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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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da oben auf dem Dachboden saß und aus ihrem Caran d’Ache ein Wortschwall floss, der nur durch die Notwendigkeit, Tinte nachzufüllen, gebremst werden konnte.
    Warum bin ich zurückgekommen? Ehrlich gesagt, um nicht nur unter dem kalten Volkshochschulstern der Knappheit zu leben. Um Kleider nicht bei Dea und H & M kaufen zu müssen. Um ein bisschen gelobt zu werden. Viel übrigens.
    Oje.
    Dann ist da noch etwas anderes. Etwas im Grunde völlig Unbegreifliches. Lillemor denkt daran, als sie ihren Vorrat an chinesischen Nudeln inspiziert. Studenten ernähren sich angeblich davon. Dann kann sie das wohl auch, zumindest bis sie den Manuskriptpacken gelesen hat. Max wohnt in Saltsjö-Duvnäs und arbeitet in der Innenstadt. Unwahrscheinlich also, im Fältöversten auf ihn zu treffen. Aber das ist es nicht, was sie eigentlich fürchtet. Es sind die Menschen, die sie erkennen und die ihre Bücher gelesen haben, denen sie nicht begegnen möchte. Sie kommt mit deren Dankbarkeit nicht mehr klar.
    Soll sie die Nudeln kochen? Sie weiß nicht genau, welche Tageszeit es ist. Ist es nicht Vormittag? Jedenfalls hat sie Hunger, und es endet damit, dass sie die Packung öffnet und die Nudeln in sich hineinknabbert.
    Es lohnt sich wahrscheinlich nicht, darüber nachzudenken, warum Babba beschlossen hat, sich hinter ihr oder zumindest hinter ihrem Bild zu verstecken. Schon als sie Krimis schrieben, ahnte Lillemor, dass Babba eine ganz andere Art von Schriftstellerin werden wollte. Es war also nicht verwunderlich, dass sie drum herumkommen wollte, für die Krimis einstehen zu müssen, sollte mal ein richtiges Buch von ihr erscheinen. Ein schöngeistiger Roman wurde schließlich von Kritikern eines ganz anderen und viel gefährlicheren Kalibers besprochen. Das war es aber nicht, denn sie versteckte sich ja weiterhin. Sicherlich fürchtete sie sich vor vernichtender Kritik, hatte sie doch schon so manche zu spüren bekommen, und das saß. Und wie! Aber sollte das die Erklärung dafür sein, dass sie mit der Betrügerei fortfahren wollte? In ihrer Geschichte erwähnt sie nichts davon.
    Lillemor erinnert sich, dass mal irgendwo stand, Lillemor Trojs Epik sei wuchtig. Und eine andere Autorin habe ein leichteres Händchen. Zuerst verharrte Babbas großer, schwerer Körper damals, als säße sie auf den Steinen und starrte ins Leere. Auf die Streifen des Flickenteppichs.
    Dann sagte sie: »Das stimmt nicht.«
    »Nein?«
    »Na ja, es würde mich nicht wundern, wenn sie so was über Sophie Elkan schrieben.«
    »Bitte?«
    »Dass sie ein leichteres Händchen habe als Selma Lagerlöf.«
    Ja, Babba konnte monströs sein in ihrem Hochmut. Sie sagte, Eselstritte und giftige Stiche gehörten zum Schriftstellerleben dazu. Sie seien ebenso unwirklich wie Hochjubelei und übertriebenes Lob. Das Schreiben liege jenseits all dessen.
    Sie sagte: »Mein Reich ist nicht vondieser Welt.«
    Man hätte erwarten können, dass sie über die Blasphemie feixen würde, als sie diesen Satz von sich gab. Aber nein. Sie sagte, das, was sie schreibe, liege jenseits von Gut und Schlecht, von Schwer und Leicht.
    »Es ist «, sagte sie.
    Lillemor verstand sie nicht. Sicherlich gab es ihr Reich, zwischen Buchdeckeln auf Papier gedruckt, es stand im Bücherregal. Aber es musste doch in die Gehirne, um zu leben und zu sein. Und dort konnte es sowohl gut als auch schlecht, sowohl schwer als auch leicht werden. Wo also, glaubte sie, dass es eigentlich sei?
    Lillemor kann nicht die ganze Packung Nudeln in sich hineinknabbern, folglich muss sie wohl doch ins Fältöversten. Und es ist auch gar nicht verkehrt, aus dem Morgenrock zu kommen, zu duschen, sich innerlich und äußerlich sauber zu kleiden, mit der Fönbürste durchs Haar zu gehen und sich zu schminken.
    Als sie in dem großen Einkaufskomplex am Spielwarenladen vorbeigeht, sieht sie eine Puppe in einem offenen Karton. Diese Puppe sieht genauso aus wie die Puppen in Lillemors Kindheit. Sie hat einen kleinen rosaroten Mund und große blaue Augen. Bestimmt hat sie Schlafaugen, und wenn man ihr auf den Bauch drückt, sagt sie Ma-ma. Selbstverständlich ist das glänzende Puppenhaar blond. Lillemor weiß, dass es Puppen mit brauner Kunststoffhaut und schwarzem gekräuselten Haar gibt. Aber gibt es auch Puppen, die Pa-pa piepsen?
    Sie denkt nicht weiter darüber nach, während sie einkauft, da sie vollauf damit beschäftigt ist, ein irrsinnig teures Kalbskotelett, eine Zitrone und eine Packung richtig kleiner tiefgefrorener

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