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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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mit rosa Decke und einer Vase mit rosa Nelken zu Mittag aßen und wo sich kein einziger Mann befand, obwohl das Restaurant voll besetzt war. Die Damen trugen alle Hut.
    Am Balltag regnete es. Rolf holte Lillemor bei der Friseuse ab und fuhr mit dem Auto bis vor den Eingang, damit sie einsteigen konnte, ohne dass ihr das Haar unter der Plastikregenhaube durcheinandergeriet. Sie hatte noch zu Dottnes zum Schminken gehen wollen, musste aber wegen des Regens davon absehen.
    Frühzeitig vor dem Ball fuhren sie mit dem Taxi zur Villa des Großmeisters in Norby, der sie in einem mit weißem Pelz verbrämten roten Samtcape empfing. Seine Frau trug dunkelgrüne Seide und ein Diadem. Vier Männer mit ihren Frauen waren versammelt, alles JO-Brüder, die die Unterhaltung bei Tisch bestimmten. Sie bekamen zwei Cocktails, und anschließend wurden die Seidenkleider und Fräcke in Taxis verstaut.
    Bei der Studentenvereinigung angelangt, versammelte sich der Hof in einem Musikraum, und sie bekamen erneut Cocktails. Die Brüder trugen Mäntel in unterschiedlichen Farben, die ihren Grad anzeigten, und die meisten hatten die Capes in Taft oder Samt schneidern lassen. Sie waren reichlich mit Medaillen behängt. Ein älterer Höfling hatte so viele, dass sie gar nicht zu zählen waren. Rolf sagte, es seien zweiundfünfzig. Es handelte sich schließlich um einen studentischen Gesellschaftsorden, der sich gegründet hatte, um das Geheimbundwesen auf die Schippe zu nehmen. Aber mittlerweile hatte Lillemor begriffen, dass die Ordensbrüder einander halfen und eingegangene Verbindungen nicht unwichtig waren. Sie hatte Telefongespräche mitbekommen, die am Vormittag nach Zusammenkünften über eine Stunde dauern konnten. Dabei wurde mit großer Schärfe und bisweilen Erbitterung über die Verleihung von Medaillen und Ernennungen diskutiert.
    Rolf trug den übermannshohen, mit Efeu umwundenen Marschallstab, stieß ihn auf den Boden und forderte sie auf, sich in den Courraum zu begeben. Lillemor saß beim Hof, als der Zeremonienmeister einhundertdreißig Paare ankündigte. Die Herren verneigten sich, und die Damen machten einen tiefen Knicks vor dem Großmeister und seiner Frau. Vielerlei Hofknickse wurden da vollführt: tiefe und graziöse, kurze und ungelenke. Einige Damen zitterten, andere genossen es. Ein nervöses Paar kam herein und drehte sich vor dem Podium mit den gustavianischen Stühlen in die falsche Richtung. Sie grüßten anstelle des Großmeisters den großen Humoristen des Ordens. Der machte eine leichte Verbeugung vor ihnen und zwirbelte seine langen, roten Schnurrbartenden nach oben. Grausames Gelächter ertönte, und das Paar irrte vernichtet hinaus. Die Zeremonie ging weiter, je nach Aussehen der knicksenden Damen von einem »Oh«, »Ooh«, »Oooh!« der Höflinge begleitet. Ganz zum Schluss führte ein Bruder sechs Damen herein, deren Partner als Herolde eingespannt waren. Drei zu jeder Seite, und alle sechs machten auf das Kommando »Hepp!« einen sehr tiefen Knicks.
    Nach diesem Hepp verschwamm Lillemor alles vor Augen. Sie hatte vier Cocktails getrunken, wusste aber nicht genau, ob das die Ursache war. Sie hatte heftige Schmerzen in den Eierstöcken. Während des Diners war ihr ganz wirr, und sie war dankbar, dass viele und lange Reden gehalten wurden, sodass sie nicht die ganze Zeit mit ihrem Tischherrn Konversation machen musste. Die Reden waren verwickelt, und sie konnte ihnen nicht ganz folgen, zumal sie allmählich Müdigkeit überfiel. Sie hörte aber, dass eine der Reden folgendermaßen endete: »Mit Frauen verhält es sich wie mit Stradivarigeigen, je älter und misshandelter, desto spröder und feiner ihr Ton.«
    Das musste die Damenrede gewesen sein, und sie löste dröhnende Lachsalven aus. Lillemor erhielt jetzt das  Zeichen, sich zu erheben und vor den Thron des Großmeisters zu treten, wo Belohnungen und Orden verliehen wurden. Ihr winkte das Kreuz des Großmeisters aus Weißmetall mit blauer Rosette. Ein Basschor aus »Ooooh!« ertönte, als es an der apfelgrünen Seide befestigt wurde und sie ihren Hofknicks machte. Ihr war durchaus bewusst, dass sie das Ding wegen der Verdienste ihres Mannes bekam, und Rolf gehörte denn auch zu den fünf Herren, die einen Orden erhielten.
    Anschließend stand Unterhaltung auf dem Programm, und da ruhte sie wieder in ihrer sonderbaren Mischung aus Wirrheit und Müdigkeit und erfasste gar nicht richtig, was vor sich ging. Sie lachte aber, wenn die anderen lachten. Es

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