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Schwingen der Lust

Schwingen der Lust

Titel: Schwingen der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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exzentrischen Innenarchitekten zusammengewürfelt worden zu sein: Maggie hatte viel eher das Gefühl, dass jedes einzelne Möbelstück, jeder einzelne Einrichtungsgegenstand im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte von Axels Familie angesammelt worden war und damit für ihn nicht nur Teil seines Erbes war, sondern vor allem ein Stück Erinnerung an seine Herkunft und seine Wurzeln.
    Maggie fragte sich, wo seine Familie gelebt haben mochte, ehe sie hierher in die Fifth Avenue gezogen war und woher sie wohl ursprünglich kam.
    Sie nahm eine Kerze von einem der Chippendale-Tische und zündete sie an. In ihrem Schein sah sie, dass in das Holz der Wände seltsame Zeichen und Runen geschnitzt waren. Ganz ähnliche waren ihr schon unten in der Eingangshalle aufgefallen, und auch im Wintergarten hatte sie welche davon gesehen. Sie ging hinüber und berührte eine davon mit den Fingerspitzen.
    Das Holz war auch an den Kanten glatt und die geschnitzten Stellen dunkel. Alles deutete darauf hin, dass sie schon lange vor Axels Geburt hier angebracht worden waren. Sie kamen Maggie seltsam vertraut vor, und sie fühlte, dass sich etwas in ihrem Hinterkopf regte, als sie versuchte, sich zu erinnern, woher sie sie sonst noch kennen konnte. Aber so sehr sie sich auch anstrengte, sie kam nicht drauf.
    Sie beschloss, sich auf die Suche nach Axel zu machen und verließ das Schlafzimmer.
    Im Flur draußen war es stockdunkel. Der Schein der Kerze bot gerade einmal genug Licht, zwei bis drei Schritte weit zu sehen. Auch hier waren diese seltsamen Zeichen in die Wände geschnitzt, aber statt der Gemälde hingen hier antike Waffen. Keine mittelalterlichen, nein, richtig antike. Ägyptische Sichelschwerter und langgezogene, indische Säbel aus Bronze, griechische Kurzschwerter, römische Wurfspeere und thrakische Doppelblattäxte.
    Mit Waffen kannte Maggie sich durch das Schreiben ihrer historischen Romane gut aus, und in ihren Augen passten sie schon sehr viel mehr zu dem Axel, den sie kennengelernt hatte, als die Ölgemälde aus der Renaissance.
    Sie war völlig fasziniert und wollte gerade einen der Speere von der Halterung an der Wand nehmen, um ihn sich genauer anzuschauen, als sie Stimmen hörte.
    Das Flüstern kam vom anderen Ende des Flures. Es waren eine männliche und eine weibliche Stimme. Die männliche erkannte sie als die Axels, und auch die weibliche kam ihr bekannt vor.
    Virginia?
    Maggie überlegte kurz, ob sie nachschauen oder besser zurück ins Bett schleichen sollte. Dann aber siegte die Neugier.
    Der dicke Teppich schluckte das Geräusch ihrer Schritte, während sie den Stimmen nachging. Am Ende des Flurs gelangte sie zu einer Tür, die nur angelehnt war. Von dahinter kamen die Stimmen. Maggie löschte die Kerze und lugte durch den Spalt.
    Sie erblickte einen Teil eines Arbeitszimmers, ebenso klassisch eingerichtet wie das Schlafzimmer. Axel und Virginia standen draußen auf der Dachterrasse. Virginia trug ein langes, weites und beinahe durchsichtiges Nachthemd, und Axel war nackt.
    Was ging hier vor?
    Über die große Entfernung hinweg konnte Maggie sie nicht verstehen, aber Virginia redete leidenschaftlich gestikulierend auf Axel ein, und Axel reagierte nicht weniger aufgeregt. Sie schienen zu streiten. Hatten die zwei vielleicht ein Verhältnis, und Virginia machte Axel jetzt eine Szene?
    Maggie merkte, wie sie eifersüchtig wurde und wollte wissen, worum es im Gespräch der beiden ging.
    Da sie gerade nicht in ihre Richtung sahen, nutzte sie die Gelegenheit und schlüpfte in das Zimmer.
    Sie schob die Tür wieder zu und huschte hinüber zu der Wand neben der halb offenen Terrassentür.
    „Du musst sie fortschicken, Gebieter“, hörte sie Virginia sagen. In ihrer aufgebrachten Stimme lag eine flehende Note. Maggie fiel auf, dass sie ihn anders anredete als vorhin im Aufzug und im Wintergarten. Statt des herkömmlichen „Sir“ benutzte sie das Wort „Gebieter“.
    „Ich kann sie nicht fortschicken“, sagte er. „Und ich will sie auch nicht fortschicken!“
    „Du musst!“
    „Auf keinen Fall“, erwiderte Axel vehement. Sein Ton war eisern - aber auch ungehalten, wie Maggie fand. „Du verstehst die Zusammenhänge nicht.“
    „Dann werden sie dich finden“, begehrte Virginia auf.
    „Das können sie nicht.“
    „Doch, das können sie“, widersprach Virginia. „Meinen Quellen zufolge ist ihr Jagdhund bereits auf dem Weg hierher nach New York. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er auch dieses Haus

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