.

Lillemor hat sich
entschieden. Es ist halb drei am Morgen, und sie hat einen trockenen Mund. Sie wird sich nicht mehr vor Max verstecken, sondern ihn anrufen, sobald er vermutlich wach ist. Mit vereinten

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